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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0150
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

2. Das das wort kirch zweierlei wais gebraucht
werde. Einmal haist es ein jede sichtbarliche ver-
samblung der christen, darin alwege gut und bos ver-
muscht sein. Das andermal haist es die verporgne
anzal aller auserwelten, darin kein verworfner ist.
Die kan niemand sehen; sonder man glaubt sie.
3. Das man spricht: Die christlich kirch kan nit
irren, das kan und mag von keiner eußerlichen sicht-
licher kirchen war sein; dann es ist kein sichthche
versamblung nie so gut gewest, man kan sie uber-
zeugen mit Gottis wort, das sie geirret hab.
4. Die christlich kirch sei sichtlich oder unsicht-
lich, hat eitl schuler und Christus ist allein der mai-
ster. Darumb hat sie kein gewalt, neue ler oder neue
gesetz zu machen.
5. Der kirchen gewalt ist allein, diener zu welen
und den christlichen ban zu brauchen und ordnung
zu machen, das die durftigen mit dem almusen ver-
sehen werden.
6. Allen andern gewalt hat eintweder Christus im
himel oder weltliche obrigkeit auf erden.
Von den kirchendienern.
1. Das ime keiner selbs soll die er geben, sonder
berufen werden.
2. Das man das allein an in soll suchen, das sie in
irem ambt getreu werden erfunden.
3. Das man diener soll berufen zu predigen, tau-
fen, sacrament raichen und dem ahmusen vorzu-
steen.
4. Das man die diener des worts und pfleger des
almusens billich unterscheidet, wie auch die aposteln
haben getan.
Vom christlichen bann.
1. Das der bann nicht allein von der sunder wegen
sei aufgesetzt, sonder auch von der wegen, die ine
brauchen.
c Dieser Satz fehlt in der Vorlage. Er wird aus Speng-
lers Sammlung (f. 220v) gebracht. ARA 8. f. 220
und f. 254 haben ihn als Nr. 3.
2 Außer sehr weitgehenden Ehehindernissen wegen
Blutsverwandtschaft und Schwägerschaft kennt das
katholische Kirchenrecht auch solche wegen geist-

2. Das sich die frembder sunde tailhaftig machen,
die den bann von Christo empfangen haben und, do
es not ist, nit brauchen.
3. Das man niemant pannen soll, er sei dann vor
vermant zur besserung und wolle nicht horen.
4. Das man den ban zu der besserung und nicht
zur verterbung der seelen brauchen soll.
5. Das man nieman pannen soll, man konn in dann
mit Gottes wort uberweisen, das er wider Got und
den nächsten gesundigt habec.
Vom eelichen stand.
1. Das die ee ein heiliger stand von Got eingesetzt
und gesegnet sei.
2. Das man mit festem glauben annemen soll,
er gefall Got und werde uns darinnen segnen und
nicht verlassen.
3. Das der eelich stand allen den von Got ernst-
lich gepoten sei, die sich nicht enthalten.
4. Das sich niemant durch eigen gelubd oder men-
schensatzung von solchem gepot und gehorsam Got-
tes kan ausziehen.
5. Das es das leidigen Teufels ler sei, speis und ee
verpieten.
6. Das der kirchen diener wol mugen und sollen
eelich werden.
7. Das eeliche pflicht niemand kan schaiden dann
der tod und der eebruch.
8. Das man kainer gesipschaft, schwagerschaft
noch gevatterschaft*2 die ee soll verpieten, dann so
fern sie Gott verpoten hat.
Vom freien willen.
1. Das nicht von nöten sei, dem gemein man zu
tichten3, ob sein will frei sei, sich dahin oder dort-
hin zuwenden.
2. Das aller menschlicher will, er naig sich, wohin
er wölle, bos sei, weh er nit mit dem Heiligen Gaist
begabt und regirt wirt.
licher Verwandtschaft (vor allem zwischen Täufling
und Taufpaten). - Zum heutigen, sehr gemilderten
Recht vgl. Eichmann Ed., Lehrbuch des Kirchen-
rechts .... Paderborn 1930 3. 2, 97-102. - Zum älte-
ren Recht: Richter, Äm. Ludw., Lehrbuch des
kath. und evang. Kirchenrechts. Leipzig 18585. 591
bis 606. 3 = ersinnen.

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