[I 8.] Einlaitunge der Eheleut, / wie sie zu Nürmberg /
braucht und gehalten wirdt. Nürmberg. / 1526.
Wenn der brautgam und die braut für dem altar
stehen, so spricht der priester:
Alle, die zu dem stand der ehe treten wöllen, die
söllen nit on wissen des wort Gottes hinzugehen, als
die heiden tun (1. Thess. 4. [3ff.]), sönder söllen be-
denken, das die ehe nit von menschen herkomme oder
mit menschen gebot oder verbot mag verfasset wer-
den (1. Tim. 4 [3]); dann Gott, der im anfang den
menschen gemacht hat, der macht, daß ein mann
und weib sein sollt (Gene. 1 [2f.] Mat. 19. [4ff]);
dann er sprach (Gene. 2. [18, 24]): Es ist nit gut daß
der mensch allein sei. Wir wollen im einen gehilfen
machen und: Darumb -wird ein mann sein vater und
mutter verlassen und seinem weib anhangen und
werden zwei sein ein fleisch (Ephe. 2 [15]). Und er
gesegnet sie auch und sprach (Gene. 1. [28]): ,,Wach-
set und mehret euch und erfüllet das erdreich.“
Da aber das weib die übertretung hett eingeführet,
sprach er zu ihr (Gen. 3 [16]): .,Ich will dir viel
kummer schaffen, wenn du schwanger wirst. Du solt
deine kinder mit schmerzen gepern und solt unter
der gewalt sein deines mans und er soll dein herr
sein.“ Darnach aber spricht er durch seinen apostel
(1. Tim. 2 [15]): ,,Sie wird aber selig werden durch
kindergeperen, so sie bleibt im glauben, in der lieb,
in der heiligung samt der zucht“, das ist: wenn sie
glaubt, daß sie Gott damit gehorsam ist, der es also
verordnet hat, und nimt teglich zu im glauben, in
der lieb und in züchtigen sitten eines, senften und
stillen geists, welcher vor Gott prechtlich ist; denn
also haben sich auch vor zeiten die heiligen weiber
gesckmuckt, die ihre hofnung auf Gott setzen und
iren männern unterton waren“ (1. Pe. 3 [4f.]).
Und zu dem Adam sprach Gott der Herr (Gene. 3
[17ff]): „Dieweil du hast gchorchet der stimmen
deines weibes und geessen von dem baum, davon ich
dir gebot und sprach: Du solt nit davon essen. Ver-
flucht sei der acker umb deinen willen! Mit kummer
solt du dich nähren dein leben lang! Dörner und
Druckvorlage: Originaldruck ( Quart, 4 Bl. - We 1 -
ler 3774). - (Nürnberg Stadtbibliothek: Will II 192. 4°).
- Druck: Hirsch, in: Acta historico-ecclesiastica. Ge-
disteln soll er dir tragen und sollt dein kraut auf
dem velde essen! Im schweiß deines angesichts solttu
dein prot essen, bis das du wider zur erden wirst,
davon du genommen bist; dann du bist staub und
solt widerumb zu staub werden.“ ,,Darumb, ir men-
ner, sagt Gott durch seinen apostel (1. Petr. 3 [7]),
wonet bei euern weibern mit vernunft und gebet dem
weiblichen als dem schwechsten wergzeug sein ehre
als auch miterben der genad des lebens, auf daß euer
gebete nicht verhindert werde.“Und (Eph. 5 [52]):
,,Liebt sie als euere eigene leib, gleich’wie Christus ge-
liebt hat die gemein und hat sie1 selb für sie geben!“
Darnach spricht der priester zu in beiden:
Ir habt nun das wort Gottes gehört. Darum frag
ich euch und erstlich dich N.
Und spricht zu dem mann:
N., wiltu die M. nemen zu der ehe ?
Antwort der mann: Ja.
Dergleichen frag er das weib:
M., wilt du den N. nemen zu der ehe ?
Antwort das weib: Ja.
Denn geben sie einander ringe, wann sie sie haben
und der priester gibt in die hende zusamen und
spricht jedem vor
und erstlich dem breutgam:
Ich, N., nimb dich, M., mir zum eelichen weib und
glob dir meine treu.
Darnach spricht er der braut. für:
Ich, M., nimb dich, N., mir zum eelichen mann
und glob dir meine treu.
Darauf beschleußt der priester mit diesen nach-
folgenden worten:
Was nun Gott zusammen gefügt hat, das soll der
mensch nit schaiden (Matth. 19 [6]).
(Oratio ecclesiae)
Darum bleib euer ehe vest und unverbrüchlich in
dem namen Gottes des Vaters und des Suns und Hei-
ligen Geists. Der Herr sei mit euch! Gehet hin im
fried! Amen.
sammelte Nachrichten von den neuesten Kirchen-Ge-
schichten. 10 (Weimar 1746) 237ff.
1 Mundartlich = sich.
braucht und gehalten wirdt. Nürmberg. / 1526.
Wenn der brautgam und die braut für dem altar
stehen, so spricht der priester:
Alle, die zu dem stand der ehe treten wöllen, die
söllen nit on wissen des wort Gottes hinzugehen, als
die heiden tun (1. Thess. 4. [3ff.]), sönder söllen be-
denken, das die ehe nit von menschen herkomme oder
mit menschen gebot oder verbot mag verfasset wer-
den (1. Tim. 4 [3]); dann Gott, der im anfang den
menschen gemacht hat, der macht, daß ein mann
und weib sein sollt (Gene. 1 [2f.] Mat. 19. [4ff]);
dann er sprach (Gene. 2. [18, 24]): Es ist nit gut daß
der mensch allein sei. Wir wollen im einen gehilfen
machen und: Darumb -wird ein mann sein vater und
mutter verlassen und seinem weib anhangen und
werden zwei sein ein fleisch (Ephe. 2 [15]). Und er
gesegnet sie auch und sprach (Gene. 1. [28]): ,,Wach-
set und mehret euch und erfüllet das erdreich.“
Da aber das weib die übertretung hett eingeführet,
sprach er zu ihr (Gen. 3 [16]): .,Ich will dir viel
kummer schaffen, wenn du schwanger wirst. Du solt
deine kinder mit schmerzen gepern und solt unter
der gewalt sein deines mans und er soll dein herr
sein.“ Darnach aber spricht er durch seinen apostel
(1. Tim. 2 [15]): ,,Sie wird aber selig werden durch
kindergeperen, so sie bleibt im glauben, in der lieb,
in der heiligung samt der zucht“, das ist: wenn sie
glaubt, daß sie Gott damit gehorsam ist, der es also
verordnet hat, und nimt teglich zu im glauben, in
der lieb und in züchtigen sitten eines, senften und
stillen geists, welcher vor Gott prechtlich ist; denn
also haben sich auch vor zeiten die heiligen weiber
gesckmuckt, die ihre hofnung auf Gott setzen und
iren männern unterton waren“ (1. Pe. 3 [4f.]).
Und zu dem Adam sprach Gott der Herr (Gene. 3
[17ff]): „Dieweil du hast gchorchet der stimmen
deines weibes und geessen von dem baum, davon ich
dir gebot und sprach: Du solt nit davon essen. Ver-
flucht sei der acker umb deinen willen! Mit kummer
solt du dich nähren dein leben lang! Dörner und
Druckvorlage: Originaldruck ( Quart, 4 Bl. - We 1 -
ler 3774). - (Nürnberg Stadtbibliothek: Will II 192. 4°).
- Druck: Hirsch, in: Acta historico-ecclesiastica. Ge-
disteln soll er dir tragen und sollt dein kraut auf
dem velde essen! Im schweiß deines angesichts solttu
dein prot essen, bis das du wider zur erden wirst,
davon du genommen bist; dann du bist staub und
solt widerumb zu staub werden.“ ,,Darumb, ir men-
ner, sagt Gott durch seinen apostel (1. Petr. 3 [7]),
wonet bei euern weibern mit vernunft und gebet dem
weiblichen als dem schwechsten wergzeug sein ehre
als auch miterben der genad des lebens, auf daß euer
gebete nicht verhindert werde.“Und (Eph. 5 [52]):
,,Liebt sie als euere eigene leib, gleich’wie Christus ge-
liebt hat die gemein und hat sie1 selb für sie geben!“
Darnach spricht der priester zu in beiden:
Ir habt nun das wort Gottes gehört. Darum frag
ich euch und erstlich dich N.
Und spricht zu dem mann:
N., wiltu die M. nemen zu der ehe ?
Antwort der mann: Ja.
Dergleichen frag er das weib:
M., wilt du den N. nemen zu der ehe ?
Antwort das weib: Ja.
Denn geben sie einander ringe, wann sie sie haben
und der priester gibt in die hende zusamen und
spricht jedem vor
und erstlich dem breutgam:
Ich, N., nimb dich, M., mir zum eelichen weib und
glob dir meine treu.
Darnach spricht er der braut. für:
Ich, M., nimb dich, N., mir zum eelichen mann
und glob dir meine treu.
Darauf beschleußt der priester mit diesen nach-
folgenden worten:
Was nun Gott zusammen gefügt hat, das soll der
mensch nit schaiden (Matth. 19 [6]).
(Oratio ecclesiae)
Darum bleib euer ehe vest und unverbrüchlich in
dem namen Gottes des Vaters und des Suns und Hei-
ligen Geists. Der Herr sei mit euch! Gehet hin im
fried! Amen.
sammelte Nachrichten von den neuesten Kirchen-Ge-
schichten. 10 (Weimar 1746) 237ff.
1 Mundartlich = sich.