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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0163
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III 4 a Kirchenordnung 1533

Solichs alles wird in der heiligen schrift reichlich
hin und wider angezaigt, sunderlich aber Jeremie am
31. [31-34] also: Sihe, es kumbt die zeit, spricht der
Herr, da will ich mit dem haus Israel und mit dem
haus Juda ein neuen pund machen, nit wie der pund
gewesen ist, den ich mit iren vätern machet, da ich sie
bei der hand name, da ich sie aus Egyptenland fürte,
welichen pund sie nit gehalten haben und ich sie zwin-
gen must, spricht der Herr. Sunder das sol der pund
sein, den ich mit den kindern Israel machen will nach
diser zeit spricht der Herr: Ich wil mein gesetz in
ir herz geben und in iren sin schreiben und sie sollen
mein volk sein und ich will ir Gott sein und wird
keiner den andern leren und sagen: Erkenn den Her-
ren, sunder sie sollen mich alle kennen baide klein und
groß, spricht der Herr. Dann ich will inen ir missetat
vergeben und ir sünd nimmer mer gedenken.
Desgleichen Petrus in den Geschichten am 15.
[Act. 15, 10 f.] spricht also : Was versucht ir Gott
mit auflegung des gesetz auf der jüngern helse, we-
lichs weder unser väter noch wir haben mögen tra-
gen, sunder wir glauben durch die gnad unsers Herrn
Jesu Christi selig zu werden gleich wie auch sie.
Also auch Paulus zu Röm. am 8. [3f.]: Das dem
gesetz unmöglich war, seitemal es durch das flaisch
geschwecht oder verhindert wurde, das tet Gott und
sandte seinen Sun etc. auf das die gerechtigkeit, vom
gesetz erfordert, in uns erfült würde.
Wiewol nun diser baider leer ein jede ire sundere
bücher hat, darinnen sie fürnemlich gehandelt wir-
det, so ist doch nit on, es wirdet auch im alten testa-
ment vil vom evangelio und im neuen testament vil
vom gesetz gehandelt. Des sollen die prediger fleißig
warnemen, das sie nicht eins in das ander mischen
und keins recht handeln. Dann diese zwo leer sollen
stetigs im schwang gehen ein jede nach irer art, wie
hernach angezaigt werden soll.
a
Von der puß.
Wann nun die pfarrherrn, prediger und kirchen-
diener ir befolhen volk recht leren und auf den waren
weg der seligkeit wöllen füren, so sollen sie vor allen
dingen die puß predigen und das volk mit allem

a 1591 : + Das dritte capitul.

ernst zu einem pußfertigen leben raizen und trei-
ben. Dann also hat Christus der Herr gelert und be-
folhen, Luce am 24. [46 f.], da er sprach: Also must
Christus leiden und aufersteen von den toten am
dritten tag und predigen lassen in seinem namen
puß und vergebung der sünde unter allen völkern.
Es habens auch alle rechtgeschaffne prediger vom
anfang hero also gehalten. Dann was solt Noa (we-
lichen Petrus ein prediger der gerechtigkeit nennt
[2. Petr. 2, 5]) anderst gepredigt haben, dann das sie
puß teten, auf das sie nicht durch die sindfluß ver-
derbt würden, wie hernach geschach ? So ist das
ganz gesetz Mosi nichts anders dann ein pußpredig.
Desgleichen aller propheten predigen hat zum for-
dersten auf die puß gedrungen. Darumb spricht
Christus [Mt. 11, 13]: Das gesetz und die propheten
haben bis auf Johannen den taufer geweret, das ist
sie haben fürnemblich rechte, ware puß anzurichten
vorgehabt, und so dieselbig angangen ist, so haben
sie ir ampt ausgericht und hören auf, welichs alles
unter Johanne dem taufer geschehen und erfült ist;
dann derselbig prediget die tauf der puß und sprach
[Matth. 3,2]: Tut puß, dann das himelreich ist
nahend herbei kummen und Christus selbs sprach
[Mark. 1, 51]: Tut puß und glaubt dem evangelio,
bevalhe auch seinen Jiingern, sie solten predigen
und sprechen: Tut puß; dann das himelreich ist nahe
herbei kummen! Sie hieltens auch fleißig nicht allein
vor seinem leiden, sunder auch darnach, wie man
sicht Act. am 2. [38], da Petrus sprach: Tut puß
und laß sich ein jeder taufen, auf den namen Jesu
Christi zur vergebung der sünde, so werd ir emp-
fahen die gab des Heiligen Gaists.
Nun ist die puß nichts anders dann ein herzlich
reu und laid, über die erkanten sünd mit ernstlöichem
seufzen nach vergebung der sünde und warer frumb-
keit. Darumb, wöllen sie die leute zur puß bewegen,
so müssen sie inen zum ersten ir sünd anzaigen und
zu erkennen geben. Das geschicht aber am allerfüg-
lichsten durch das gesetz; dann Paulus spricht
[Röm. 3, 20]: Aus dem gesetz kumbt erkantnus der
sünden und abermals [Röm. 7, 7]: Ich west nicht,
das gelusten sünd ist, wann nicht das gesetz sprech:
Laß dich nicht gelusten.

10 Sehling, Bd. XI, Franken

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