Hanau-Münzenberg
Demnach auch solche sachen kheinen sondern
verzugk leiden mögen und zuweilen die partheyen,
vor und ehe die sach mit recht erörtert | 388r | wor-
den, des landts rewmig9 worden, so ist unser bevelch
und mainung, daß jeden monat alhie zu Hanaw ein
ehegericht gehalten, die persohnen, so außtret-
tens10 halben suspect und sich flüchtig machen
möchten, in glübdt genhomen und zu zeitten zur
bürgschafft, des handells alhie abzuwarten, ange-
halten und fürther khein ehesachen an das geystlich
gericht zu Meintz11 gewiesen werden soll.
Und damit auch in khunfftigen aller leichtfer-
tigkhait soviel müeglich gewehrt und sich nhie-
mandts der unwissenhait, alß ob er nicht gewießt,
daß sein nehiste baß, freundin12, schwägerin oder
bludtsverwandte zu nhemen in recht verpotten, zu-
endtschuldigen habe, so setzen und ordtnen wir, daß
das vorig ehemandat13, so weiland die wolgeporne
unsere freundtliche, liebe vatter und vetter, wolse-
liger gedechtnuß, alß Hanawische vormunder14 deß-
halben außgehen laßen, wiederumb ernewert | 388v |
und in unser beider vormunder nhamen10 uff der
cantzell durch die pfarrer jedes halb jhar offentlich
verlesen und meniglich furgehalten werden soll.
Im fall auch, durch unsere der herschafft Hanaw
undterthane itzberürtem mandat zuwieder gehand-
let werden sollt, so sollen die eherichter und kir-
chenräth solchen handell mit allen nottwendigen
umbstenden und bericht zusampt ihrem gutbe-
düncken an unß, die vormunder, füerderlich gelan-
gen laßen undt darüeber unßers beschaidts, ob die
ehe durch dispensation zuzulassen oder aber für un-
crefftig zuachten sey, erwarten.
der vom Rat beschäftigten Syndici oder auch das Stadt-
gericht bzw. das Konsistorium (Ehegericht), für das die
Syndici arbeiteten, sollte hier erfragt werden. Eine for-
male Zuständigkeit eines Gerichts ergibt sich daraus je-
doch nicht, vgl. Falk, Ulrich, Consilia. Studien zur
Praxis der Rechtsgutachten in der Frühen Neuzeit
(Rechtsprechung 22), Frankfurt a.M. 2006 (freundlicher
Hinweis von Karl Härter, Frankfurt).
9 Flüchtig.
10 Fluchtgefahr, FWb 2, Sp. 1485f.
11 Der größte Teil der Grafschaft unterstand der Mainzer
Erzdiözese.
12 Verwandte.
Sonst aber, soviel die uberigen kirchensachen an-
langt, da geben wir den kirchenräthen volnmechti-
gen gewalt, dieselben ihres bestens verstandts undt
gutachtens zuverrichten. | 389r |
[zu 2.:] Undt erstlichen, was die kirchenbew an-
triefft, da sollen sie uff der pfarher oder anderer be-
schehen ansuchen die bawfellige kirchen, pfarr- und
schulheußer durch verstendigen besichtigen und den
bawe costen uberschlagen laßen und darauff dieße
verordtnung thun, damit entweder durch unsern
verordtneten kirchenpflegern oder andere genach-
parte herschafften, so in unserer pflegkhinder gra-
veschafft Hanaw der pfarren collatur undt dabey
die zehenden fallen haben und deßhalben die kir-
chenbew zu undterhalten schuldig seindt, die abge-
hende kirchen-, pfarr- und schulheußer wiederumb
gebeßert und vor schädtlichem undtergang erhalten
werden mögen.
[zu 3.:] Deßgleichen sollen auch die kirchenräth,
da durch thodtlichem abgang eins kirchendieners
oder auß anderer ursach die pfarren erlediget wür-
den, alßbalt nach tauglichen und | 389v | geschickten
seelsorgern undt pfarherrn nachfragens haben, die-
selben examiniren und, so sie im examine und prob-
predig für taugenlich befunden, uff ein leidliche und
zimliche competenz und besoldung mit ihnen hand-
len undt daruff die erledigte pfarr- oder capelan-
ampt uffs trewlichst ihnen bevelhen.
[Zu 4.:] Wir wollen auch, daß von unsern kir-
chenräthen khein kirchendiener uffgenhomen werde,
er pringe dan von der oberkhait oder universitet,
dabey er sich zuvor gehalten, seines thuns und le-
bens schriefftliche zeugnuß und abschiedt mit sich.
13 Das Ehemandat vom 17. Mai 1564, das der gedruckten
Hanau-Münzenberger Eheordnung von 1578 vorange-
stellt wurde, siehe oben, Nr. 3.
14 Die Vormundschaftsregierung für Philipp Ludwig I.
wurde zwischen 1561 und 1575/76 von Johann VI. von
Nassau-Dillenburg und Philipp IV. von Hanau-Lichten-
berg gebildet, Dietrich, Landes-Verfaßung, S. 91f.
15 Die Vormundschaftsregierung für Philipp Ludwig II.
wurde zwischen 1580 und 1596 von Johann VI. von Nas-
sau-Dillenburg, Ludwig I. von Sayn-Wittgenstein und
Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg wahrgenommen,
Dietrich, Landes-Verfaßung, S. 92-94.
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Demnach auch solche sachen kheinen sondern
verzugk leiden mögen und zuweilen die partheyen,
vor und ehe die sach mit recht erörtert | 388r | wor-
den, des landts rewmig9 worden, so ist unser bevelch
und mainung, daß jeden monat alhie zu Hanaw ein
ehegericht gehalten, die persohnen, so außtret-
tens10 halben suspect und sich flüchtig machen
möchten, in glübdt genhomen und zu zeitten zur
bürgschafft, des handells alhie abzuwarten, ange-
halten und fürther khein ehesachen an das geystlich
gericht zu Meintz11 gewiesen werden soll.
Und damit auch in khunfftigen aller leichtfer-
tigkhait soviel müeglich gewehrt und sich nhie-
mandts der unwissenhait, alß ob er nicht gewießt,
daß sein nehiste baß, freundin12, schwägerin oder
bludtsverwandte zu nhemen in recht verpotten, zu-
endtschuldigen habe, so setzen und ordtnen wir, daß
das vorig ehemandat13, so weiland die wolgeporne
unsere freundtliche, liebe vatter und vetter, wolse-
liger gedechtnuß, alß Hanawische vormunder14 deß-
halben außgehen laßen, wiederumb ernewert | 388v |
und in unser beider vormunder nhamen10 uff der
cantzell durch die pfarrer jedes halb jhar offentlich
verlesen und meniglich furgehalten werden soll.
Im fall auch, durch unsere der herschafft Hanaw
undterthane itzberürtem mandat zuwieder gehand-
let werden sollt, so sollen die eherichter und kir-
chenräth solchen handell mit allen nottwendigen
umbstenden und bericht zusampt ihrem gutbe-
düncken an unß, die vormunder, füerderlich gelan-
gen laßen undt darüeber unßers beschaidts, ob die
ehe durch dispensation zuzulassen oder aber für un-
crefftig zuachten sey, erwarten.
der vom Rat beschäftigten Syndici oder auch das Stadt-
gericht bzw. das Konsistorium (Ehegericht), für das die
Syndici arbeiteten, sollte hier erfragt werden. Eine for-
male Zuständigkeit eines Gerichts ergibt sich daraus je-
doch nicht, vgl. Falk, Ulrich, Consilia. Studien zur
Praxis der Rechtsgutachten in der Frühen Neuzeit
(Rechtsprechung 22), Frankfurt a.M. 2006 (freundlicher
Hinweis von Karl Härter, Frankfurt).
9 Flüchtig.
10 Fluchtgefahr, FWb 2, Sp. 1485f.
11 Der größte Teil der Grafschaft unterstand der Mainzer
Erzdiözese.
12 Verwandte.
Sonst aber, soviel die uberigen kirchensachen an-
langt, da geben wir den kirchenräthen volnmechti-
gen gewalt, dieselben ihres bestens verstandts undt
gutachtens zuverrichten. | 389r |
[zu 2.:] Undt erstlichen, was die kirchenbew an-
triefft, da sollen sie uff der pfarher oder anderer be-
schehen ansuchen die bawfellige kirchen, pfarr- und
schulheußer durch verstendigen besichtigen und den
bawe costen uberschlagen laßen und darauff dieße
verordtnung thun, damit entweder durch unsern
verordtneten kirchenpflegern oder andere genach-
parte herschafften, so in unserer pflegkhinder gra-
veschafft Hanaw der pfarren collatur undt dabey
die zehenden fallen haben und deßhalben die kir-
chenbew zu undterhalten schuldig seindt, die abge-
hende kirchen-, pfarr- und schulheußer wiederumb
gebeßert und vor schädtlichem undtergang erhalten
werden mögen.
[zu 3.:] Deßgleichen sollen auch die kirchenräth,
da durch thodtlichem abgang eins kirchendieners
oder auß anderer ursach die pfarren erlediget wür-
den, alßbalt nach tauglichen und | 389v | geschickten
seelsorgern undt pfarherrn nachfragens haben, die-
selben examiniren und, so sie im examine und prob-
predig für taugenlich befunden, uff ein leidliche und
zimliche competenz und besoldung mit ihnen hand-
len undt daruff die erledigte pfarr- oder capelan-
ampt uffs trewlichst ihnen bevelhen.
[Zu 4.:] Wir wollen auch, daß von unsern kir-
chenräthen khein kirchendiener uffgenhomen werde,
er pringe dan von der oberkhait oder universitet,
dabey er sich zuvor gehalten, seines thuns und le-
bens schriefftliche zeugnuß und abschiedt mit sich.
13 Das Ehemandat vom 17. Mai 1564, das der gedruckten
Hanau-Münzenberger Eheordnung von 1578 vorange-
stellt wurde, siehe oben, Nr. 3.
14 Die Vormundschaftsregierung für Philipp Ludwig I.
wurde zwischen 1561 und 1575/76 von Johann VI. von
Nassau-Dillenburg und Philipp IV. von Hanau-Lichten-
berg gebildet, Dietrich, Landes-Verfaßung, S. 91f.
15 Die Vormundschaftsregierung für Philipp Ludwig II.
wurde zwischen 1580 und 1596 von Johann VI. von Nas-
sau-Dillenburg, Ludwig I. von Sayn-Wittgenstein und
Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg wahrgenommen,
Dietrich, Landes-Verfaßung, S. 92-94.
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