Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0084
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nassau-Dillenburg

kyrchenzierung sein pharfolcklein underweiß und
ler und selbs gleichformig halte, wie diese unsere
instruction und unterredung das underschiedlich
außweißt. Auß dem verhoffen wir trostlich, der ain-
faltigen ergernus und schwachen anstoeß soll erlei-
gen und mit der zeit Gottes ehr wachssen unnd zu-
nemen. Das begeren wir umb Gottes er willen I 5r |
unnd wollen, das auch sambt unnd sonnders biß
auff bessern bericht also getreulich volnzogen unnd
gehalten haben alles, so lieb einem jeden sey, unn-
ser gunst zubehalten und ungnade zuvermeiden.

Haben auch zu merer bestendiger handthabung
unnserm jetztverordenten superattendenten13 unnd
visitator und kunfftigen ernstlich gepietende bevo-
len, wie wir auch hiemit thun, mit sonnderm fleis
daruber zu zeiten visitation zu inquiriren unnd dar-
ob zuhalten, wo auch etwas feel oder gebrech be-
funde, das an uns gelangen zulassen, ferner der pil-
licheit mit zymlichen peenen und censuren darin
zubescheiden. Darnach mag sich ein jederer wissen
zurichten.

[1.] Von der Tauff, ob die lateinischs oder teutschs bescheen sol

Von dem hailigen sacrament des tauffs, welcher unn-
ser christen bundtzaigen [!] ist im neuwen testa-
ment14, dardurch wir auch erstlich in die christen-
hait angenomen werden, sollen die pharher unnd
prediger klar und richtig mit allem fleis lernen, da-
von inen ein schon, nutzliche form und underricht in
ubergebner ordnung vorgeschrieben ist15, auch, wie
sie die leuth bey dem tauff vermanen unnd tauffen
sollen. Dweil aber nichts im tauff gehandelt wirt, on
waß ein jedere christen zuwissen schuldig ist unnd
von notten hadt, darumb sollen sie in deren spra-
chen tauffen, die das folck unnd alle zuhorer ver-
stehen khonnen, nemblich zu teutschs. Nachdem
aber auch die hebammen, wie man wol erfaren, un-
schicklich mit dem jhedauff16 umbgeen, auch khin-
der, die noch nit volnkhomentlich geporn, wider die
aigenschafft des tauffs tauffen, sollen die pfarher
I 5v | sie dernhalb davon aigentlich17 unnd wol under-
richten, dan man die khinder [nicht] tauffen soll, es
sey dan volnkhomentlich auff die welt geporn unnd

13 Seit 31. August 1537 war Erasmus Sarcerius als Superin-
tendent in Nassau-Dillenburg tätig, siehe oben, S. 24f.
14 Kol 2,11-15.
15 Brandenburg-nürnbergische Kirchenordnung von 1533,
SEHLING, EKO XI, S. 178-180; OSIANDER, Gesamt-
ausgabe 5, S. 128-133.

in unsern hannden, seitmal die tauff ein gaistliche
wiedergepurt ist18. Waß nun wiedergeporn sol wer-
den, muß ja furhin geporn sein, wie Augustinus
sagt19.
Damit aber nun ware zucht unnd christlicher
ernst bey dem tauff dester besser auffkhome und der
gantz handel des hailigen tauffs mit rechtem ernst
und hertzlicher andacht, des wir ja schuldig seint,
gehalten werde, darumb sollen die dhiener der kir-
chen das folck vermanen, auff die feiertag oder
sunst, wan die gemain Gottes versamblet und bei-
einander ist, ir khinder zum tauff zupringen. Alsdan
khan man mit merer dapfferkeit und auch grosser
frucht die gehaimnis des tauffs darthun und der ge-
main khunt machen, eß wirt auch desto fleissiger
von fylen vor das kintlin gebetten. Doch sol in dem
christlicher dyenst zu allen tzeiten, wan die khinder
khranck seint, von den dienern niemant abgeschla-
gen noch versagt werden.

16 Jähtaufe = Nottaufe.
17 Genau.
18 Tit 3,5.
19 Augustinus von Hippo, Epistola 187 (De praesentia Dei
ad Dardanum), 10, 32, PL 33, Sp. 844; CSEL 57, S. 110.

66
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften