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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0419
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3. Eheordnung 1578

Demnach und damit sich hinfuro der Unwissenheit
halben nhiemandts zuendtschuldigen oder zubehelf-
fen hab, So setzen, Ord[n]en und Wollen wir, Das
hinfuro In vielgemelter unserer Pflegkinder Grave-
und Herschafften Hanaw alle Personen, So Im Drit-
ten Grad oder Glied durch Geblüet, Ansipschafft
oder Mogschafft, Darzu auch Schwagerschafft, Im
Ersten Geschlecht7 einander verwandt oder zuge-
than seindt, sich zusamen zubestatten8 gentzlich
enthalten und muessig stehen, Auch durch keinen
Pfarherr eingelaittet oder zusamengegeben werden
sollen, Doch do einiger Missverstandt solcher Gradt
halben, Es were In der Sipschafft oder Schwager-
schafft, fürfallen würde, Sol derenhalben umb ver-
stendtliche Erclerung bey unsern Pfarherrn eines
Jeden Orts bemelter Graveschafften, Oder aber, Im
fall dieselben gepüerliche Erclerung nicht thun

khündten, bey unsern Superintendenten und den
Bevelchhabern zu Hanaw angesucht werden.
Gepieten darauff Euch allen, Man und Weibs
Personen, und einem Jeden In sonderhaitt, bey ver-
meydung unser ungnediger, ernstlicher und unnach-
lessiger straffe, Das Ihr euch furohin dieser unserer
Ordnung unnd Bevelchs In keinen wegk wiederset-
zet, Sondern Gehorsamlich gelebet unnd volnzie-
hung thuet. Das wöllen wir Uns also zugeschehen
gentzlich verlassen.
Datum undter unserer Vormunderschafft uffge-
trücktem Secret uff Mitwochen nach dem Sontag
Exaudi, den Siebentzehenden Maii, Als man zalt
nach Christi unsers Herren und Seligmachers Ge-
burt Tausent Fünffhundert Sechtzig und vier
Jare9. I I I

Deß wolgebornen Herrn, Herrn Philips Ludwigen, Graven zu Hanaw und Rhieneck etc., Neuwe ordnung
wider die heimliche Eheverlübnussen und daß sich keiner irer gnaden underthanen in denen darinn
erzehlten verbottenen graden der Blutfreundschafft und Schwagerschafft verheuraten soll, publiciert und
verkündt den 28. Julii, im Jar. M.D.LXXVIII.

Wir Philips Ludwig10, Grave zu Hanaw und Rhien-
eck, Herr zu Müntzenberg etc., Entbieten allen
unnd jeden unsern Amptleuten, Bevelchhabern,
Rähten, Dienern, Kellern, Schultheysen, Zendtgra-
ven, Bürgern, Gemeynden, auch allen Underthanen,
Hindersässen unnd Angehorigen in unserer Grave-
schafft Hanaw etc. Unsern gruß unnd fügen Euch
zuvernehmen.
Nachdem wir nicht allein durch euwerer eins
theils berichtet seyn worden, sondern auch für Uns
selbst nun in ettlichen fallen erfahren haben, wie
sich in unserer Grave- und Herrschafft zum öfftern-
mal mit den heimlichen Eheverlübnusssen unnd | II |
der zusammen Verheuratung der angesipten unnd
verwandten Pesonen vielerley ergerliche, auch
schedliche Fälle und unordnung zugetragen unnd
noch Täglich zutragen der gestaldt, das uber unnd
wider die Göttliche, Natürliche unnd Keyserliche
Rechte zu zeitten Junge Leute durch Schencken

unnd mit Kuplereyen in heimlichen Ehegelübdten
hinterführet unnd ihren Eltern, ehe denn sie zu
rechtem Verstandt unnd Alter kommen, entzogen
werden, auch etwan die Jungen auß eigener Boß-
heyt unnd ungehorsam gegen ihren Eltern, deren
unbefraget sich mit einander Eheliche versprechen
unnd verloben, Unnd dann, das Ehelichen Personen,
zum theil auß Unverstandt, zum theil auß Fürsatz
unnd Boßheyt, unbefragt, sich ohne Scham mit de-
nen Personen, welche ihnen von Gebrüder- oder
Schwagerschafft zu nahe zugethan unnd die ihnen
die Göttliche, Natürliche unnd Weltliche Gesatz
unnd Ordnunge zu Ehelichen nicht zulassen, Son-
dern ernstlich verbieten, verheurahten und in dem
wider Göttlichen unnd der Christlichen Oberkeyt
Gebott, auch gemeyne natürliche Zucht unnd Er-
barkeyt also gröblich handlen, Daß auch zuzeitten
Bluetschande begangen werden, Unnd damit den
Zorn Gottes höchlich bewegen, Also daß, wo sol-

7 Grad. 9 17. Mai 1564.
8 Zu verheiraten. 10 Siehe oben, Anm. 1.

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