700 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.
per deum ammota) brevius ordinantur, ut dis-
tinctius canatur et sanctissimi psalmi non abruptis
et dimidiatis verbis tamquam res nihili evoman-
tur pocius quam cantentur.
Dise ordnung ist durch Ppmeranum und Jonas
gestellet, mit rath d. Martini1).
b Dieser Schlusssatz ist von Jonas geschrieben.
162. Kirchen-Ordnung für die Stadt Wittenberg. 1533.
[Aus dem Rathsarchiv zu Halle abgedruckt von Först
Magdeburg, Staatsarchiv,
Registration der stat Wittemberg,
durch die verordenten visitatores beder
visitacion gemacht und aufgericht.
In diser stat ist nicht mehr dan ein pfar von
anfang der universitet aus dem stift aller heiligen
mit einem pfarrer bestalt gewest. Die erwelung
aber soll hinfur stehen, wie sie mit ehrn Johan
Bugenhagen angefangen, semptlich bei der
universitet und dem rath, nemlich von wegen der
universitet rector, seniores und reformatores, und
von wegen des raths und gemein zehen person.
In solche pfar haben uber menschen gedenken
gehort die nachvolgende dorfer: Hondorf, Dra-
gen, Brulitzsch, Gallin, Diessen, Diet-
terstorf, Zernigall, Wiessk, Iserbeck,
Schadewalt, Teuchelen, Upern, Zem-
nick, Pisteritz die helfte1), welche alle sich
ihres pfarrechts in der stat erholt und doraus ver-
sorgt sein worden. Aber nachdem das dorf
Schadewalt bei Seida der stat Wittemberg
uf zwo meil entlegen und das dorf Lebetz hart
bei Wittemberg gelegen und zuvor in die pfar
Seida gehort, ist damit umbgewechselt, Lebetz
gen Wittemberg und Schadewalt mit allem
einkomen gen Seida geschlagen. Desgleichen
ist Zemnick das dorf, ferre halb des wegs, der
pfar zu Gategast, auch im ambt Seida ge-
legen, zugeschlagen, und demnach der pfar zu
Wittemberg nuemals dreizehenthalb dorf zu-
versorgen bleiben, nemlich: Hondorf hat 6 huf-
ner, Dragun 8 hufner 24 hufen, Brulitzsch
9 hufner 15 hufen, Gallin 9 hufner 20 hufen,
Diessen 5 hufner 18 hufen, Dietterstorf
10 hufner, Zernigall 6 hufner, Wiessk
6 hufner, Iserbeck 11 hufner, Teuchem
8 hufner, Lebetz 6 hufner 2 kossaten, Upern
9 hufner 1 kossat, Pisteritz die helfte 4 hufner
2 kossaten 2).
Zu obangezeigter pfar und iren zugehorenden
dorfern sint von nue an verordent nachvolgende
personell, nemlich3) pfarrer, drei diacon in der
stat, ein dorf-caplan, ein schulmeister der lateini-
1) „Die helfte“ fehlt in Magdeburg.
2) M.: andere Reihenfolge.
3) M: pfarrer, drei diacon, ein schulmeister mit
dreien coadjuvanten nach erheischung der schuler zal,
custer, junkfrauen schulmeister.
emann, Neues Urkundenbuch 1, 381 ff., verglichen mit
A. 59, A. 1492, Bl. 1 ff.]
schen schule, drei coadjuvanten derselben schule,
junkfrau schulmeister, custer gehulf in der junk-
frauen schul.
Nachdem nue in der andern visitation be-
funden, dass die arbeit den dreien diacon oder
caplanen untreglich, haben wir einen vierten zum
dorf-caplan, wie berurt, der ein student sei, der
die dorfer bereite und darinne predige, zugelegt.
Die sacrament aber sollen die leute in der pfar-
kirchen suchen, und in furfallenden krankheiten
haben sie in allen dorfern gewilligt, einen wagen
hereinzuschicken und der andern caplan einen
hinaus holen zulassen. Darumb soll es hin furder
dermassen, wie hernachvolgend bei dem gottes-
dienst verzeichent, gehalten werden.
Pfarre zu Wittemberg metropolis und
der pfarrer daselbst neben dem probst
zu Kemberg obersuperattendenten.
Und nachdem Wittenberg sonst die haupt-
stat in der chur zu Sachsen und ane das eine ehr-
liche hohe schule ist, doraus durch gottes gnade
das heilige evangelium in diser letzten zeit revelirt,
so soll die kirch im land zu Sachsen ein metro-
polis und der pfarrer daselbst die obersuper-
attendenz haben, nach dem sich alle andere
kirchen zu richten und zusambt dem probst zu
Kemberg auf alle andere superattendenten im
churfurstenthumb, nemlichen der pfarrer zu
Wittemberg auf die, so diesseit der Elbe, und
der zu Kemberg auf die andern, so jenseit der
Elbe sein, desgleichen auf die pfarrer aufsehen
haben.
Kirchendienst, predigten und ander
priester-ambt belangend.
Des sontags frue sol ein priester oder diacon
aus dem catechismo predigen, und wenn der cate-
chismus aus ist, denselben widerumb anfahen.
Also hat der prediger raum gnug, den ganzen
catechismum wol und vleissig mit der zeit aus
zustreichen, besonders was nach gelegenheit dem
gemeinen manne von noten ist. Auf sonderliche
fest aber mugen die priester uf dise stund etwas
vom feste oder sonst vom sacrament oder peichte
predigen.
Nach der predig soll man sagen alle wort
per deum ammota) brevius ordinantur, ut dis-
tinctius canatur et sanctissimi psalmi non abruptis
et dimidiatis verbis tamquam res nihili evoman-
tur pocius quam cantentur.
Dise ordnung ist durch Ppmeranum und Jonas
gestellet, mit rath d. Martini1).
b Dieser Schlusssatz ist von Jonas geschrieben.
162. Kirchen-Ordnung für die Stadt Wittenberg. 1533.
[Aus dem Rathsarchiv zu Halle abgedruckt von Först
Magdeburg, Staatsarchiv,
Registration der stat Wittemberg,
durch die verordenten visitatores beder
visitacion gemacht und aufgericht.
In diser stat ist nicht mehr dan ein pfar von
anfang der universitet aus dem stift aller heiligen
mit einem pfarrer bestalt gewest. Die erwelung
aber soll hinfur stehen, wie sie mit ehrn Johan
Bugenhagen angefangen, semptlich bei der
universitet und dem rath, nemlich von wegen der
universitet rector, seniores und reformatores, und
von wegen des raths und gemein zehen person.
In solche pfar haben uber menschen gedenken
gehort die nachvolgende dorfer: Hondorf, Dra-
gen, Brulitzsch, Gallin, Diessen, Diet-
terstorf, Zernigall, Wiessk, Iserbeck,
Schadewalt, Teuchelen, Upern, Zem-
nick, Pisteritz die helfte1), welche alle sich
ihres pfarrechts in der stat erholt und doraus ver-
sorgt sein worden. Aber nachdem das dorf
Schadewalt bei Seida der stat Wittemberg
uf zwo meil entlegen und das dorf Lebetz hart
bei Wittemberg gelegen und zuvor in die pfar
Seida gehort, ist damit umbgewechselt, Lebetz
gen Wittemberg und Schadewalt mit allem
einkomen gen Seida geschlagen. Desgleichen
ist Zemnick das dorf, ferre halb des wegs, der
pfar zu Gategast, auch im ambt Seida ge-
legen, zugeschlagen, und demnach der pfar zu
Wittemberg nuemals dreizehenthalb dorf zu-
versorgen bleiben, nemlich: Hondorf hat 6 huf-
ner, Dragun 8 hufner 24 hufen, Brulitzsch
9 hufner 15 hufen, Gallin 9 hufner 20 hufen,
Diessen 5 hufner 18 hufen, Dietterstorf
10 hufner, Zernigall 6 hufner, Wiessk
6 hufner, Iserbeck 11 hufner, Teuchem
8 hufner, Lebetz 6 hufner 2 kossaten, Upern
9 hufner 1 kossat, Pisteritz die helfte 4 hufner
2 kossaten 2).
Zu obangezeigter pfar und iren zugehorenden
dorfern sint von nue an verordent nachvolgende
personell, nemlich3) pfarrer, drei diacon in der
stat, ein dorf-caplan, ein schulmeister der lateini-
1) „Die helfte“ fehlt in Magdeburg.
2) M.: andere Reihenfolge.
3) M: pfarrer, drei diacon, ein schulmeister mit
dreien coadjuvanten nach erheischung der schuler zal,
custer, junkfrauen schulmeister.
emann, Neues Urkundenbuch 1, 381 ff., verglichen mit
A. 59, A. 1492, Bl. 1 ff.]
schen schule, drei coadjuvanten derselben schule,
junkfrau schulmeister, custer gehulf in der junk-
frauen schul.
Nachdem nue in der andern visitation be-
funden, dass die arbeit den dreien diacon oder
caplanen untreglich, haben wir einen vierten zum
dorf-caplan, wie berurt, der ein student sei, der
die dorfer bereite und darinne predige, zugelegt.
Die sacrament aber sollen die leute in der pfar-
kirchen suchen, und in furfallenden krankheiten
haben sie in allen dorfern gewilligt, einen wagen
hereinzuschicken und der andern caplan einen
hinaus holen zulassen. Darumb soll es hin furder
dermassen, wie hernachvolgend bei dem gottes-
dienst verzeichent, gehalten werden.
Pfarre zu Wittemberg metropolis und
der pfarrer daselbst neben dem probst
zu Kemberg obersuperattendenten.
Und nachdem Wittenberg sonst die haupt-
stat in der chur zu Sachsen und ane das eine ehr-
liche hohe schule ist, doraus durch gottes gnade
das heilige evangelium in diser letzten zeit revelirt,
so soll die kirch im land zu Sachsen ein metro-
polis und der pfarrer daselbst die obersuper-
attendenz haben, nach dem sich alle andere
kirchen zu richten und zusambt dem probst zu
Kemberg auf alle andere superattendenten im
churfurstenthumb, nemlichen der pfarrer zu
Wittemberg auf die, so diesseit der Elbe, und
der zu Kemberg auf die andern, so jenseit der
Elbe sein, desgleichen auf die pfarrer aufsehen
haben.
Kirchendienst, predigten und ander
priester-ambt belangend.
Des sontags frue sol ein priester oder diacon
aus dem catechismo predigen, und wenn der cate-
chismus aus ist, denselben widerumb anfahen.
Also hat der prediger raum gnug, den ganzen
catechismum wol und vleissig mit der zeit aus
zustreichen, besonders was nach gelegenheit dem
gemeinen manne von noten ist. Auf sonderliche
fest aber mugen die priester uf dise stund etwas
vom feste oder sonst vom sacrament oder peichte
predigen.
Nach der predig soll man sagen alle wort