Hanau-Münzenberg
7. Kirchenzuchtordnunga
12. Januar 1599 / 3. November 1602
bWir, Philipß Ludwig cund wir, Albrecht, ge-
brudrecl, graven zue Hanaw und Rieneck, herrn zue
Muntzenbergh etc., entpieten allen undt jeden un-
sern amptleuthen undd bevelchabern, eunter unß ge-
sessen, auche burgern, gemeinden und sonsten allen
unßern underthanen und angehorigen, wie dann
auch den inspectorn, kirchen- und schueldienern un-
ßerer grave- und herrschafften unßer gnadt und fu-
gen euch hiemit zuwissen.
Nachdem man taglich fur augen sichtf, daß Gott
der allmechtige in diesen letzten zeiten mit allerley
landtpflagen [!], alß da seindt krieg, mißwachsung,
theurung undg pestilentz und andern gefahrlichen
kranckheiten hdie menschen heimbsucht, konnen
wir unß darauß keine andre rechnung machenh, alß
daß solches von wegen unßerer manigfaltigen sun-
den, ubertrettung und boßheit geschehen, und daß
unß Gotti durch solche beschwerliche jzeit alß durch
a Textvorlage 1599 (Handschrift): SUB Göttingen 2° Cod.
Ms. Jurid. 8, Bd. II, fol. 214r-226r. Textvorlage 1602
(Handschrift): ebd., fol. 227r-238v.
b 1602: Ernewerte und publicirte disciplin ordnungk.
XXIIII.
Fehlt 1602.
d Fehlt 1602.
e-e 1602: kellern, zentgraven, schulthaißen, schöffen, bür-
germeistern, geschwornen.
f 1602: sicht, spüret unnd befindet.
g Fehlt 1602.
h-h 1602: das menschliche geschlecht heimbsucht, so können
wir anderst nicht ermeßen.
i 1602: Gott der allmechtige als unser getrewer, lieber vat-
ter.
j-j 1602: beschwerliche, trüebseelige zeit und, mit so man-
cherlei plagen als mit seiner vätterlichen rhäten und er-
innerung seines gerechten zorns und ewiger straff zue
warer bueße und bekerung treiben, ufmuntern will, da-
mit wir in rechtem glauben mit rewigem hertzen als seine
liebe kinder uns zue ihme wenden, von suenden abstehen
und unser leben beßern sollen, auf daß wir nicht mit den
sichtpare und handtgreiffliche bußpredigte[n] will
aufmundern, daß wir einmal mit rechtem ernst sei-
nen gerechten zorn wieder die sunde bedencken, da-
von abstehen und unßer leben durch seine gnadt
bessern, auff daß wir nicht mit den | 214v | gottlosen
verdampt und verworffen, sondern durch Christum
ewig selig mogen werdenj 2.
Ob nun wol weilandt der wolgeporne Philipß
Ludwig3, grave zue Hanaw und Rieneck, herrn zue
Muntzenbergh etc., unßer freundlicher, lieber herr
vatter christmilterk gedechtnuß in gottseliger be-
trachtung angeregter vielfaltiger straffen Gott[es]
und derselben ursachen zuerhaltung der kirchendis-
ciplin und eußerlichee zucht eine heilsame ordnung
auffgerichtet4 , so befinden wir doch leider mit be-
trubtem gemuht, daß mann selber1 5 ordnung wie
auch unßerm vorlengstm von den cantzeln allenthal-
ben publicirten und offentlich verlesenen visita-
gottlosen ohne trost verworffen und verdambt, sondern
der zeitlichen und ewigen straff entfliehen und durch
Christum ewig seelig werden mögen.
k 1602: milt.
l 1602: solcher.
m 1602: unlengst.
1 Zu Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg und sei-
nem Bruder Albrecht siehe oben, S. 411 Anm. 1.
2 Vgl. Röm 1,18-32; Hebr 10,39.
3 Philipp Ludwig I. von Hanau-Münzenberg (1553-1580)
trat 1561 nominell die Regentschaft an, wurde jedoch
zunächst von einer Vormundschaftsregierung vertreten.
Seit 1575 regierte er eigenverantwortlich, Menk, Phil-
ipp Ludwig I., S. 134-163.
4 Philipp Ludwig I. hatte 1577 eine Visitation der Graf-
schaft durchführen lassen. Möglicherweise wurde die er-
wähnte Disziplinordnung infolge dieser Landesbereisung
publiziert. Sie ist nicht überliefert. Zu dieser Visitation
siehe die Akten im HStaatsA Marburg Best. 83, Nr. 353,
358, 359, 376.
5 Derselben.
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7. Kirchenzuchtordnunga
12. Januar 1599 / 3. November 1602
bWir, Philipß Ludwig cund wir, Albrecht, ge-
brudrecl, graven zue Hanaw und Rieneck, herrn zue
Muntzenbergh etc., entpieten allen undt jeden un-
sern amptleuthen undd bevelchabern, eunter unß ge-
sessen, auche burgern, gemeinden und sonsten allen
unßern underthanen und angehorigen, wie dann
auch den inspectorn, kirchen- und schueldienern un-
ßerer grave- und herrschafften unßer gnadt und fu-
gen euch hiemit zuwissen.
Nachdem man taglich fur augen sichtf, daß Gott
der allmechtige in diesen letzten zeiten mit allerley
landtpflagen [!], alß da seindt krieg, mißwachsung,
theurung undg pestilentz und andern gefahrlichen
kranckheiten hdie menschen heimbsucht, konnen
wir unß darauß keine andre rechnung machenh, alß
daß solches von wegen unßerer manigfaltigen sun-
den, ubertrettung und boßheit geschehen, und daß
unß Gotti durch solche beschwerliche jzeit alß durch
a Textvorlage 1599 (Handschrift): SUB Göttingen 2° Cod.
Ms. Jurid. 8, Bd. II, fol. 214r-226r. Textvorlage 1602
(Handschrift): ebd., fol. 227r-238v.
b 1602: Ernewerte und publicirte disciplin ordnungk.
XXIIII.
Fehlt 1602.
d Fehlt 1602.
e-e 1602: kellern, zentgraven, schulthaißen, schöffen, bür-
germeistern, geschwornen.
f 1602: sicht, spüret unnd befindet.
g Fehlt 1602.
h-h 1602: das menschliche geschlecht heimbsucht, so können
wir anderst nicht ermeßen.
i 1602: Gott der allmechtige als unser getrewer, lieber vat-
ter.
j-j 1602: beschwerliche, trüebseelige zeit und, mit so man-
cherlei plagen als mit seiner vätterlichen rhäten und er-
innerung seines gerechten zorns und ewiger straff zue
warer bueße und bekerung treiben, ufmuntern will, da-
mit wir in rechtem glauben mit rewigem hertzen als seine
liebe kinder uns zue ihme wenden, von suenden abstehen
und unser leben beßern sollen, auf daß wir nicht mit den
sichtpare und handtgreiffliche bußpredigte[n] will
aufmundern, daß wir einmal mit rechtem ernst sei-
nen gerechten zorn wieder die sunde bedencken, da-
von abstehen und unßer leben durch seine gnadt
bessern, auff daß wir nicht mit den | 214v | gottlosen
verdampt und verworffen, sondern durch Christum
ewig selig mogen werdenj 2.
Ob nun wol weilandt der wolgeporne Philipß
Ludwig3, grave zue Hanaw und Rieneck, herrn zue
Muntzenbergh etc., unßer freundlicher, lieber herr
vatter christmilterk gedechtnuß in gottseliger be-
trachtung angeregter vielfaltiger straffen Gott[es]
und derselben ursachen zuerhaltung der kirchendis-
ciplin und eußerlichee zucht eine heilsame ordnung
auffgerichtet4 , so befinden wir doch leider mit be-
trubtem gemuht, daß mann selber1 5 ordnung wie
auch unßerm vorlengstm von den cantzeln allenthal-
ben publicirten und offentlich verlesenen visita-
gottlosen ohne trost verworffen und verdambt, sondern
der zeitlichen und ewigen straff entfliehen und durch
Christum ewig seelig werden mögen.
k 1602: milt.
l 1602: solcher.
m 1602: unlengst.
1 Zu Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg und sei-
nem Bruder Albrecht siehe oben, S. 411 Anm. 1.
2 Vgl. Röm 1,18-32; Hebr 10,39.
3 Philipp Ludwig I. von Hanau-Münzenberg (1553-1580)
trat 1561 nominell die Regentschaft an, wurde jedoch
zunächst von einer Vormundschaftsregierung vertreten.
Seit 1575 regierte er eigenverantwortlich, Menk, Phil-
ipp Ludwig I., S. 134-163.
4 Philipp Ludwig I. hatte 1577 eine Visitation der Graf-
schaft durchführen lassen. Möglicherweise wurde die er-
wähnte Disziplinordnung infolge dieser Landesbereisung
publiziert. Sie ist nicht überliefert. Zu dieser Visitation
siehe die Akten im HStaatsA Marburg Best. 83, Nr. 353,
358, 359, 376.
5 Derselben.
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