Ysenburg
vereins ging es ihm um einen starken Bündnispartner, den er in dem reformierten Grafen Johann VI. von
Nassau-Dillenburg sah. Seine 1603 geschlossene Ehe mit Elisabeth, der Tochter Johanns VI. von Nassau-
Dillenburg, stärkte dieses Bündnis.79
Die Grafen der Birsteiner Linie hatten bis Ende des 16. Jahrhunderts stets die Wittenberger Refor-
mation vertreten und so mutete es als tiefer Einschnitt an, dass Wolfgang Ernst 1596 unmittelbar nach
seinem Regierungsantritt im Birsteiner Land die reformierte Lehre einführte. Als ihm auch der Ronnebur-
ger Anteil zufiel, leitete er hier ebenfalls den konfessionellen Umschwung ein.80 Dort waren bereits mehrfach
Wechsel des Bekenntnisstandes vollzogen worden: Im Kelsterbacher Teil des Ronneburger Landes hatte es
unter Graf Wolfgang zwischen 1584 und 1597 bereits eine 13-jährige reformierte Phase gegeben, die jedoch
nach dessen Tod und Herrschaftsübernahme durch seinen Bruder Heinrich zwischen 1597 und 1601 von der
Wiedereinführung des Wittenberger Bekenntnisses abgelöst worden war. Als Wolfgang Ernst die Regierung
in Ysenburg-Ronneburg übernahm, stand also erneut die Einführung der reformierten Lehre an. Hierfür
sicherte sich der Graf die Unterstützung einflussreicher reformierter Fürsten wie die Johanns VI. von
Nassau-Dillenburg, Johann Albrechts I. von Solms-Braunfels, Ludwigs I. von Sayn-Wittgenstein und Wil-
helms IV. von Wied.81
Die Einführung der Zweiten Reformation, die in Ysenburg-Birstein maßgeblich durch den aus der Kurpfalz
entsandten Büdinger Oberamtmann Heinrich von Schwerin82 ins Werk gesetzt wurde, traf in zahlreichen
Pfarreien auf Widerstand.83 Gegenwehr boten zum einen die Patronatsherren der Pfarrkirchen, zum ande-
ren die Kirchengemeinden.84 Vor allem in der Stadt Büdingen, die Wolfgang Ernst gemeinsam mit seinem
Vetter, dem Lutheraner Heinrich von Ysenburg-Ronneburg, verwaltete, kam es zu Konflikten. Viele Büdin-
ger gingen außerhalb der Stadt in anderen Pfarrkirchen des Ronneburg-Ronneburger Landes zu lutheri-
schen Gottesdiensten.85 Insbesondere die beiden Büdinger Pfarrer Johannes Tendelius und Christoph
Comentius, die bereits gegen die Einführung des reformierten Bekenntnisses unter Graf Wolfgang prote-
stiert und sich einen ausufernden brieflichen Schlagabtausch mit Wolfgang und seinem Bruder Heinrich
geliefert hatten,86 ereiferten sich beim wiederholten Bekenntniswechsel unter Wolfgang Ernst aufs Neue.
Daraufhin kam es zwischen diesem und seinem Vetter Heinrich zu einem schwerwiegenden Konflikt um die
Besetzung der Büdinger Pfarrstellen.87 Mitten in den Schlichtungsverhandlungen starb Heinrich jedoch am
31. Mai 1601, so dass die Streitsache beendet war.
79 Ebd., S. 16 sowie nach S. 140 die Darstellung der dyna-
stischen Verbindungen zwischen Ysenburg-Büdingen
und Nassau-Dillenburg.
80 Calaminus, Einführung, S. 37, 47f.; Bott, Hanau,
S. 46; Cuno, Wolfgang Ernst I., S. 74; Diehl, Refor-
mationsbuch, S. 540-544; Hanle, Graf Wolfgang,
S. 8-14; Timm, Zweite Reformation, S. 41; Meyer,
Geschichte, S. 27-32; Heppe, Kirchengeschichte 2,
S. 245; Schmidt, Zweite Reformation in den Reichs-
grafschaften, S. 126f.
81 Hanle, Graf Wolfgang, S. 17, 27.
82 Heinrich von Schwerin war zunächst Hofrat in Heidel-
berg, dann stand er bis 1599 in Diensten Graf Wolfgang
Ernsts I., in diesem Jahr ging er als Obervogt zurück
nach Heidelberg, ebd., S. 28 Anm. 92.
83 Detaillierte Schilderung bei Hanle, Graf Wolfgang,
S. 31-53; Calaminus, Einführung, S. 51-55; Hufna-
gel, Verhältnisse, S. 85f.; Timm, Zweite Reformation,
S. 41-43: Cuno, Wolfgang Ernst I., S. 74; Meyer,
Geschichte, S. 106f.; Heppe, Kirchengeschichte 2,
S. 245f.; Mayenschein, Rebellion, S. 50-172.
84 Wie etwa in Hitzkirchen, Hanle, Graf Wolfgang,
S. 36-41.
85 Ebd., S. 40.
86 Siehe oben, S. 552.
87 Hanle, Graf Wolfgang, S. 43-49.
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vereins ging es ihm um einen starken Bündnispartner, den er in dem reformierten Grafen Johann VI. von
Nassau-Dillenburg sah. Seine 1603 geschlossene Ehe mit Elisabeth, der Tochter Johanns VI. von Nassau-
Dillenburg, stärkte dieses Bündnis.79
Die Grafen der Birsteiner Linie hatten bis Ende des 16. Jahrhunderts stets die Wittenberger Refor-
mation vertreten und so mutete es als tiefer Einschnitt an, dass Wolfgang Ernst 1596 unmittelbar nach
seinem Regierungsantritt im Birsteiner Land die reformierte Lehre einführte. Als ihm auch der Ronnebur-
ger Anteil zufiel, leitete er hier ebenfalls den konfessionellen Umschwung ein.80 Dort waren bereits mehrfach
Wechsel des Bekenntnisstandes vollzogen worden: Im Kelsterbacher Teil des Ronneburger Landes hatte es
unter Graf Wolfgang zwischen 1584 und 1597 bereits eine 13-jährige reformierte Phase gegeben, die jedoch
nach dessen Tod und Herrschaftsübernahme durch seinen Bruder Heinrich zwischen 1597 und 1601 von der
Wiedereinführung des Wittenberger Bekenntnisses abgelöst worden war. Als Wolfgang Ernst die Regierung
in Ysenburg-Ronneburg übernahm, stand also erneut die Einführung der reformierten Lehre an. Hierfür
sicherte sich der Graf die Unterstützung einflussreicher reformierter Fürsten wie die Johanns VI. von
Nassau-Dillenburg, Johann Albrechts I. von Solms-Braunfels, Ludwigs I. von Sayn-Wittgenstein und Wil-
helms IV. von Wied.81
Die Einführung der Zweiten Reformation, die in Ysenburg-Birstein maßgeblich durch den aus der Kurpfalz
entsandten Büdinger Oberamtmann Heinrich von Schwerin82 ins Werk gesetzt wurde, traf in zahlreichen
Pfarreien auf Widerstand.83 Gegenwehr boten zum einen die Patronatsherren der Pfarrkirchen, zum ande-
ren die Kirchengemeinden.84 Vor allem in der Stadt Büdingen, die Wolfgang Ernst gemeinsam mit seinem
Vetter, dem Lutheraner Heinrich von Ysenburg-Ronneburg, verwaltete, kam es zu Konflikten. Viele Büdin-
ger gingen außerhalb der Stadt in anderen Pfarrkirchen des Ronneburg-Ronneburger Landes zu lutheri-
schen Gottesdiensten.85 Insbesondere die beiden Büdinger Pfarrer Johannes Tendelius und Christoph
Comentius, die bereits gegen die Einführung des reformierten Bekenntnisses unter Graf Wolfgang prote-
stiert und sich einen ausufernden brieflichen Schlagabtausch mit Wolfgang und seinem Bruder Heinrich
geliefert hatten,86 ereiferten sich beim wiederholten Bekenntniswechsel unter Wolfgang Ernst aufs Neue.
Daraufhin kam es zwischen diesem und seinem Vetter Heinrich zu einem schwerwiegenden Konflikt um die
Besetzung der Büdinger Pfarrstellen.87 Mitten in den Schlichtungsverhandlungen starb Heinrich jedoch am
31. Mai 1601, so dass die Streitsache beendet war.
79 Ebd., S. 16 sowie nach S. 140 die Darstellung der dyna-
stischen Verbindungen zwischen Ysenburg-Büdingen
und Nassau-Dillenburg.
80 Calaminus, Einführung, S. 37, 47f.; Bott, Hanau,
S. 46; Cuno, Wolfgang Ernst I., S. 74; Diehl, Refor-
mationsbuch, S. 540-544; Hanle, Graf Wolfgang,
S. 8-14; Timm, Zweite Reformation, S. 41; Meyer,
Geschichte, S. 27-32; Heppe, Kirchengeschichte 2,
S. 245; Schmidt, Zweite Reformation in den Reichs-
grafschaften, S. 126f.
81 Hanle, Graf Wolfgang, S. 17, 27.
82 Heinrich von Schwerin war zunächst Hofrat in Heidel-
berg, dann stand er bis 1599 in Diensten Graf Wolfgang
Ernsts I., in diesem Jahr ging er als Obervogt zurück
nach Heidelberg, ebd., S. 28 Anm. 92.
83 Detaillierte Schilderung bei Hanle, Graf Wolfgang,
S. 31-53; Calaminus, Einführung, S. 51-55; Hufna-
gel, Verhältnisse, S. 85f.; Timm, Zweite Reformation,
S. 41-43: Cuno, Wolfgang Ernst I., S. 74; Meyer,
Geschichte, S. 106f.; Heppe, Kirchengeschichte 2,
S. 245f.; Mayenschein, Rebellion, S. 50-172.
84 Wie etwa in Hitzkirchen, Hanle, Graf Wolfgang,
S. 36-41.
85 Ebd., S. 40.
86 Siehe oben, S. 552.
87 Hanle, Graf Wolfgang, S. 43-49.
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