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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0235
32. Kirchenordnung 1574/1576
Sauffens, Spielens, Schlägerey und sonst viel Bübe-
rey geschihet, ernstlichen und bey namhafften Pee-
nen abzustellen gebotten, jedoch, dieweil dieselbigen
(wie gemeinlich alle andere zu erhaltung Christli-
cher Zucht unnd Erbarkeit dienliche Ordnungen)
dem gemeinen Mann bey dieser unartigen33 Welt
schwerlich eyngehn, So wöllen wir solche Ordenun-
gen hiemit auch renoviert haben. Setzen demnach,
ordnen und wöllen, daß hinfüro die Kirmessen in
unsern Landen gäntzlich abgestellet und darü-
|D4v| ber von unseren Superintendenten unnd
Pfarrherrn sowol als unsern Beampten gehalten
werden sol. Und da hierüber einiger Fleck oder
Dorff oder die Pfarrhern in den Dörffern unnd Fle-
cken befunden würden, die da Kirmeß hielten, die
sollen darumb ernstlich gestrafft werden; Nemlich,
der Pfarrherr sol seins Ampts entsetzt und der Fleck
oder das Dorff, wann es ein ziemlich Dorff oder
Fleck ist, umb zwentzig Gülden, aber ein kleins
Dörfflein umb zehen Gülden, so offt es ubertritt,
gestrafft werden. Weren aber etwan sondere Perso-
nen in einem Dorff und Flecken, die es ubertreten,
Dero jede sol, so offt die ubertritt, uns vier Gülden
zu Buß geben und unsere Beampten die unnachläß-
lich eynbringen.
Also auch sollen die Sonntags Täntz, sonderlich
unter der Predigt und Kinderlehr, | E1r | darzu auch
alle andere leichtfertige Uppigkeiten, so nach Heyd-
nischer weiß zur Faßnacht, Walpurgis [1. Mai],
Pfingsten, Johannistag [24. Juni] und andern zeiten
mehr durchs jar vom gemeinen Mann geübet und
fürgenommen werden, gäntzlichen verbotten seyn
und die Uberfahrer jedermals nach gestalt der ge-
ubeten leichtfertigkeit durch unsere Beampten
ernstlichen gestrafft und uns die Straff eynbracht
werden.
Wann aber Hochzeiten sind, mag man ziemlich
tantzen, doch daß solches nicht unter der Predigt
oder zu der zeit, wann man den Catechismum helt,
darzu ehrlicher34 weiß, geschehe, Und dann das
nachttantzen35, deßgleichen das abstossen am tant-
zen, auch das herumbwerffen unnd sonst alle un-
züchtige geberde und wort gäntzlichen unterlassen
und vermitten werden. Dazu dann an einem jeden
ort, beydes, in Stätten und Dörffern, unsere Beamp-
ten neben dem Raht in Stätten unnd Vorstehern in
Dörffern etliche | E1v| redliche Personen ordnen sol-
len, die jedeßmals bey den Täntzen seyn und blei-
ben und darauff gute achtung geben, daß diser unser
Ordnung gelebt, zu rechter zeit angefangen unnd
auffgehöret unnd die Uberfahrer den Beampten an-
gezeigt und von denselben in gebürliche Straff ge-
zogen werdeng.
Von Gottslästern und vollsaufen
Als auch in dieser letzten bösen Welt unter andern
vielfaltigen schweren Sünden und Lastern die un-
christlich Gottslästerung und hoch ärgerliche verun-
ehrung deß heyligen unnd theuwren Nahmensh Got-
tes und der Hochwirdigen Sacramenten unsers Her-
ren unnd Heylands Jhesu Christi im schwang gehet,
Deßgleichen das unziemliche vollsauf-I E2r | feni mit
ubermässiger, viehischer unnd unnatürlicher ver-
h Im Druck: Mannes. Korrigiert aus KO/Agende 1609,
KO 1618.
i KO 1618: zutrincken.
32 Kirchweihfeste.
33 Sündhaften, Grimm, DWb 24, Sp. 193.
34 Züchtiger.
schwendung der edlen Gaben, so Gott der Herr zu
notwendiger dises Lebens auffenthaltung geschaffen
hat, uberhandt nimpt, dardurch dann seine Göttli-
che Allmacht umb so vil mehr zu billicher ungnad
gereitzt und verursacht wirt, uns durch mißwachß
und schmälerung der Gaben, die zu unterhaltung
dieses zeitlichen Lebens nötig, unnd sonst in andere
weg seinen gerechten Zorn für augen zu stellen unnd
35 Ausschweifende Feierlichkeiten am Abend vor dem
Hochzeitstag, vgl. Waldecker Kirchen- und Zuchtord-
nung von 1555, Sehling, EKO IX, S. 226 Anm. 10;
Kirchen- und Polizeiordnung der Grafen von Solms für
Münzenberg [1575-1580], ebd., S. 351 Anm. 34; Solms-
Braunfelser Kirchenzuchtordnung von 1582, ebd.,
S. 324.
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Sauffens, Spielens, Schlägerey und sonst viel Bübe-
rey geschihet, ernstlichen und bey namhafften Pee-
nen abzustellen gebotten, jedoch, dieweil dieselbigen
(wie gemeinlich alle andere zu erhaltung Christli-
cher Zucht unnd Erbarkeit dienliche Ordnungen)
dem gemeinen Mann bey dieser unartigen33 Welt
schwerlich eyngehn, So wöllen wir solche Ordenun-
gen hiemit auch renoviert haben. Setzen demnach,
ordnen und wöllen, daß hinfüro die Kirmessen in
unsern Landen gäntzlich abgestellet und darü-
|D4v| ber von unseren Superintendenten unnd
Pfarrherrn sowol als unsern Beampten gehalten
werden sol. Und da hierüber einiger Fleck oder
Dorff oder die Pfarrhern in den Dörffern unnd Fle-
cken befunden würden, die da Kirmeß hielten, die
sollen darumb ernstlich gestrafft werden; Nemlich,
der Pfarrherr sol seins Ampts entsetzt und der Fleck
oder das Dorff, wann es ein ziemlich Dorff oder
Fleck ist, umb zwentzig Gülden, aber ein kleins
Dörfflein umb zehen Gülden, so offt es ubertritt,
gestrafft werden. Weren aber etwan sondere Perso-
nen in einem Dorff und Flecken, die es ubertreten,
Dero jede sol, so offt die ubertritt, uns vier Gülden
zu Buß geben und unsere Beampten die unnachläß-
lich eynbringen.
Also auch sollen die Sonntags Täntz, sonderlich
unter der Predigt und Kinderlehr, | E1r | darzu auch
alle andere leichtfertige Uppigkeiten, so nach Heyd-
nischer weiß zur Faßnacht, Walpurgis [1. Mai],
Pfingsten, Johannistag [24. Juni] und andern zeiten
mehr durchs jar vom gemeinen Mann geübet und
fürgenommen werden, gäntzlichen verbotten seyn
und die Uberfahrer jedermals nach gestalt der ge-
ubeten leichtfertigkeit durch unsere Beampten
ernstlichen gestrafft und uns die Straff eynbracht
werden.
Wann aber Hochzeiten sind, mag man ziemlich
tantzen, doch daß solches nicht unter der Predigt
oder zu der zeit, wann man den Catechismum helt,
darzu ehrlicher34 weiß, geschehe, Und dann das
nachttantzen35, deßgleichen das abstossen am tant-
zen, auch das herumbwerffen unnd sonst alle un-
züchtige geberde und wort gäntzlichen unterlassen
und vermitten werden. Dazu dann an einem jeden
ort, beydes, in Stätten und Dörffern, unsere Beamp-
ten neben dem Raht in Stätten unnd Vorstehern in
Dörffern etliche | E1v| redliche Personen ordnen sol-
len, die jedeßmals bey den Täntzen seyn und blei-
ben und darauff gute achtung geben, daß diser unser
Ordnung gelebt, zu rechter zeit angefangen unnd
auffgehöret unnd die Uberfahrer den Beampten an-
gezeigt und von denselben in gebürliche Straff ge-
zogen werdeng.
Von Gottslästern und vollsaufen
Als auch in dieser letzten bösen Welt unter andern
vielfaltigen schweren Sünden und Lastern die un-
christlich Gottslästerung und hoch ärgerliche verun-
ehrung deß heyligen unnd theuwren Nahmensh Got-
tes und der Hochwirdigen Sacramenten unsers Her-
ren unnd Heylands Jhesu Christi im schwang gehet,
Deßgleichen das unziemliche vollsauf-I E2r | feni mit
ubermässiger, viehischer unnd unnatürlicher ver-
h Im Druck: Mannes. Korrigiert aus KO/Agende 1609,
KO 1618.
i KO 1618: zutrincken.
32 Kirchweihfeste.
33 Sündhaften, Grimm, DWb 24, Sp. 193.
34 Züchtiger.
schwendung der edlen Gaben, so Gott der Herr zu
notwendiger dises Lebens auffenthaltung geschaffen
hat, uberhandt nimpt, dardurch dann seine Göttli-
che Allmacht umb so vil mehr zu billicher ungnad
gereitzt und verursacht wirt, uns durch mißwachß
und schmälerung der Gaben, die zu unterhaltung
dieses zeitlichen Lebens nötig, unnd sonst in andere
weg seinen gerechten Zorn für augen zu stellen unnd
35 Ausschweifende Feierlichkeiten am Abend vor dem
Hochzeitstag, vgl. Waldecker Kirchen- und Zuchtord-
nung von 1555, Sehling, EKO IX, S. 226 Anm. 10;
Kirchen- und Polizeiordnung der Grafen von Solms für
Münzenberg [1575-1580], ebd., S. 351 Anm. 34; Solms-
Braunfelser Kirchenzuchtordnung von 1582, ebd.,
S. 324.
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