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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0063
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Einleitung

gen. Johann III. erhielt die Herrschaften Ottweiler und Homburg, die Schirmvogtei über das Kloster
Neumünster und den Anspruch auf die Vogtei über Wörschweiler. Die Grafschaft Saarwerden wurde
zunächst von beiden Grafen gemeinsam regiert, erst 1556 wurde sie Adolf allein zugewiesen. Dieser resi-
dierte fortan in Saarwerden, sein Bruder Johann III. in Saarbrücken.216
Die Reformation wurde in beiden Landesteilen zu verschiedenen Zeiten eingeführt. Während sich Graf
Adolf217 in Saarwerden nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 der neuen Lehre zuwandte, blieb
Johann III. von Nassau-Saarbrücken zeitlebens altgläubig; erst als mit seinem Tod 1574 die Linie Nassau-
Saarbrücken ausstarb und der Landesteil an die Nassau-Weilburger Vettern Albrecht II. (☨1593) und Phil-
ipp IV. (☨1602) fiel, wurde hier die Reformation eingeführt.218
In der Grafschaft Saarwerden, die 1527 an Nassau-Saarbrücken gekommenen war, bestand über die Nach-
barschaft zu Zweibrücken, Lützelstein und Straßburg vermutlich schon in den 1540er Jahren eine refor-
matorische Bewegung, die schließlich in eine von Graf Adolf forcierte obrigkeitliche Reformation mündete.
Da kaum Quellen überliefert sind, bleibt der Verlauf der Reformationseinführung in Nassau-Saarwerden
undeutlich,219 es sind lediglich einige Details bekannt: 1558 führte Graf Adolf die Pfalz-ZweibrückerKir-
chenordnung von 1557 ein.220 Zum Superintendenten seines Landes und Pfarrer in Saarwerden bestellte er
Israel Achatius, der im Frühsommer 1558 für einige Wochen von Kaspar Goltwurm, dem Weilburger Super-
intendenten, unterstützt wurde.221 In diesem Jahr gestattete Graf Adolf auch zahlreichen reformierten
Glaubensflüchtlingen aus Frankreich, sich in den wüst gefallenen Dörfern Saarwerdens - in Altweiler,
Burbach, Eyweiler, Görlingen, Kirberg und Rauweiler - anzusiedeln222, und am 13. Juni 1559 kündigte Graf
Adolf den evangelischen Pfarrern seines Landes eine Visitation an.223 Als der Graf Ende dieses Jahres
kinderlos starb, erbte sein altgläubiger Bruder Johann III. von Nassau-Saarbrücken den Saarwerdener
Landesteil.224
Während Graf Adolf in Saarwerden 1558 die Reformation anhand der Pfalz-Zweibrücker Kirchenordnung
eingeführt hatte, blieb Johann III. (☨1574) zeitlebens altgläubig.225 Er betrieb jedoch gegenüber den Evan-
gelischen eine großzügige Politik, denn nach dem Anfall Saarwerdens 1559 ließ er sowohl das dortige evan-
gelische Bekenntnis unangetastet226 als er auch das Vordringen neugläubiger Prediger in den Saarbrücker

216 Spielmann, Geschichte I, S. 172f.; Herrmann, Refor-
mation, S. 47; Schliephake/Menzel, Geschichte 6,
S. 320; Schmidt, Grafenverein, S. 518-520.
217 Zu Adolf von Nassau-Saarwerden siehe Cuny, Refor-
mation, S. 54; Bergholz, Sendbrief, S. 169-192; ders.,
Bock, Sp. 81-86; Roth, Bock, S. 25-74; Mayerhofer,
Beiträge, S. 765-799; Herrmann, Reformation, S. 48.
218 Conrad, Umstrukturierung, S. 52.
219 Zur Quellensituation für Nassau-Saarbrücken siehe
Herrmann, Quellen, S. 9-38; ders., Archivgeschichte,
S. 34-60.
220 Abdruck in Sehling, EKO XVIII, S. 71-259. Über die
Einfiihrung dieser Kirchenordnung unterrichtet ein
Schreiben, das Graf Adolf Ende Juni 1559 an den Ober-
amtmann der Herrschaft Kirchheim sandte. Hierin trug
er diesem auf, dort ebenfalls die Pfalz-Zweibrücker Kir-
chenordnung einzuführen, die in Nassau-Saarwerden
bereits in Kraft sei. Das Schreiben ist abgedruckt bei
Cuny, Reformation, S. 272f., Nr. 25. Vgl. ebd., S. 56,
64; Herrmann, Reformation, S. 50f., 80; Pfeiffer,
Reformatorische Bewegung, S. 4; Jacobson, Ge-
schichte, S. 645f.; Schliephake/Menzel, Geschichte

6, S. 322; Schmitz, Das kirchliche Leben, S. 30; Adam,
Kirchengeschichte, S. 236.
221 Adam, Kirchengeschichte, S. 235; Cuny, Reformation,
S. 59, S. 269f. Nr. 21 und Nr.,22; Schmitz, Das kirch-
liche Leben, S. 33-35; Herrmann, Reformation, S. 51.
Zu Israel Achatius siehe Bergholz, Achatius, S. 1-3;
ders., Sendbrief, S. 175 Anm. 27; Schliephake/Men-
zel, Geschichte 6, S. 322f.
222 Matthis, Leiden, S. 8-12; Eyer, Einwanderung,
S. 112-121; Adam, Kirchengeschichte, S. 233, 235f.,
238f.; Cuny, Reformation, S. 61; Herrmann, Refor-
mation, S. 51, 77-79; Bergholz, Sendbrief, S. 175f.;
RICHTER, Saargebiet, S. 35f.; Schmitz, Aus dem kirch-
lichen Leben, S. 38f.
223 Abdruck des Ankündigungsschreibens bei Cuny, Refor-
mation, S. 271, Nr. 23. Vgl. Adam, Reformationsge-
schichte, S. 235; Herrmann, Reformation, S. 51.
224 Adam, Kirchengeschichte, S. 237; Cuny, Reformation,
S. 62; Herrmann, Reformation, S. 53-55.
225 Herrmann, Reformation, S. 45-47.
226 Nur die Superintendentur wurde aufgehoben, Israel
Achatius ging 1560 als Pfarrer in die elsässische Reichs-

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