Nassau-Weilburg
Mißverstände so viel mehr verhutet werden können. Wie
nun solche Bäwe und deren zugehörte ihnen gelieffert, also
sollen sie dieselbigen fürders, und sonderlich dasjenige, so
durch täglichen Brauch verwüstet unnd verbrochen wirt, als
Offen, Fenster, Thürn, Schlösser, Wände, Tachungen und
was dergleichen mehr seyn mag, so lang sie darinnen wohnen
unnd im Pfarr- oder Kirchendienst bleiben, wie ohnedas gu-
ten unnd fleissigen Haußvättern gebüret, in bawlichem We-
sen erhalten und jährlich zu bessern schuldig seyn, und das,
so lang es sich erhalten lassen wil, Demnach durch iren Fleiß,
so viel möglich, allen Schaden in Zeiten, wenn solchem noch
mit einem geringen vorzukommen, wenden. So aber mutwil-
lens oder durch sonderbare Unachtsam- und Fahrlässigkeit
iro und der irigen etwas verwahrloset würde, sollen sie das-
selbige auff iren eigenen Kosten zu bessern und erstatten an-
gewiesen seyn.
5. Die Kirchhöffe als besondere Stätte, darauff vieler ver-
storbenen Heyligen Leib ruhen und der herrlichen Zukunfft
unsers Herren Jesu Christi erwarten, sollen wie von Alters
von einer jeden Christlichen Gemeine mit dem Mawerwerck
befriediget und reinlich gehalten werden, also daß weder
Pfarrer noch Glöckner noch jemand auß der Gemeine sein
Schaff, Kühe, Pferd und Säw darauff treibe.
6. Wo Schulen von dem Glockenampt und andern Gefällen
uffgericht, daselbst sollen jedes Pfarrvolck mit Zuthun deren
filialen bequeme Schulhäusser vor Schulmeister und ihre ei-
gene Kinder mit schuldiger Danckbarkeit erbawen unnd im
Baw erhalten werden.
Von Stifft-, Kirchen-, Hospitaln- unnd andern Rechnungen
uber Geistliche Güter
1. Wir verordnen hiermit, daß hinfüro beneben denen, so Wir
auß unsern Räthen und Dienern zu den Kirchensachen be-
stellet oder sonsten je nach vorfallender Gelegenheit gebrau-
chen, auch unsere Superattendenten und die Inspectorn (de-
ren Classis, darin jeder die Uffsicht hat) Stiffts Kirchen-,
Spital- unnd dergleichen Rechnungen mit beywohnen sollen.
Uber Rheyn aber, wo bißhero für unser Cammer- unnd Re-
chenräthen die Kirchen- unnd andere Geistliche Rechnungen
nicht seynt abgehört worden, sollen dieselbige hinfüro biß uff
anderewertliche Verordnung für unsern Amptleuthen und
Superattendenten geschehen unnd denen nach Bewandtnus
der Rechnung unnd Gefällen noch ein verrechenter Diener,
so am nächsten gesessen, adiungirt, auch allwegen jedes Orts
Pfarherr umb bessern Berichts willen zur Abhörung erfordert
werden.
Von jährlicher Verlesung etlicher Stücke
auß dieser Ordnung
1. Schließlich ist unser unverlässiger Will unnd Meynung,
daß unsere Kirchendiener alle Jahrs zum wenigsten zwey-
mal, nemblich gleich nach Ostern umb Quasimodogeniti
[=erster Sonntag nach Ostern] und dann umb Michaelis
[=29. Sept.] sampt nechstfolgenden Sontagen hernach, unser
Ordnungen von Besuchung und Versaumnus deß Gottes-
diensts, Ubung deß Catechismi bey alten und jungen, Gott-
slästerung unnd vollsauffen, Heimlichen Eheverlöbnussen,
Verbottenen Gradibus, von der Kirchen Censur und Disci-
plin, von Allmosen Stöcken und Gotteskasten, auch Pfarr-
und Kirchengütern etc., Und so dergleichen mehr, ad noti-
tiam populi kommen zu lassen nöthig, von der Cantzeln ver-
ständlich ablesen und bey den Zuhörern zeitlich erfrischen,
damit sie bey ihnen besto baß hafften und niemand sich der
Unwissenheit zu behelffen habe.
2. Hierauff wollen wir uns versehen, unsere Ober- und
Beampten, Superattendenten, Inspectorn, Pfarrer sampt an-
dern unsern Dienern und Unterthanen, jeder an seinem Orth,
werden diese unsere Ordnung ihnen zu getrewer unnd gehor-
samer Observantz eyfferig lassen angelegen seyn, Unnd wol-
len Wir endtlich Uns und unser Erben nach erheischender
Gelegenheit dieselbige zu mehren, mindern und verbessern
vorbehalten haben. Ende.
[Fortsetzung Anm. z'z von S. 226]
Wir, Ludwig, Graffe zu Nassaw, zu Sarprucken unnd zu Sar-
werden, Herr zu Lahr, Wießbaden und Jetzstein etc., Ent-
bieten unsern freundlichen, lieben Söhnen, Kindern und
Nachkömmlingen, auch allen unnd jeden unsern Räthen,
Ober- unnd andern Amptleuthen, Superintendenten, Pfar-
rern unnd Kirchendienern, Rentmeistern, Schultheissen
unnd allen andern unsern Befehlhabern unnd Unterthanen
unsern freund-, vätterlichen, auch günstigen Gruß, Gnad
unnd alles guts unnd fügen euch zu wissen.
Nachdem Wir vermög tragenden Oberkeitlichen Ampts Uns
darzu verpflicht erkennen, daß nicht allein unsere Unter-
thanen deß zeitlichen Schutzes unnd der lieben Iustitien un-
ter Uns geniessen, gute Policey, Fried, Ruhe, Zucht unnd
Erbarkeit angerichtet und erhalten, sondern auch unnd zu-
vorderst, daß die Ehr deß Allmächtigen gesucht unnd beför-
dert unnd die reine Religion, wahres Erkanntnus Gottes
unnd unverfälschter Gottesdienst in vollem Schwang gehen
unnd fortgepflantzet werden möge, So haben wir darzu kein
besser unnd bequemer Mittel, auch richtigern Weg bey uns
selbsten unnd in gehabtem Rath befunden, dann daß Wir
mit Verleyhung Göttlicher Gnaden, Hülff unnd Beystands
die Sachen dahin richten, daß die Kirchenordnung und Agen-
da, so uns von unsern in Gott ruhenden Gottseligen Vorfah-
ren Christmilden Andenckens uffgeerbet und biß dahero in
unsern Landen, Graffe- und Herrschafften Gott Lob unver-
ruckt geblieben, auch noch in ublichem Brauch ist und ge-
trieben wirt, also forders in iren Würden seyn unnd verblei-
ben unnd auff die liebe Posteritet möge fortgesetzet werden.
Unnd dieweil es an dem, daß auß Mangel der Exemplarien
diese unsere Kirchen Ordnung widerumb uffzulegen und in
offenen Truck zu verfertigen gewesen unnd Wir zwar bey
solcher vorhabender Publication unnd Revision derselbigen
wie auch nachmalicher fleissiger Erwegung aller einverleibter
Materien und Articul so viel befunden, daß in den Haupt-
puncten unnd in Substantia beydes, die Lehr und andere
Christliche Gebräuch, Ceremonien und Handlungen betref-
fendt, nichts zu endern unnd zu verbessern, So hat doch die
Nothturfft erfordert, nach Gelegenheit der Umbstände und
unserer Obrigkeits Kirchen befindlichen Zustand in etlichen
an ihnen [=sich] selbst Mitteldingen, so in Christlicher Frey-
heit bestehen, doch ohne Verruckung und Abbruch der
Hauptsachen in etwas fernere Deduction unnd Erklärung
hin- unnd wider zu thun unnd vorzunemen, Wie wir dann
auch auß sonderbahren Uns bewegenden Ursachen für gut
angesehen, daß diejenige Materien, so in voriger Edition der
Agenda vorgesetzt, bey diesem Nachtruck in ein sonderbare
Ordnung sollen gebracht und gleichfalls sampt etlichen noth-
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Mißverstände so viel mehr verhutet werden können. Wie
nun solche Bäwe und deren zugehörte ihnen gelieffert, also
sollen sie dieselbigen fürders, und sonderlich dasjenige, so
durch täglichen Brauch verwüstet unnd verbrochen wirt, als
Offen, Fenster, Thürn, Schlösser, Wände, Tachungen und
was dergleichen mehr seyn mag, so lang sie darinnen wohnen
unnd im Pfarr- oder Kirchendienst bleiben, wie ohnedas gu-
ten unnd fleissigen Haußvättern gebüret, in bawlichem We-
sen erhalten und jährlich zu bessern schuldig seyn, und das,
so lang es sich erhalten lassen wil, Demnach durch iren Fleiß,
so viel möglich, allen Schaden in Zeiten, wenn solchem noch
mit einem geringen vorzukommen, wenden. So aber mutwil-
lens oder durch sonderbare Unachtsam- und Fahrlässigkeit
iro und der irigen etwas verwahrloset würde, sollen sie das-
selbige auff iren eigenen Kosten zu bessern und erstatten an-
gewiesen seyn.
5. Die Kirchhöffe als besondere Stätte, darauff vieler ver-
storbenen Heyligen Leib ruhen und der herrlichen Zukunfft
unsers Herren Jesu Christi erwarten, sollen wie von Alters
von einer jeden Christlichen Gemeine mit dem Mawerwerck
befriediget und reinlich gehalten werden, also daß weder
Pfarrer noch Glöckner noch jemand auß der Gemeine sein
Schaff, Kühe, Pferd und Säw darauff treibe.
6. Wo Schulen von dem Glockenampt und andern Gefällen
uffgericht, daselbst sollen jedes Pfarrvolck mit Zuthun deren
filialen bequeme Schulhäusser vor Schulmeister und ihre ei-
gene Kinder mit schuldiger Danckbarkeit erbawen unnd im
Baw erhalten werden.
Von Stifft-, Kirchen-, Hospitaln- unnd andern Rechnungen
uber Geistliche Güter
1. Wir verordnen hiermit, daß hinfüro beneben denen, so Wir
auß unsern Räthen und Dienern zu den Kirchensachen be-
stellet oder sonsten je nach vorfallender Gelegenheit gebrau-
chen, auch unsere Superattendenten und die Inspectorn (de-
ren Classis, darin jeder die Uffsicht hat) Stiffts Kirchen-,
Spital- unnd dergleichen Rechnungen mit beywohnen sollen.
Uber Rheyn aber, wo bißhero für unser Cammer- unnd Re-
chenräthen die Kirchen- unnd andere Geistliche Rechnungen
nicht seynt abgehört worden, sollen dieselbige hinfüro biß uff
anderewertliche Verordnung für unsern Amptleuthen und
Superattendenten geschehen unnd denen nach Bewandtnus
der Rechnung unnd Gefällen noch ein verrechenter Diener,
so am nächsten gesessen, adiungirt, auch allwegen jedes Orts
Pfarherr umb bessern Berichts willen zur Abhörung erfordert
werden.
Von jährlicher Verlesung etlicher Stücke
auß dieser Ordnung
1. Schließlich ist unser unverlässiger Will unnd Meynung,
daß unsere Kirchendiener alle Jahrs zum wenigsten zwey-
mal, nemblich gleich nach Ostern umb Quasimodogeniti
[=erster Sonntag nach Ostern] und dann umb Michaelis
[=29. Sept.] sampt nechstfolgenden Sontagen hernach, unser
Ordnungen von Besuchung und Versaumnus deß Gottes-
diensts, Ubung deß Catechismi bey alten und jungen, Gott-
slästerung unnd vollsauffen, Heimlichen Eheverlöbnussen,
Verbottenen Gradibus, von der Kirchen Censur und Disci-
plin, von Allmosen Stöcken und Gotteskasten, auch Pfarr-
und Kirchengütern etc., Und so dergleichen mehr, ad noti-
tiam populi kommen zu lassen nöthig, von der Cantzeln ver-
ständlich ablesen und bey den Zuhörern zeitlich erfrischen,
damit sie bey ihnen besto baß hafften und niemand sich der
Unwissenheit zu behelffen habe.
2. Hierauff wollen wir uns versehen, unsere Ober- und
Beampten, Superattendenten, Inspectorn, Pfarrer sampt an-
dern unsern Dienern und Unterthanen, jeder an seinem Orth,
werden diese unsere Ordnung ihnen zu getrewer unnd gehor-
samer Observantz eyfferig lassen angelegen seyn, Unnd wol-
len Wir endtlich Uns und unser Erben nach erheischender
Gelegenheit dieselbige zu mehren, mindern und verbessern
vorbehalten haben. Ende.
[Fortsetzung Anm. z'z von S. 226]
Wir, Ludwig, Graffe zu Nassaw, zu Sarprucken unnd zu Sar-
werden, Herr zu Lahr, Wießbaden und Jetzstein etc., Ent-
bieten unsern freundlichen, lieben Söhnen, Kindern und
Nachkömmlingen, auch allen unnd jeden unsern Räthen,
Ober- unnd andern Amptleuthen, Superintendenten, Pfar-
rern unnd Kirchendienern, Rentmeistern, Schultheissen
unnd allen andern unsern Befehlhabern unnd Unterthanen
unsern freund-, vätterlichen, auch günstigen Gruß, Gnad
unnd alles guts unnd fügen euch zu wissen.
Nachdem Wir vermög tragenden Oberkeitlichen Ampts Uns
darzu verpflicht erkennen, daß nicht allein unsere Unter-
thanen deß zeitlichen Schutzes unnd der lieben Iustitien un-
ter Uns geniessen, gute Policey, Fried, Ruhe, Zucht unnd
Erbarkeit angerichtet und erhalten, sondern auch unnd zu-
vorderst, daß die Ehr deß Allmächtigen gesucht unnd beför-
dert unnd die reine Religion, wahres Erkanntnus Gottes
unnd unverfälschter Gottesdienst in vollem Schwang gehen
unnd fortgepflantzet werden möge, So haben wir darzu kein
besser unnd bequemer Mittel, auch richtigern Weg bey uns
selbsten unnd in gehabtem Rath befunden, dann daß Wir
mit Verleyhung Göttlicher Gnaden, Hülff unnd Beystands
die Sachen dahin richten, daß die Kirchenordnung und Agen-
da, so uns von unsern in Gott ruhenden Gottseligen Vorfah-
ren Christmilden Andenckens uffgeerbet und biß dahero in
unsern Landen, Graffe- und Herrschafften Gott Lob unver-
ruckt geblieben, auch noch in ublichem Brauch ist und ge-
trieben wirt, also forders in iren Würden seyn unnd verblei-
ben unnd auff die liebe Posteritet möge fortgesetzet werden.
Unnd dieweil es an dem, daß auß Mangel der Exemplarien
diese unsere Kirchen Ordnung widerumb uffzulegen und in
offenen Truck zu verfertigen gewesen unnd Wir zwar bey
solcher vorhabender Publication unnd Revision derselbigen
wie auch nachmalicher fleissiger Erwegung aller einverleibter
Materien und Articul so viel befunden, daß in den Haupt-
puncten unnd in Substantia beydes, die Lehr und andere
Christliche Gebräuch, Ceremonien und Handlungen betref-
fendt, nichts zu endern unnd zu verbessern, So hat doch die
Nothturfft erfordert, nach Gelegenheit der Umbstände und
unserer Obrigkeits Kirchen befindlichen Zustand in etlichen
an ihnen [=sich] selbst Mitteldingen, so in Christlicher Frey-
heit bestehen, doch ohne Verruckung und Abbruch der
Hauptsachen in etwas fernere Deduction unnd Erklärung
hin- unnd wider zu thun unnd vorzunemen, Wie wir dann
auch auß sonderbahren Uns bewegenden Ursachen für gut
angesehen, daß diejenige Materien, so in voriger Edition der
Agenda vorgesetzt, bey diesem Nachtruck in ein sonderbare
Ordnung sollen gebracht und gleichfalls sampt etlichen noth-
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