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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0394
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366

Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.

beten, des kindleins noth aufs aller ernstlichste
für gott tragen, sich mit ganzem vermögen für
das kind wider den teufel setzen, und sich stellen,
das sie es ihnen ein ernst lassen sein, das dem
teufel kein schimpf ist.
Derhalben es auch wol billich und recht ist,
das man nicht trunkene und rohe pfaffen teufen
lasse, auch nicht lose leute zu gefattern nehme,
sondern feine sittige, ernste, frome priester und
gefattern, zu den man sich versehe, das sie die
sache mit ernst und rechtem glauben handeln,
damit man nicht dem teufel das hohe sacrament
zum spott setze, und gott verunehre, der darin so
uberschwenklichen und grundlosen reichthumb
seiner gnaden uber uns schüttet, das er selbst
eine neue geburt heist, damit wir aller tyrannei
des teufels ledig, von sünden, tod und helle los,
kinder des lebens, und erben aller güter gottes, und
gottes selbst kinder, und Christus brüder werden.
Ach lieben christen, last uns nicht so un-
fleissig solche unaussprechliche gaben achten und
handeln, ist doch die tauf unser einiger trost und
eingang zu allen göttlichen gütern, und aller
heiligen gemeinschaft, das helfe uns gott, amen.
Vermanung an die leute, so die kinder
zur taufe tragen,,
Lieben freunde in Christo, wir hören alle
tage.[wörtlich gleich der Herzog Heinrichs-
Agende in der Fassung der Ausgaben von 1555 ff.
Vgl. oben S. 266].
Von der nottaufe.
Weil bis daher in der christlichen gemein
ein löbliche und wolgegründte gewonheit gehalten
worden, das alle christliche personen, und sonder-
lich die weemütter (in ansehung, das auch die
weiber miterben des reichs Christi sein, und die
noth der gemeinen ordnung und regel nicht unter-
^ worfen ist) zur zeit der noth, in abwesen der
menner die kindlein getauft haben, welchs man
die nottaufe genennet hat, so wollen wir dieselbige
auch nicht aufheben, sondern in ihrer kraft
bleiben lassen.
Es sollen aber die pfarrer das volk in den
predigten unterrichten .... [bis zum Schlusse
wörtlich gleich der Heinrichs-Agende].
Was weiter die kirchendiener von der not-
taufe zu erinnern, ist in dem sechsten general
artikel von der taufe und nottaufe zu finden.
Von der trauung deren, die sich wollen
in ehestand begeben.
Vorrede D. Martini Luthers.
So manchs land .... [wörtlich gleich dem
Traubüchlein Luthers, (vgl. oben S. 23), bis zu den
Worten: (wo sie es begeren und fordern) handeln].

Wie breutigam und braut zu trauen und
zu segnen.
Erstlich sollen die, so zur ehe greifen wollen,
drei sontage vor der gemeine öffentlich verkündiget
und aufgeboten werden mit solchen worten:
Hans N. und Greta N. wollen nach götlicher
ordnung zum heiligen stande der ehe greifen, be-
geren des ein gemein christlich gebet für sie, das
sie es in gottes namen anfahen, und wol gerate.
Derwegen gebiete ich auf N. N. und hette
jemands was darein zu sprechen, der thue es bei
zeit, oder schweige hernach, gott, gebe inen seinen
segen, amen.
Zum andern, wenn der breutigam und die
braut auf den hochzeit tag in die kirchen gefüret,
sollen sie nachfolgender weise, wenn sie für den
altar getreten, durch den pfarrer oder caplan ge-
trauet werden.
Hans wiltu Greten zum ehelichen gemald
haben ?
Dicat Ja.
Greta wiltu Hansen zum ehelichen gemahl
haben ?
Dicat Ja.
Hie lasse er sie die trauring einander geben, und
füge ihre beide rechte hand zusammen, und spreche:
Was gott zusammen füget, sol kein mensch
scheiden.
Darnach spreche er vor allen in gemein:
Weil denn Hans N. und Greta N. einander
zur ehe begeren, und solches hie offentlich für
gott und der welt bekennen, darauf sie die hende
und trauringe einander gegeben haben, so spreche
ich sie ehelich zusammen, im namen des vaters,
und des sohns, und des heiligen geistes, amen.
Zum dritten, wenn die neue eheleut getrauet
worden, sol ihnen nachfolgende vermanung durch
den pfarrer oder caplan, der sie getrauet, vor-
gelesen werden.
Vermanung.
Dieweil ihr euch in den heiligen ehestand
im namen gottes begeben, damit ihr denselben
nicht mit unverstand göttliches worts, wie die un-
gleubigen, anfahet, so sollet ihr zum ersten aus
der heiligen schrift vernemen, wie der eheliche
stand von gott ist eingesetzt worden.
Denn also stehet geschrieben:
Gott der herr sprach, es ist nicht gut, das
der mensch alleine sei, ich wil ihm ein gehülfen
machen, die sich zu ihm halte. Da lies gott der
herr einen tiefen schlaf fallen auf den menschen,
und er entschlief, und nam seiner rieben eine,
und schloss die stette zu mit fleisch, und gott der
herr bauet ein weib aus der riebe, die er von dem
 
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