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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0064
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I 5. Gottesdienstordnung der Pfarrkirchen 1524.
Dominica secunda post Trinitatis
Nurnberge in ecclesiis parochialibus inceptus est ordo subsequens 15241.

Hora consueta dimidia sc[ilicet] ante horam pri-
mam diei2 pulsetur ad primam missam. Neque sal
neque aqua consecretur3, sed confestim ad altare
sese recipiunt celebrans et ministri.
Introitus: Factus est Dominus protector meus4*
etc.
Deinde loco versus5 psalmus 17. * hoc modo:
[Noten]
Diligam te, Domine, virtus mea, Dominus firma-
mentum meum et refugium meum. Deus meus adiu-
tor meus. Sperabo in eum. Protector meus et cornu
salutis mee et susceptor meus. Laudans invocabo
Dominum et etc. [Schluß der Noten].
Sub hac melodia totus cantetur psalmus.
Finis psalmi cum Gloria Patri concludatur atque
introitus repetatur.
Et per quamlibet septimanam cantat chorus alium
introitum et psalmum, ut de tempore cancionalia
habent.
Druckvorlage: Abdruck einer seinerzeit in der
Staatsbibliothek München aufgefundenen, heute dort
aber nicht mehr auffindbaren gleichzeitigen Hand-
schrift durch Kolde, Theodor, Die erste Nürnberger
evangelische Gottesdienstordnung, in: Theologische
Studien und Kritiken 56 (1883) 604-610.
1 Die Überschrift ist olfensichtlich gleichzeitiger Zu-
satz zu der Anweisung der Pröpste, die den Vollzug
der Anordnung feststellen und festhalten sollte.
2 Nürnberg hatte amtlich (teilweise bis 1811) eine be-
sondere Stundenzählung, die sog. ,,große Uhr“. Bei
ihr hatte der aus Tag und Nacht bestehende Tag
zwar auch immer 24 gleich lange Stunden. Doch wur-
den im Unterschied zu der unserer heutigen Zählung
entsprechenden „kleinen Uhr“ die Tagesstunden
und die Nachtstunden je für sich gezält, wobei im
Laufe des Jahres die Zahl der einen wuchs bzw. ab-
nahm, die der anderen umgekehrt abnahm bzw.
wuchs. Die Länge der Nächte und Tage ist z. B. im
Bamberger Missale für die einzelnen Zeitabschnitte
eingetragen. — Hora prima diei = ,,ein or auf den
Tag“ = 1 Stunde nach Sonnenaufgang (Grote-
fend, H., Zeitrechung des deutschen Mittelalters
und der Neuzeit. Hannover 1891 1, 185f. - Reicke
562 ff.).
3 Siehe S. 44,
4 Psalm 18, 19 f., der Introitus des 1. Trinitatissonn-

Dein Kyrie eleison dominicale6.
Celebrans: Gloria in excelsis.
Chorus: Et in terra7.
Postea celebrans orationem dominicalem8 cantat
Sancti tui nominis etc.*
Oratione finita incipit minister canere caput pri-
mum, dein ad subsequens offitium aliud caput, ut
ordo expostulat, ad Romanos lingua germana et
premittit hanc prefationem:
Ir aller liebsten, vernemet das n9. capitel, der
epistel, die der heilig S. Paulus schreibt zu den Ro-
mern: Paulus, ein diener Jesu Christi etc.
Graduale10: Ad Dominum, cum tribularer, cla-
mavi etc. [Ps. 120, 1]. Alleluia.
Deus iudex iustus [Ps. 7, 12] etc.
Subinde diaconus cantare orditur caput n.11 Ma-
thei germanice, hanc premittens prefationem:
Ir aller hebsten, vernemet die wort des heiligen
evangelii, das uns schreibt der heilig evangehst S.
tags. - Die wechselnden Bestandteile (aus dem Pro-
priumsteil), die im Text mit * bezeichnet sind, stam-
men alle aus der Messe des 2.Sonntags nach Pfing-
sten (= 1. S. nach Trinitatis) (z. B. Speciale mis-
sarum secundum chorum Bambergensem; Bamberg
1506. f. 54). Daß sie nur als Beispiele dienen sollten,
besagt die Anweisung beim Schluß des Introitus. -
Im übrigen siehe S. 19 Anm. 32!
5 Nach dem eigentlichen Introitus wird in der römi-
schen Messe noch ein (meist aus dem gleichen Psalm
genommener Vers gesungen [hier Psalm 18, 2f.]).
Der Psalm soll jetzt ganz gesungen werden.
6 Bezeichnung der Melodie (= die für schlichte Sonn-
tag bestimmte).
7 Dazu gehört auch das als selbstverständlich damit
verbunden gedachte und darum nicht eigens ge-
nannte Laudamus (Brodde, O., Evangelische
Choralkunde, in: Leiturgia 4,386).
8 Das auf dem jeweiligen Sonntag treffende Gebet
(collecta).
9 Hier das 1. Kapitel. Statt der Perikopen wird also die
lectio continua eingeführt.
10 Ein Vers, der ursprünglich auf den Stufen (gradus)
des zur folgenden Verlesung des Evangeliums be-
stimmten Lesepultes (des Ambons) gesungen wurde
(Braun 126.- Jungmann 1,553).
11 Hier das 1. Kapitel (= wie zu 9!)

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