8. Memorial zur Kirchenzuchtordnung 1592
Spilberg unnd vice versa predige, ehr Ludovicus
aber sunderlich darauff bedacht seye, das von ihm
die jetzo streitige articul von der person Christi
unnd h. abendmal13 der gemeinde zu Odenhain klar
unnd deutlich furgetragen werden.
5. Letzlich. Obwol in ermelter ordnung gedacht
wirdt, das an jedem ort seniores oder eltesten järlich
auff circumcisionis14 erwelet werden sollen, so ist
doch der kirchen auch fur nutz unnd erbeulich ge-
halten worden, das die einmahl erwehlete seniores
bestendig bey solchem ampt gelassen werden sollen,
es were dann sach, das auß erheblichen ursachen ei-
ner oder mehr desen zuentsetzen, auff welchen fall
doch auch ohne vorwissen unnd befelch des kirchen-
raths nichts vorgenommen oder gehandlet werden
sol. Damit aber die praedicanten nicht allein die se-
niores, sondern auch andere ihre zuhörer desto bes-
ser informiren unnd berichten mögen, was ihrer, der
senioren, ampt seye, als sollen sie nachfolgenden be-
richt von der form, wie man die eltesten in der ge-
mein bestetigen, deßgleichen, was ihr ampt seyn sol,
in acht nehmen unnd demselbigen gemeß sich ver-
halten.
I. Form, wie man die eltesten,
so in dem wort nicht arbeiten,
in der gemeinde bestetiget
Nachdem diese eltesten nach der predigt in das ge-
sicht der gemeinde | gestellet15 seindt, erzehlet der
diener des worts kurtzlich von der cantzel von ihrer
erwehlung, wie daß in derselbigen nach dem urtheil
der diener keine verhinderung seye unnd das allein
von nöthen sey, das sie zu demselbigen dienst of-
fentlich angenommen werden.
Darnach spricht er die erwehleten an mit diesen
worten:
Nachdem ihr zu dem dienst der eltesten in unser
13 Die Auseinandersetzung um die Ubiquitätslehre. Wäh-
rend der Arbeit an der Konkordienformel war es zum
Streit zwischen den Gnesiolutheranern, die die mensch-
liche Anwesenheit Christi bejahten, und den Kryptocal-
vinisten und Reformierten, die sie unter Verweis auf die
Himmelfahrt ablehnten, gekommen, vgl. HDThG 2,
S. 129-134; Seebass, Geschichte III, S. 252f„ 302, 305.
gemeind erwehlet unnd durch die gemeine bewilli-
gung derselbigen beruffen seyt unnd weiters nicht
von nöthen ist, dann daß ihr offentlich in der ver-
samlung bestetiget werdet, so begere ich vornemlich
von euch, das ihr von den nachfolgenden stucken
warhafftig unnd ohne gleisnerey16 als vor dem ange-
sicht Gottes bekennen wollet zum ersten, ob ihr diß
zeugniß des h. geistes in ewern hertzen empfindet,
das ihr diesen dienst annemmen wollet, nicht umb
ewer eignen ehren oder nutzes willen, sondern allein
zu befurderung der ehren Gottes?
Hie antworten sie: Ja, wir empfindens.
Glaubet ihr, das die prophetische unnd apostolische
lehre des alten unnd newen testaments, in den bi-
blischen buchern begrieffen, in sich begreifft alles,
was nothwendig ist zur seligkeit?
Sie antworten: Ja, wir glaubens.
Wollet ihr nicht den dienern mit rath und that und
allem ewrem vermögen beistehen und sie in dem last
ihres diensts erleichtern unnd die gantze gemeine
mit ewrem gottseligen wandel bessern unnd, so ihr
etwas thun wurdet, das diesem ewrem beruff unwir-
dig were, wollet ihr, folgende dem gebrauch der
christlichen straffe, euch mit dem wort Gottes ver-
mahnen, straffen unnd bessern lassen?
Sie antworten: Ja, wir [wollens], durch Gottes
gnade.
Wann diesse underfragung unnd antwort geschehen
ist, so vermahnet der diener die gemeine zu betten,
und betet er offentlich auff diesse weisse.
Gebett: |
Herr Jesu Christe, du sohn des lebendigen Gottes,
der du deine gemein hie auff erden durch den dienst
der menschen, darzu ordentlich beruffen, biß anß
ende der welt regiren wilst, wir bitten dich demutig-
14 1. Januar.
15 Vor die Augen der Gemeinde gestellt, der Gemeinde vor-
gestellt, Grimm, DWb 5, Sp. 4091.
16 Heuchelei, Grimm, DWb 7, Sp. 8314.
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Spilberg unnd vice versa predige, ehr Ludovicus
aber sunderlich darauff bedacht seye, das von ihm
die jetzo streitige articul von der person Christi
unnd h. abendmal13 der gemeinde zu Odenhain klar
unnd deutlich furgetragen werden.
5. Letzlich. Obwol in ermelter ordnung gedacht
wirdt, das an jedem ort seniores oder eltesten järlich
auff circumcisionis14 erwelet werden sollen, so ist
doch der kirchen auch fur nutz unnd erbeulich ge-
halten worden, das die einmahl erwehlete seniores
bestendig bey solchem ampt gelassen werden sollen,
es were dann sach, das auß erheblichen ursachen ei-
ner oder mehr desen zuentsetzen, auff welchen fall
doch auch ohne vorwissen unnd befelch des kirchen-
raths nichts vorgenommen oder gehandlet werden
sol. Damit aber die praedicanten nicht allein die se-
niores, sondern auch andere ihre zuhörer desto bes-
ser informiren unnd berichten mögen, was ihrer, der
senioren, ampt seye, als sollen sie nachfolgenden be-
richt von der form, wie man die eltesten in der ge-
mein bestetigen, deßgleichen, was ihr ampt seyn sol,
in acht nehmen unnd demselbigen gemeß sich ver-
halten.
I. Form, wie man die eltesten,
so in dem wort nicht arbeiten,
in der gemeinde bestetiget
Nachdem diese eltesten nach der predigt in das ge-
sicht der gemeinde | gestellet15 seindt, erzehlet der
diener des worts kurtzlich von der cantzel von ihrer
erwehlung, wie daß in derselbigen nach dem urtheil
der diener keine verhinderung seye unnd das allein
von nöthen sey, das sie zu demselbigen dienst of-
fentlich angenommen werden.
Darnach spricht er die erwehleten an mit diesen
worten:
Nachdem ihr zu dem dienst der eltesten in unser
13 Die Auseinandersetzung um die Ubiquitätslehre. Wäh-
rend der Arbeit an der Konkordienformel war es zum
Streit zwischen den Gnesiolutheranern, die die mensch-
liche Anwesenheit Christi bejahten, und den Kryptocal-
vinisten und Reformierten, die sie unter Verweis auf die
Himmelfahrt ablehnten, gekommen, vgl. HDThG 2,
S. 129-134; Seebass, Geschichte III, S. 252f„ 302, 305.
gemeind erwehlet unnd durch die gemeine bewilli-
gung derselbigen beruffen seyt unnd weiters nicht
von nöthen ist, dann daß ihr offentlich in der ver-
samlung bestetiget werdet, so begere ich vornemlich
von euch, das ihr von den nachfolgenden stucken
warhafftig unnd ohne gleisnerey16 als vor dem ange-
sicht Gottes bekennen wollet zum ersten, ob ihr diß
zeugniß des h. geistes in ewern hertzen empfindet,
das ihr diesen dienst annemmen wollet, nicht umb
ewer eignen ehren oder nutzes willen, sondern allein
zu befurderung der ehren Gottes?
Hie antworten sie: Ja, wir empfindens.
Glaubet ihr, das die prophetische unnd apostolische
lehre des alten unnd newen testaments, in den bi-
blischen buchern begrieffen, in sich begreifft alles,
was nothwendig ist zur seligkeit?
Sie antworten: Ja, wir glaubens.
Wollet ihr nicht den dienern mit rath und that und
allem ewrem vermögen beistehen und sie in dem last
ihres diensts erleichtern unnd die gantze gemeine
mit ewrem gottseligen wandel bessern unnd, so ihr
etwas thun wurdet, das diesem ewrem beruff unwir-
dig were, wollet ihr, folgende dem gebrauch der
christlichen straffe, euch mit dem wort Gottes ver-
mahnen, straffen unnd bessern lassen?
Sie antworten: Ja, wir [wollens], durch Gottes
gnade.
Wann diesse underfragung unnd antwort geschehen
ist, so vermahnet der diener die gemeine zu betten,
und betet er offentlich auff diesse weisse.
Gebett: |
Herr Jesu Christe, du sohn des lebendigen Gottes,
der du deine gemein hie auff erden durch den dienst
der menschen, darzu ordentlich beruffen, biß anß
ende der welt regiren wilst, wir bitten dich demutig-
14 1. Januar.
15 Vor die Augen der Gemeinde gestellt, der Gemeinde vor-
gestellt, Grimm, DWb 5, Sp. 4091.
16 Heuchelei, Grimm, DWb 7, Sp. 8314.
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