17. Kirchenordnung 1598
anlangt, zuverbeßern und zuvermehren, und bitten
den allmechtigen Gott alß die höchste obrigkeit und
herrn himmels und der erden, er auch in unsern
herrschafften eine heilige wohnung haben und be-
halten, zu allen kirchen- und weltlichen regimenten
gnad und segen ver-I leihen wölle, auff daß sein hey-
liges wort under uns zunehme und wachse und man
ihme in diesem und zukunfftigem ewigen leben die-
nen und ihne loben und preisen möge.
Von der lehre
Die predigten sollen allein auß heyliger göttlicher
schrifft genommen und mit zeugnußen und exem-
peln auß der biebell erklaret werden. Die haupt-
stuck christlicher lehr in catechismo soll dere pfar-
herr das volck treulich lehren und sonderlich die ze-
hen gebott Gottes nicht anders, als die in der hey-
ligen bibel vorgeschrieben seindt7, vortragen, auch
neben angeregten andern heuptstucken in der kin-
derlehre mit allem vleiß treiben und der jugent ein-
bilden, ferner sich dahin bevleißen, daß, so viel mug-
lich, keine newe formae loquendi in theologia erdich-
tet werden, sonder ein jeder allerdings bey der weis
und form zu reden verbleibe, wie der heilige geist in
der heiligen schrifft selbst redet undt welche die
rechtglaubige kirch je und alwege als schrifftmessig
angenommen und gebraucht hat. |
Von administration der heyligen sacrament
Ein jeder pfarherr soll seine zuhörer underrichten,
daß die heylige tauff in der kirchen in offentlicher
zusammenkunfft nach verrichteter predigt ordent-
lich gehalten werde.
Deßgleichen ist das abentmal des herren offent-
lich in der kirchen des herrn Christi einsetzung
nach8 zu handtlen, und sollen die kirchendiener
nicht die pabstische mißbreuche mit den hostien,
einschiebung derselben in der communicanten
mundt, aberglaubischer undt abgöttischer weise ge-
e B: jeder.
7 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.
8 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
9 Vgl. 1Kor 11,26-29.
weyhete kelche, paten und altare, sondern, wie ge-
melt, nach Christi einsetzung naturlich speißbrodt
brauchen, brechen, in der communicanten hende ge-
ben, daß sie es nehmen und essen; zur außtheilungen
aber des heiligen weinß ein reiniglich trinckgeschirr,
welches sie gleichfals den communicanten in ihre
hände darreichen sollen, und zur gantzen handtlung
einen bereiteten tisch haben, sich hiermit als wür-
dige tischgenossen am tisch des herren9 zu erschei-
nen, offentlich zuerinnern.
So soll auch das volck vermahnet werden, daß es
sich vleißig zum heyligen abentmal haltte neben ein-
gefurter underrichtung, wie es sich der gebrauchten
sacramenten in kranck-I heit und sterben recht trö-
sten könne und solle.
Ob aber wohl die heilige sacramenta in der kir-
chen zu seiner zeit ordentlich zu administriren, je-
doch, do es sich begebe, daß in einem dorff keine
kirche wehre und ein kindtlein leibs und anderer un-
gelegenheit wegen nicht wohl uber feldt zur kirchen
getragen werden möchte, mag uf solchem fall der
diener den leutten zue hause gehen und daheim,
doch in versamblung christlicher personen die tauff
verrichten.
Deßgleichen, obwohl ein jeder christ soll bericht
haben, sich des vormals gebrauchten abentmals des
herren auch im tode zu getrösten, jedoch, do ein
schwachglaubiger, der sich zu unserer waren refor-
mirten religion bekennet, in leibsschwachheit uber
geschehene trewe underricht- und vermanung da-
rumb anhalten wurde, kan ihm das heylige abent-
mal daheim administrirt werden, aber nicht anderer
gestalt, dan das ihm die opinio operis operati10 mit
vleißigem, guttem underricht auß dem hertzen ge-
nommen und mit ihm andere christen der commu-
nion zugleich mitgebrauchen.
Ein jeder pfarrher sol es dahin richten, | daß die
communion des jars zum wenigsten viermal gehal-
ten werde, alß nemblich auff die drey haupt-
fest11, und dan auff einen sontag umb Michae-
lis12.
10 Opus operatum, die Wirksamkeit der Gnadenmittel, sie-
he oben, S. 68 Anm. 24.
11 Weihnachten, Ostern und Pfingsten.
12 29. September.
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anlangt, zuverbeßern und zuvermehren, und bitten
den allmechtigen Gott alß die höchste obrigkeit und
herrn himmels und der erden, er auch in unsern
herrschafften eine heilige wohnung haben und be-
halten, zu allen kirchen- und weltlichen regimenten
gnad und segen ver-I leihen wölle, auff daß sein hey-
liges wort under uns zunehme und wachse und man
ihme in diesem und zukunfftigem ewigen leben die-
nen und ihne loben und preisen möge.
Von der lehre
Die predigten sollen allein auß heyliger göttlicher
schrifft genommen und mit zeugnußen und exem-
peln auß der biebell erklaret werden. Die haupt-
stuck christlicher lehr in catechismo soll dere pfar-
herr das volck treulich lehren und sonderlich die ze-
hen gebott Gottes nicht anders, als die in der hey-
ligen bibel vorgeschrieben seindt7, vortragen, auch
neben angeregten andern heuptstucken in der kin-
derlehre mit allem vleiß treiben und der jugent ein-
bilden, ferner sich dahin bevleißen, daß, so viel mug-
lich, keine newe formae loquendi in theologia erdich-
tet werden, sonder ein jeder allerdings bey der weis
und form zu reden verbleibe, wie der heilige geist in
der heiligen schrifft selbst redet undt welche die
rechtglaubige kirch je und alwege als schrifftmessig
angenommen und gebraucht hat. |
Von administration der heyligen sacrament
Ein jeder pfarherr soll seine zuhörer underrichten,
daß die heylige tauff in der kirchen in offentlicher
zusammenkunfft nach verrichteter predigt ordent-
lich gehalten werde.
Deßgleichen ist das abentmal des herren offent-
lich in der kirchen des herrn Christi einsetzung
nach8 zu handtlen, und sollen die kirchendiener
nicht die pabstische mißbreuche mit den hostien,
einschiebung derselben in der communicanten
mundt, aberglaubischer undt abgöttischer weise ge-
e B: jeder.
7 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.
8 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
9 Vgl. 1Kor 11,26-29.
weyhete kelche, paten und altare, sondern, wie ge-
melt, nach Christi einsetzung naturlich speißbrodt
brauchen, brechen, in der communicanten hende ge-
ben, daß sie es nehmen und essen; zur außtheilungen
aber des heiligen weinß ein reiniglich trinckgeschirr,
welches sie gleichfals den communicanten in ihre
hände darreichen sollen, und zur gantzen handtlung
einen bereiteten tisch haben, sich hiermit als wür-
dige tischgenossen am tisch des herren9 zu erschei-
nen, offentlich zuerinnern.
So soll auch das volck vermahnet werden, daß es
sich vleißig zum heyligen abentmal haltte neben ein-
gefurter underrichtung, wie es sich der gebrauchten
sacramenten in kranck-I heit und sterben recht trö-
sten könne und solle.
Ob aber wohl die heilige sacramenta in der kir-
chen zu seiner zeit ordentlich zu administriren, je-
doch, do es sich begebe, daß in einem dorff keine
kirche wehre und ein kindtlein leibs und anderer un-
gelegenheit wegen nicht wohl uber feldt zur kirchen
getragen werden möchte, mag uf solchem fall der
diener den leutten zue hause gehen und daheim,
doch in versamblung christlicher personen die tauff
verrichten.
Deßgleichen, obwohl ein jeder christ soll bericht
haben, sich des vormals gebrauchten abentmals des
herren auch im tode zu getrösten, jedoch, do ein
schwachglaubiger, der sich zu unserer waren refor-
mirten religion bekennet, in leibsschwachheit uber
geschehene trewe underricht- und vermanung da-
rumb anhalten wurde, kan ihm das heylige abent-
mal daheim administrirt werden, aber nicht anderer
gestalt, dan das ihm die opinio operis operati10 mit
vleißigem, guttem underricht auß dem hertzen ge-
nommen und mit ihm andere christen der commu-
nion zugleich mitgebrauchen.
Ein jeder pfarrher sol es dahin richten, | daß die
communion des jars zum wenigsten viermal gehal-
ten werde, alß nemblich auff die drey haupt-
fest11, und dan auff einen sontag umb Michae-
lis12.
10 Opus operatum, die Wirksamkeit der Gnadenmittel, sie-
he oben, S. 68 Anm. 24.
11 Weihnachten, Ostern und Pfingsten.
12 29. September.
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