Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0291
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
23. Die vier artikel den dorfpfarrern furgehalten. 1539.

263

zaigten uns auch doran zu sonderlichem gnedigem
gefallen.
Solche anzaigung und furhaltung, so dem
capitel zu Meissen wirdet bescheen mussen, werden
unsere visitatores wol gruntlicher und formlicher
anzubringen und alle andere misbreuch an-
zuziehen wissen, die in der stiftkirchen zu Meissen
furlaufen und gebraucht werden. Ob villeicht das
capitel die visitation wurden vorschlaifen und die
furhaltung wollen in bedenken nemen, villeicht
mit solcher furwendung, dieweil es ain grosser und
wichtiger handel das sie unser bevolen furhalten
und begeren an den bischof von Meissen werden
gelangen mussen, und das sie sich mit demselbigen
hieruf wolten entschliessen und uns darnach sembt-
lich antwurt geben etc., so sollen unsere vor-
ordente visitatores inen daruf wider sagen, das sie
von uns kainen andern bevelich empfangen dann
wie sie inen angezaigt hetten; darumb wusten sie
solche antwurt nit anzunemen an uns zu bringen
und unserer bevolenen visitation des orts ainen
ufzug zumachen, sundern wurden sich unser be-
gerung nach zuhalten wissen.
Weren sie auch zu christlicher anderung be-
rurter misbreuch genaigt, so hetten sie von inen
vorstanden, das sie von uns bevelich hetten, die-
selben mit inen dem almechtigen zu lobe furzu-
nemen, daran sie auch unsern bevelich nach ires
hochsten vormugens kainen mangel wolten sein
lassen. Weren sie aber darzu nit genaigt, und
wolten sich unser gethanen begerung waigern, so
hetten sie selbst zubedenken, dieweil wir mit gott
und gewissen kainen vorzug darinnen leiden

mochten, was wir ferner darinnen vorschaffen
werden.
Und beschliesslich und endlich, was unsere
visitatores hierüber mangels spüren, oder an sie
gelangen würde, darin sich für gott und obrigkeit
wegen gebühren will, einsehung zu thun, darum
wollen wir ihnen hiermit macht und gewalt ge-
geben haben, nach ihrem christlichen bedenken
solches unverzüglich fürzunehmen und zu ver-
ordnen, in gnädiger zuversicht, sie werden in allen
sachen, die sie auf diesen unsern befehl und ab-
fertigung fürnehmen, handeln und an sie gelangen
oder fürfallen werden, als die, denen wir in
solchem wichtigen und tapfern werk und handel
gnädiglich vertrauen, an möglichen und getreuen
fleiss nicht erwinden lassen.
Und begehren insonderheit, dass sie alle ihre
handlungen in verzeichnis bringen und uns die-
selben zufertigen wollen mit nothdürftigen be-
richt, damit wir ob ihrer vorordnungen und hand-
lungen destbas mögen zukommen, und so jemands
darinnen beschwerung fürwenden wollt, uns gegen
denselbigen mit gebührlicher abweisung und ant-
wort haben zu vornehmen lassen. An dem allen
thun sie unser guädiges gefallen und gänzliche
meinung.
Zu urkund mit unsern hierauf gedruckten
secret besiegelt und geben zu Dresden, dornstags
nach Kiliani der zehnte tag des monats juli nach
Christi unsers lieben herrn und alleinigen selig-
machers geburt tausend fünfhundert und neun und
dreissigsten jahre.

23. Die vier artikel den dorfpfarrern furgehalten. 1539.
[Nach Weimar Ji. Nr. 1283. Verglichen mit der Original-Handschrift im Gnandsteinschen Archiv. Vgl. oben
S. 86. 87.]

Erstlich
Die pfarrer sollen sich hinfurder aller messen,
wie die bisher im papistischen brauch gehalten,
enthalden und unterlassen, und wider heimlich
noch offentlich papistisch und winkelmessen
halden.
Zum andern
So sollen auch das hochwirdig sacrament des
waren leibs und bluts unsers herrn Jesu Christi
nicht anders den nach seiner einsetzung unter
beider gestalt, reichen und geben, auch die eine
gestalt so es gleich begert, wegern, und ob
iemander weiter berichts und fragens dieses
artikels von noten, der sol sich des bei dem
nechstem superattendenten in stedten zu erholen
zu haben.

Zum dritten
Sie sollen auch von den closter gelubden
nicht anders lehren noch predigen denn das die-
selbigen one verletzung gottes ehre und der ge-
wissen nicht gehalten konnen werden.
Zum vierden
Sie sollen auch in predigen leren, das der
christliche ehestand von gott dem allmechtigen
nicht allein one allen unterscheid aller stende ein
gesetzet, sondern auch gesegnet sei, und das also
sich ein ietzlicher er sei geistlich oder weltlich
in demselben begeben moge, und das also zuvor-
hutung sund und ergernuss die priesterschaft ihre
concubin und kochin entweder ehelichen oder
dieselbigen nicht lenger halten, noch bei sich
finden sollen lassen, mit ernster und getreuer ver-
warnung, wo in dem von einem oder mehrerm
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften