Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0233
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
32. Kirchenordnung 1574/1576

umbgehen, solches aber Gottes Wort zuwider und
ein grosse Sünd ist, so sollen unsere Superintenden-
ten unnd Predicanten das Volck in gemein, und die-
jenigen, so sie hiemit befleckto seyn vermercken, in
sonderheit, mit vermanen, lehren und unterrichten
von solchen sündlichen, verbotnen dingen | C4v |
treuwlich abweisen. Unnd sollen unsere Beampten
eines jeden orts nach den Cristallensehern unnd
Weissagernp greiffen, die zu hafften bringen und es
uns zu erkennen geben, damit sie ire gebürende
Straff, die inen nach gelegenheit und befindung an
Leib und Leben qohn alle barmhertzigkeitq wider-

fahren sol, empfangen mögen. Deßgleichen sollen
auch unsere Beampten auff diejenigen, so sich ob-
gemeldten dingen anhengig machen, zu den Warsa-
gern und Cristallensehern lauffen unnd sich bey
inen rahts erfragen, gute achtung geben, sie darvor
wahrnen unnd durch die Pfarrherrn und Seniores
wahrnen und abwenden, runnd diejenigenr, so sich
auff vorgehende verwahrnungs nicht wöllen abwen-
dent lassen, gleicher gestalt eynziehen, sie an Leib
und Gut nach gelegenheit der uberfahrung haben zu
straffen. I D1r I

Von Widertäuffern

Nachdem wir auchu im werck befinden, daß die Wi-
dertäuffer sich hin unnd herv wider underschleif-
fenw 21, auch ihre heimliche Conventicul und zusam-
menkunfft zu halten und das arm, gemeine Volck
mit ihren verführischen Lehren von dem rechten
weg unserer Seligkeit zum verderben abzuleiten un-
terstehenx, So sollen unsere Beampten wie auch die
Superintendenten und Predicanteny auff solche der
Widertäuffer heimliche Conventicula und Zusam-
menkünfften fleissig auffmerckens haben und die-
selben mitnichten gestatten, sondern die verstö-
ren22 und dargegen alle verhinderliche mittel nach
gelegenheit fürnemmen, Insonderheit aber, da etli-
che, es seyen gleich Mann- oder Weibspersonen, mit
die-I D1v | ser Sect behafft befunden würden, die sol
ein jeder Pfarrherr, unter dessen Pfarren sie geses-
sen, seinem Superintendenten alsbald namhafftig
machen, Der sich den nechsten dahin verfügen oder
nach gelegenheit den Widertäuffer neben dem Pfarr-
herr vorbescheiden, denselben mit allen treuwen,
fleiß unnd sanfftmühtigkeit auß Gottes Wort seines

o KO 1618: befleckt zu.
p KO 1618: Warsagern.
q-q Fehlt KO 1618.
r-r KO 1618: lassen. Diejenigen aber.
s KO/Agende 1609, KO 1618: vermahnungen.
l KO 1618: abwenden unnd eines bessern berichten.
u KO 1618: auch hiebevor.
v Fehlt KO 1618.
w KO 1618: untergeschleiffet.
x KO 1618: unterstanden.

irrthumbs unterrichten und mit widerlegung dessel-
ben lehren, vermanen und unterweisen, nach müg-
lichheit wider auff den rechten Weg führen und brin-
gen.
Wo dann ein solcher Widertäuffer auff seinem
gefasten irrthumb beharren und sich, wie zu besor-
gen, mit warer Schrifft nicht darvon weisen lassen
wöllen, So sollen unsere Beampten auff der Superin-
tendenten bericht und anzeig den oder denen, die
erzehlter gestalt halßstarrig und auff irem groben
mißverstand bleiben, ernstlich ansagen und gebie-
ten, Alles dasjenige, das sie unter Uns haben, Hauß,
Hof, Ecker, Wiesen, Korn, Haber, Frucht, Vieh und
alles anders, was | D2r | inen zusteht, innerhalb
zviertzehen tagen2 ires besten23 zuverkauffen, zuver-
eussern und unter einer andern Herrschafft ire Woh-
nung und aEnthaltung24 zu suchen und, da sie dasα
ermeldten unsern Beampten glaublichen bey waren
worten verwilligen unnd zusagen, sollen sie es von
inen annemmen und, so viel müglich, Kauffleut ver-
schaffen, Auch jenen gestatten, ihr Gelt gantz oder

y KO 1618: Prediger jederzeit nach wie vor.
z-z KO 1618: zweyer oder dreyer Monathen, je nach Erwe-
gung der Umbstände.
a-α KO 1618: Uffenthaltung zu suchen. Da sie nun dassel-
bige.

21 Einschleichen.
22 Zerstreuen, unterbinden.
23 Zum bestmöglichen Preis.
24 Aufenthalt.

215
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften