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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0286
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Nassau-Weilburg

Von eynsegnung der Eheleut

Die Epistel an die Hebreer lehret und vermanet, die
Ehe solle bey jederman ehrlich gehalten wer-
den176, dann dieweil es ein besonderbarev, köstliche
Gottesordnung ist, dardurch Gott allein das
menschlich geschlecht, auß welchem er hie auff Er-
den seine Kirch samlet, erhalten unnd täglich ge-
mehret haben wil, so gebürt uns ja, solche Gottes-
ordnung nicht verechtlich zuhalten, sonder theuwr
und hoch zu achten und mit warer Gottesforcht
unnd demut diesen standt anzufahen und darinne zu
leben. Wie nun unser erster Vatter Adam sich zu
seiner Eva nicht auß eigenem willen und gutdün-
cken, sondern, da sie im zuvor von Gott selbs im
Paradeiß zugeführet und zur Ehe gegeben unnd ein-
gesegnet ward, gethan hat, also ist hernach zu allen
zeiten der Ehestandt mit gutem raht und sonderli-
chen Gottseligen Ceremonien angefangen worden,
und hat demnach die alte Kirche für gut und raht-
sam angesehen, daß die Ehe, nachdem sie zuvor or-
dentlicher weise mit gutem vorgehabtem Raht bey-
derseits Eltern und Freunden vorgenommen und be-
schlossen worden ist, mit einem offentlichen Kirch-
gang (da die zusammen vertrauwete personen | a2v |
im Namen Gottes auff irer beyder bewilligung zu-
sammengesprochen, Gottes wort uber sie gelesen
und die gemeine vorbit gethan wirt) Confirmirt und
bestetigt werden solt.
Solchen Christlichen unnd wolherbrachten ge-
brauch behalten wir billich in unsern kirchen. Da-

v Agende 1618: besondere.
w-w Agende 1618: Erstlich. Damit nicht zu nahe ins Geblüt
geheuratet oder sonsten verbottene Ehegelübd vorge-
nommen werden, sollen diejenigen, so zum Ehestand zu
greiffen vermeynen, oder jemand an ihrer statt, ehe die
Zusage geschicht unnd mit dem Jawort bestattiget, bey
unsern Beampten und Pfarherrn ihr Vorhaben anzeigen
und sich Berichts erholen, wessen sie sich zu verhalten,
damit nicht auß Unwissenheit unnd Unverstand solche
Personen sich copuliren und zusammen versprechen, die
man bald hernach mit Schanden und Ergernuß wider-
umb voneinander theidigen [=trennen] unnd scheiden
müsse. 4. Darnach sollen auch.
x-x Agende 1618: wenn die Kirchendiener vorhin nicht ihres
Christenthumbs halber satten Bericht haben, sich bey
denselbigen umb besserer Unterweisung willen anzeigen
und einstellen.

mit aber auch alhie alles ordentlich zugehe177, sol
diese Action auff folgende weise angestelt werden:
1. wErstlich söllenw die Ehelich zusammen vertrau-
wete personen xsich dem Pfarrherr oder Kirchendie-
ner anzeigenx, ihre Namen notiren und auffzeichnen
lassen, welcher sie, was der Ehestandt sey unnd wie
sie sich darinnen gegen Gott, gegen ihr Haußgesinde
unnd gegen mennigklich erzeigen müssen, mity ernst
vorhalten, was ir voriges leben gewesen, erinnern,
für dem bösen warnen und zum guten gantz fleissig
und trewlich vermanen sol, und vor allen dingen sol
er von ihnen vernemen, ob sie auch ihren Catechis-
mum gelernt haben, darinn sie hernach ire Kinder
und Haußgesinde auch underweisen und inen zdie
wortz einbilden köndten; unnd da hie einiger mangel
gespühret, sol er sie die Haupstück der Christlichen
Lehr entweder mit oder ohn die außlegung nach ge-
stalt und gelegenheit der personen zulernen ernst-
lich vermanen, sie auch zum Christlichen Kirchgang
nicht zulassen, sie haben dann zuvor so viel gelernet,
das sie zum wenigsten die Zehen gebott, die Articul
deß Christlichen glaubens, |a3r| das Vatter unser,
die wort der einsetzung der heiligen Tauffe, deßglei-
chen deß heiligen Abendmals sampt den Gebe-
tena vor und nach dem essen178, item, wenn man des
morgens auffstehet und sich deß abends zu ruhe be-
gibt179, gesprochen werden söllen, beigentlich und
gentzlich recitiren und& erzelen köndtenc.

y Agende 1618: mit bescheidenem.
z-z Fehlt Agende 1618.
a Agende 1618: Gebeten, so.
b-b Agende 1618: verstandlich.
c Agende 1618: köndten, In welchen Stücken er doch son-
derlich bey denen, so auß dem Bapsthumb oder sonst
frembd ankommen und sich unterweisen zu lassen be-
gehren, sonderlicher Sanfftmuth unnd Bescheidenheit zu
verhalten und gebrauchen hat.

176 Hebr 13,4.
177 Vgl. 1Kor 14,40.
178 Luthers Tischgebete Benedicite und Gratias im Kleinen
Katechismus, BSLK S. 522f.
179 Luthers Morgen- und Abendsegen im Kleinen Katechis-
mus, BSLK S. 521f.

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