III 1. Die Ansbacher 30 Fragen 1528.
Artikel und fragstück der prediger etc.
Erstlich: was er für die hailige christlich kirchen
halt und derselben gewalt und concilien.
Zum andern: Ob babst, bischof, concilia außerhalb
des Gottes worts mugen gesetz machen, darzu die
seel und gewissen der menschen verpunden werden.
Zum dritten: Was und warin die recht christlich
freihait sei und stee.
Zum vierten: Welcher maß die gotlich gschrift an
den orten, da sie dunkel und widerwertig scheint,
mög ausgelegt und erclert werden.
Zum fünften: Ob auch die hailige gschrift in den
stucken, die uns zur seligkeit not zu wissen, an ir
selbst lauter gnugsam sei oder menschlicher zusetz
bedorfe.
Zum sechsten : Wie vil gotlicher sacrament seien,
von Christo selbst. aufgesetzt, und welchs dieselben.
Zum sibenden: Was ein christliche nötige bußwur-
kung, beicht, absolucion und gnugtueung für die
sund seien.
Zum achten: Was er von bepstlichem und bischof-
lichem ablas halt.
Zum neunten: Was er halt vom gesetz, evangelio,
sund, gnad, glauben und werk und wie unterschied-
lich er sie lere.
Zum zehenden: Was er halt von dem christlichen
tauf und ob man auch die kinder taufen sol.
Zum ailften: Was er halt von dem nachtmal Jesu
Christi und ob der leib und das blut Christi darin
wesenlich empfangen werden, ob sich auch nach got-
lichem wort gepure, solichs sacrament, wie mans
nennt, allein in ainerlei gestalt zu empfahen, und
wem es geraicht oder verhalten werden soll.
Zum zwelften: Ob sich auch nach gotlichem wort
gebure, dasselbig sacrament in heuslein einzesper-
ren, umbzetragen und anzebeten.
Zum dreizehenden: Was ein rechte evangelische
meß sei.
Druckvorlage: Gleichzeitige Handschrift (NStA
ARA8 f. 185f.). - Druck: Westermayer 141-144. -
Schmidt und Schornbaum 460f.
1 von verdingen = verabreden, verpflichten. - Ver-
dinglich messen = Votivmessen.
Zum vierzehenden: Ob der leib und das blut Chri-
sti in der meß mug geopfert und derhalben der beb-
stisch canon gebraucht werden.
Zum funfzehenden: Ob sich auch gezime, umb ge-
stiften oder andere presenz oder nutzung verding-
lich1 meß auch in deutscher sprach ze halten.
Zum sechtzehenden: Was er vom fegfeur halt und
ob man den selen darinnen mit messen, vigilien2
oder andern werken zu hilf komen könn.
Zu sibentzehenden: Ob auch der eelich stand nach
gotlicher schrift und in was feüen jemand verpoten
sei.
Zum achtzehenden: In was fellen die ee geschie-
den werden mug und ob den geschiednen beiden oder
ir ainem, sich widerumb zu vereelichen, gezimen.
Zum neunzehenden: Was embter zu der seelsorg
in der christlichen kirchen von nöten seien.
Zum zweintzigsten: Ob der mensch in den dingen
die zu der seligkeit von nöten, ein freien willen hab,
auch ob man aus meschlichen kreften gothche ge-
bot halten könn oder nit.
Zum einundzwentzigsten: Ob sichs auch gebur
und not sei, Maria und ander hailigen umb hilf oder
furbitt anzerufen oder aber Got, um derselbigen wil-
len uns zu helfen, bitten.
Zum zwaiundzwentzigsten: Was ein recht christ-
lich gebet sei und ob dasselbig nutzlich oder hilflich
um gelt oder belonung geton werden mug.
Zum dreiundzwentzigsten: Was er von den bild-
nussen in der kirchen und auf den altarn halte.
Zum vierundzwentzigsten: Was er fur ein recht
christlich feier, fasten halt und ob zimlich sei, et-
lich speis auf sonderlich zeit zu verbieten.
Zum fünfundzwentzigsten: Was sie von Christo
leren und halten, ob er minder dann der Vater sei
und ob er die gothait erst angenomen hab, als er gein
himel gefaren ist3.
2 Siehe S. 94.
3 Diese Frage war durch den Prozeß gegen den Täu-
fersendboten Ambr. Spittelmeier in Ansbach (1527)
veranlaßt (Schornbaum, Quellen... Wiedertäufer 52.
53. 64. 65f.).
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Artikel und fragstück der prediger etc.
Erstlich: was er für die hailige christlich kirchen
halt und derselben gewalt und concilien.
Zum andern: Ob babst, bischof, concilia außerhalb
des Gottes worts mugen gesetz machen, darzu die
seel und gewissen der menschen verpunden werden.
Zum dritten: Was und warin die recht christlich
freihait sei und stee.
Zum vierten: Welcher maß die gotlich gschrift an
den orten, da sie dunkel und widerwertig scheint,
mög ausgelegt und erclert werden.
Zum fünften: Ob auch die hailige gschrift in den
stucken, die uns zur seligkeit not zu wissen, an ir
selbst lauter gnugsam sei oder menschlicher zusetz
bedorfe.
Zum sechsten : Wie vil gotlicher sacrament seien,
von Christo selbst. aufgesetzt, und welchs dieselben.
Zum sibenden: Was ein christliche nötige bußwur-
kung, beicht, absolucion und gnugtueung für die
sund seien.
Zum achten: Was er von bepstlichem und bischof-
lichem ablas halt.
Zum neunten: Was er halt vom gesetz, evangelio,
sund, gnad, glauben und werk und wie unterschied-
lich er sie lere.
Zum zehenden: Was er halt von dem christlichen
tauf und ob man auch die kinder taufen sol.
Zum ailften: Was er halt von dem nachtmal Jesu
Christi und ob der leib und das blut Christi darin
wesenlich empfangen werden, ob sich auch nach got-
lichem wort gepure, solichs sacrament, wie mans
nennt, allein in ainerlei gestalt zu empfahen, und
wem es geraicht oder verhalten werden soll.
Zum zwelften: Ob sich auch nach gotlichem wort
gebure, dasselbig sacrament in heuslein einzesper-
ren, umbzetragen und anzebeten.
Zum dreizehenden: Was ein rechte evangelische
meß sei.
Druckvorlage: Gleichzeitige Handschrift (NStA
ARA8 f. 185f.). - Druck: Westermayer 141-144. -
Schmidt und Schornbaum 460f.
1 von verdingen = verabreden, verpflichten. - Ver-
dinglich messen = Votivmessen.
Zum vierzehenden: Ob der leib und das blut Chri-
sti in der meß mug geopfert und derhalben der beb-
stisch canon gebraucht werden.
Zum funfzehenden: Ob sich auch gezime, umb ge-
stiften oder andere presenz oder nutzung verding-
lich1 meß auch in deutscher sprach ze halten.
Zum sechtzehenden: Was er vom fegfeur halt und
ob man den selen darinnen mit messen, vigilien2
oder andern werken zu hilf komen könn.
Zu sibentzehenden: Ob auch der eelich stand nach
gotlicher schrift und in was feüen jemand verpoten
sei.
Zum achtzehenden: In was fellen die ee geschie-
den werden mug und ob den geschiednen beiden oder
ir ainem, sich widerumb zu vereelichen, gezimen.
Zum neunzehenden: Was embter zu der seelsorg
in der christlichen kirchen von nöten seien.
Zum zweintzigsten: Ob der mensch in den dingen
die zu der seligkeit von nöten, ein freien willen hab,
auch ob man aus meschlichen kreften gothche ge-
bot halten könn oder nit.
Zum einundzwentzigsten: Ob sichs auch gebur
und not sei, Maria und ander hailigen umb hilf oder
furbitt anzerufen oder aber Got, um derselbigen wil-
len uns zu helfen, bitten.
Zum zwaiundzwentzigsten: Was ein recht christ-
lich gebet sei und ob dasselbig nutzlich oder hilflich
um gelt oder belonung geton werden mug.
Zum dreiundzwentzigsten: Was er von den bild-
nussen in der kirchen und auf den altarn halte.
Zum vierundzwentzigsten: Was er fur ein recht
christlich feier, fasten halt und ob zimlich sei, et-
lich speis auf sonderlich zeit zu verbieten.
Zum fünfundzwentzigsten: Was sie von Christo
leren und halten, ob er minder dann der Vater sei
und ob er die gothait erst angenomen hab, als er gein
himel gefaren ist3.
2 Siehe S. 94.
3 Diese Frage war durch den Prozeß gegen den Täu-
fersendboten Ambr. Spittelmeier in Ansbach (1527)
veranlaßt (Schornbaum, Quellen... Wiedertäufer 52.
53. 64. 65f.).
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