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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0172
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

und seine woltaten lernen erkennen, rechtfertigt er
alle die, so daran glauben, mit einer ewigen gerech-
tigkeit, wie Jesaias und Daniel geweissagt haben;
dann Jesaias spricht am 53. [11]: Durch sein erkant-
nus (verstehe, damit wir ine erkennen durch den
glauben) wird er, mein knecht, der gerecht, vil ge-
recht machen, und Daniel zeuget am 9. [24], das
durch Christum dem ubertreten geweret, die sünd
bedeckt, die missetat versönet und ein ewige gerech-
tigkeit gebracht werden soll.
Das evangelion aber ist nichts anders dann ein
gute, fröliche potschaft von unserm lieben Herren
Jesu Christo, das wir in seinem namen vergebung
der sünd haben nach laut aller propheten weissagung,
wie er selbs bezeugt Luce am letzten [24, 47], das
in seinem namen must gepredigt werden puß und
vergebung der sünd unter allen völkern.
Es habens auch die heiligen apostel also gepredigt,
wie man sicht in den geschichten der apostel. Sun-
derlich am andern capitel [2, 38] spricht Petrus: Tut
puß und laß sich ein jeglicher taufen auf den namen
Jesu Christi zur vergebung der sünd, so werd ir emp-
fahen die gabe des Heiligen Gaists, und abermals am
fünften capit. [31 f.]: Der Gott unser väter hat Jesum
auferweckt, welichen ihr erwürgt habt und an das
holz gehangen; den hat Gott durch sein rechte hand
erhöhet zu einem fürsten und hailand, zu geben Is-
rael puß und vergebung der sünde, und wir sind
seine zeugen über dise wort, und der Heilig Gaist,
welichen Gott geben hat denen, die ime gehorchen,
und abermal am 10. capitel. [42f.]: Er hat uns ge-
poten, zu predigen dem volk und zu zeugen, das er
ist verordent von Gott ein richter der lebendigen
und der toten. Von diesem zeugen alle propheten,
das durch seinen namen alle, die an ine glauben, ver-
gebung der sünd empfahen sollen.
Desgleichen predigt auch Paulus am 13. cap. [38f.]
also: So sei es nun euch kund, lieben brüder, das
euch verkündigt wird vergebung der sünd durch die-
sen und entledigung von allem dem, dardurch ir im
gesetz Mosi nicht köndet gerecht werden. Wer aber
an diesen glaubt, der ist gerecht.
Ein soliche kurze predig ist das evangelion. Aber
es ist warlich nichts dester minder gotteskraft zum
hail allen, die daran glauben, Roma. 1 [16]. Darumb
vergleicht es Christus billich einem kleinen senfkorn

[Mt 13, 31 f.], einem schatz verborgen im acker [Mt
13, 44], einem edlen perlein [Mt 13, 45f.] und, was
mer der gleichen ist.
Damit man aber die kraft des evangelions dester
baß verstehe, wöllen wir erstlich Christum selbs für-
stellen und anzaigen, was für er uns getan, gelitten
und ausgericht hat, und darnach erst, wie er uns das-
selbig lest predigen und, was dieselbig predig bei uns
und in uns würket.
Es ist aber offenbar aus der lere des gesetzs, das
wir alle gesündigt haben und mangeln des preis Got-
tes, Roma. 3 [23], und waren tot durch ubertretung
und sünd, auch kinder des zorns von natur gleich
wie die andern, Ephe. am. 2 [3], gefangen und ver-
kauft unter die sünde, das wir uns selbs nicht helfen
könden, Roma. am 7. [18]. Darumb solten wir selig
werden, so dörfen wir eins mitlers und erlösers, der
Gottes zorn stillet, uns mit ime wider versönet, von
der sünden und tod errettet und das ewig leben
schenket. Solicher mitler und erlöser ist nun Chri-
stus unser Herr, wie Paulus sagt, 1. Timoth. 2 [5f.]:
Es ist ein Gott und ein mitler zwischen Gott und den
menschen, nemlich der mensch Jesus Christus, der
sich selbs geben hat für alle zur erlösung, das soliches
gepredigt würde zu seiner zeit.
Dieser mitler handelt erstlich mit Gott durch sein
leben, leiden und fürbit, das er seinen zorn gegen
uns ablassen, uns wider zu gnaden nemen und als
seinen kindern den Heiligen Gaist und das ewig le-
ben geben wöl. Darnach handelt er auch mit uns
durch predig, gaist und kreuz, das wir solichs glau-
ben und durch den glauben gerecht und zum ewigen
leben geschickt und tüglich werden.
Gegen Gott handelt er also. Zum ersten, richtet
er all sein leben in den willen des Vaters, tut für uns,
was wir zu tun schuldig warn und vermochtens nicht,
erfüllt das gesetz und alle gerechtigkeit uns zu gut,
wie er selbs spricht: Ich bin nit kummen das gesetz
aufzulösen, sunder zu erfüllen, Math. am 5 [17]. Und
Paulus zun Galat. am 4. [4 f.]: Da die zeit erfült
ward, sandte Gott seinen Sune, geborn von einem
weibe und unter das gesetz getan, auf das er die, so
unter dem gesetz warn, erlöset. Darumb spricht er
auch zu den Corinthiern [1. Kor. 1, 30]: Christus ist
uns gemacht von Gott zur gerechtigkeit, das ist: sein
gerechtigkeit ist für uns geschehen und uns zu aigen

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