stalt. Gleichzeitig veröffentlichte er seine Messe40. Da es in dieser Sutte keinen Chor gab, fehlte er in der
Ordnung. Dafür wurde aber für einfache Responsorien die Gemeinde eingeschaltet. Diese Gottesdienst-
ordnung des Andreas Döber hing sehr viel weniger an der bisherigen Ordnung und war dafür um so
mehr von der Nördlinger Ordnung des Kaspar Kantz und der Straßburger Ordnung beeinflußt41.
Nicht lange darnach wurde auch in der Spitalkirche selbst die Änderung durchgeführt. Im Januar
1525 hielt sich nur noch ein einziger Geistlicher nach der alten Ordnung42. Dafür schufen sich die Geist-
lichen eine eigene Form, die sogleich auch im Druck erschien. Sie richteten sich nach den Pfarrkirchen,
brachten über diese hinaus noch Gemeindegesänge und übernahmen aus dem Gottesdienstformular Dö-
bers den Eingang43. An ihrer Einführung war gewiß vor allem Sebald Heyden, der noch bis nach Ende
Januar 1525 dort Rektor war44, beteiligt. Die Gottesdienstordnung erschien schon im nächsten Jahre
(1526) in einer neuen Ausgabe, wobei nur die Lieder durch andere ersetzt wurden45. Dabei muß man
aber offensichtlich daran denken, daß diese Lieder überhaupt nur als Beispiele genannt wurden. Andere
Neuausgaben erschienen 152746 und 152847.
Die in der Spitalkirche gesungenen deutschen Gesänge wurden 1525 selbständig oder in Verbindung
mit der Gottesdienstordnung in zwei und 1526 sogar in vier Drucken veröffentlicht48.
Die volle Durchführung der Reformation.
Daß Nürnberg während dieses bewegten Sommers 1524 an den Vorbereitungen der evangelischen
Stände des fränkischen Kreises auf das dann untersagte Nationalkonzil lebhaft beteiligt war, ist selbst-
verständlich49. Nürnberg bekam auf die 23 Artikel drei Gutachten - eines von seinen evangelischen Pre-
digern50, eines von den evangelischen Klöstern51 und eines von den katholischen Klöstern52. Ihre Vor-
lage erfolgte aber erst, als die Nationalversammlung längst verboten und dafür eine rein örtliche Frage
in den Vordergrund getreten war.
Der von seinen Ordensvorgesetzten wegen seiner evangelischen Haltung abgesetzte Karthäuserprior
Blasius Stöckel erbot sich, seine Lehre als schriftgemäß zu verteidigen. Das benützte der Rat als Anlaß
zur Durchführung eines großen Religionsgespräches, um auf diese Weise einhellige Predigt in der Stadt
zu erreichen, wie es nach schweizerischem Vorgang eben auch in anderen Städten geschehen war (z.B.
40 Unsere Nr. I 6.— Simon, Spitalmessen. - B. Klaus, Die Rüstgebete, in: Leiturgia 2, 550.
41 Smend 160—170. 42 von Soden 219.
43 Unsere Nr. 17. — Es ist falsch, sie als eine Um-, Weiter- oder Rückbildung der Messe Döbers zu betrachten.
44 Kosel.
45 Smend 162. - W.Walter, Die Nürnberger deutsche Messe im Jahr 1526, in: Siona 21 (1896) 127ff. — Rie-
derer, Abhandlung 221ff. 46 Wackernagel, Bibliographie Nr. 252. 47 Handbuch 1, 538 Nr. 18.
48 Das teutsch gesang, so in der meß gesungen würdt (WA 35, 345-348. 367f.). — Handbüchlein christlicher ge-
senge die man... im neuen Spital zu Nüremberg im brauch helt. 1526; Form und Ordnung geistlicher gesenge
und psalmen, welche in der versammlung zu Nürnberg im neuen spital gesungen werden. 1526.
49 Vgl. Einleitung S. 5f..
50 Schmidt und Schornbaum 411-441. - Der ursprüngliche Ratschlag findet sich in einer gleichzeitigen Ab-
schrift in einem von Lazarus Spengler angelegten Sammelband (NLA Fen. IV 20 906f. 88-154). Aus ihm wur-
den bei der Übersendung nach Ansbach der Abschnitt ,,Vom Antichrist“ (f. 122v-140v — Schmidt und Schorn-
baum 442-454) weggelassen. Im Druck ,,Ein gut underricht...“ (Weller 3660. - Will, Bibl. Nor. II
Nr. 90f.) stand dieser Abschnitt aber dann. Dafür war der 3. Teil fortgelassen mit einem kurzen Hinweis auf
den sachlich übereinstimmenden Ansbacher Ratschlag. (So wiedergegeben bei Schülin, Reformationsgeschichte,
Anhang I. — Dieser 3. Teil in der genannten Handschrift f. 140v—151, gedruckt bei J. B. Riederer, Nützliche
und angenehme Abhandlungen aus der Kirchen-, Bücher- und Gelehrtengeschichte. Altdorf 1762, und Schmidt
und Schornbaum 434-441).
51 Augustiner, Benediktiner ( = St. Egidien) und Karthäuser. - Schornbaum, Kasimir 285-308.
52 Dominikaner, Franziskaner und Karmeliter. — Schmidt und Schornbaum 71ff. — J. L. Hocker, Supple-
menta zu dem Haylßbronnischen Antiquitäten-Schatz. Nürnberg 1739. 153ff. - R. Schaffer, Andreas Stoß.
Breslau 1926. 131-135.
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Ordnung. Dafür wurde aber für einfache Responsorien die Gemeinde eingeschaltet. Diese Gottesdienst-
ordnung des Andreas Döber hing sehr viel weniger an der bisherigen Ordnung und war dafür um so
mehr von der Nördlinger Ordnung des Kaspar Kantz und der Straßburger Ordnung beeinflußt41.
Nicht lange darnach wurde auch in der Spitalkirche selbst die Änderung durchgeführt. Im Januar
1525 hielt sich nur noch ein einziger Geistlicher nach der alten Ordnung42. Dafür schufen sich die Geist-
lichen eine eigene Form, die sogleich auch im Druck erschien. Sie richteten sich nach den Pfarrkirchen,
brachten über diese hinaus noch Gemeindegesänge und übernahmen aus dem Gottesdienstformular Dö-
bers den Eingang43. An ihrer Einführung war gewiß vor allem Sebald Heyden, der noch bis nach Ende
Januar 1525 dort Rektor war44, beteiligt. Die Gottesdienstordnung erschien schon im nächsten Jahre
(1526) in einer neuen Ausgabe, wobei nur die Lieder durch andere ersetzt wurden45. Dabei muß man
aber offensichtlich daran denken, daß diese Lieder überhaupt nur als Beispiele genannt wurden. Andere
Neuausgaben erschienen 152746 und 152847.
Die in der Spitalkirche gesungenen deutschen Gesänge wurden 1525 selbständig oder in Verbindung
mit der Gottesdienstordnung in zwei und 1526 sogar in vier Drucken veröffentlicht48.
Die volle Durchführung der Reformation.
Daß Nürnberg während dieses bewegten Sommers 1524 an den Vorbereitungen der evangelischen
Stände des fränkischen Kreises auf das dann untersagte Nationalkonzil lebhaft beteiligt war, ist selbst-
verständlich49. Nürnberg bekam auf die 23 Artikel drei Gutachten - eines von seinen evangelischen Pre-
digern50, eines von den evangelischen Klöstern51 und eines von den katholischen Klöstern52. Ihre Vor-
lage erfolgte aber erst, als die Nationalversammlung längst verboten und dafür eine rein örtliche Frage
in den Vordergrund getreten war.
Der von seinen Ordensvorgesetzten wegen seiner evangelischen Haltung abgesetzte Karthäuserprior
Blasius Stöckel erbot sich, seine Lehre als schriftgemäß zu verteidigen. Das benützte der Rat als Anlaß
zur Durchführung eines großen Religionsgespräches, um auf diese Weise einhellige Predigt in der Stadt
zu erreichen, wie es nach schweizerischem Vorgang eben auch in anderen Städten geschehen war (z.B.
40 Unsere Nr. I 6.— Simon, Spitalmessen. - B. Klaus, Die Rüstgebete, in: Leiturgia 2, 550.
41 Smend 160—170. 42 von Soden 219.
43 Unsere Nr. 17. — Es ist falsch, sie als eine Um-, Weiter- oder Rückbildung der Messe Döbers zu betrachten.
44 Kosel.
45 Smend 162. - W.Walter, Die Nürnberger deutsche Messe im Jahr 1526, in: Siona 21 (1896) 127ff. — Rie-
derer, Abhandlung 221ff. 46 Wackernagel, Bibliographie Nr. 252. 47 Handbuch 1, 538 Nr. 18.
48 Das teutsch gesang, so in der meß gesungen würdt (WA 35, 345-348. 367f.). — Handbüchlein christlicher ge-
senge die man... im neuen Spital zu Nüremberg im brauch helt. 1526; Form und Ordnung geistlicher gesenge
und psalmen, welche in der versammlung zu Nürnberg im neuen spital gesungen werden. 1526.
49 Vgl. Einleitung S. 5f..
50 Schmidt und Schornbaum 411-441. - Der ursprüngliche Ratschlag findet sich in einer gleichzeitigen Ab-
schrift in einem von Lazarus Spengler angelegten Sammelband (NLA Fen. IV 20 906f. 88-154). Aus ihm wur-
den bei der Übersendung nach Ansbach der Abschnitt ,,Vom Antichrist“ (f. 122v-140v — Schmidt und Schorn-
baum 442-454) weggelassen. Im Druck ,,Ein gut underricht...“ (Weller 3660. - Will, Bibl. Nor. II
Nr. 90f.) stand dieser Abschnitt aber dann. Dafür war der 3. Teil fortgelassen mit einem kurzen Hinweis auf
den sachlich übereinstimmenden Ansbacher Ratschlag. (So wiedergegeben bei Schülin, Reformationsgeschichte,
Anhang I. — Dieser 3. Teil in der genannten Handschrift f. 140v—151, gedruckt bei J. B. Riederer, Nützliche
und angenehme Abhandlungen aus der Kirchen-, Bücher- und Gelehrtengeschichte. Altdorf 1762, und Schmidt
und Schornbaum 434-441).
51 Augustiner, Benediktiner ( = St. Egidien) und Karthäuser. - Schornbaum, Kasimir 285-308.
52 Dominikaner, Franziskaner und Karmeliter. — Schmidt und Schornbaum 71ff. — J. L. Hocker, Supple-
menta zu dem Haylßbronnischen Antiquitäten-Schatz. Nürnberg 1739. 153ff. - R. Schaffer, Andreas Stoß.
Breslau 1926. 131-135.
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