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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0173
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III 4 a Kirchenordnung 1533

geben und geschenkt, und zu den Philippern am 3.
[8 f.]: Ich acht alles für schaden, auf das ich Chri-
stum gewin und in ime erfunden werde, das ich nicht
hab mein gerechtigkeit, die aus dem gesetz, sunder
die durch den glauben an Christum kumbt, nemlich
die gerechtigkeit die von Gott dem glauben zu ge-
rechent wird etc. Dann wer an Christum glaubt, dem
rechnet Gott den ganzen Christum zu mit all seinen
gütern für aigen.
Zum andern, so nimbt er auf sich all unser sünd,
tregt sie und leidet darfür alles, was wir damit ver-
schuldet hetten, wie Johannes der Taufer zeuget und
spricht [Joh. 1, 29]: Sihe, das ist Gottes lamb, we-
lichs der welt sünde tregt, und Jesaias spricht [53,
4-6]: Fürwar er trug unser krankheit und lud auf
sich unsern schmerzen. Wir aber hielten ine für den,
der von Gott geplagt und geschwecht were. Aber er
ist umb unser missetat willen verwundet und umb
unser sünd willen zerschlagen. Die straf ligt auf ime,
auf das wir frid hetten, und durch seine wunden sein
wir geheilet. Wir giengen alle irr wie die schaf. Aber
der Herr warf all unser sünd auf ine. Und Paulus
zu den Römern am 8 [32]: Gott hat seines ainigen
Suns nicht verschont, sunder hat ine für uns alle da-
hin geben, und am 4 [24]: Er ist umb unser sünde
willen dahin geben und umb unser gerechtigkeit wil-
len auferweckt, und zu den Galatern am 3 [13]: Chri-
stus hat uns erlöset von dem fluch des gesetzs, da
er ward ein fluch für uns; dann es steet geschriben:
Verflucht ist ein jeder, der am holz hangt.
Zum dritten, so bittet er auch für uns arme sün-
der, das uns Gott wider zu gnaden nemen wölle, wie
Jesaias zeuget am 53. [12] und spricht: Er hat viler
sünd getragen und für die ubertreter gebeten, und
Johannes am 17. [1-26] zaiget soliches sein gebet
an, und unter anderm [9. 11. 20]: Ich bitt für sie
und bitt nicht für die welt sunder für die du mir
geben hast. Erhalt sie in deinem namen! Ich bitt aber
nicht für sie allein, sunder auch für die, so durch ir
wort an mich glauben werden, und Paulus zu den
Römern am 8 [34]: Christus ist zu der rechten Got-
tes und vertritt uns, und zu den Hebreern am 5 [7]:
Er hat am tag seines leidens gebet und flehen mit
starken geschrai geopfert und ist auch erhört wor-
den, darumb das er Gott in eeren hat, und dieselbig
ganz epistel erklärt aufs allermechtigist, wie Chri-

stus unser hoher priester sich selbs für unser sünd
geopfert und durch sein aigen blut in das allerhei-
ligste sei eingangen und hab ein ewige erlösung
gefunden.
Also hat Christus, unser Herr, mit gehorsam, lei-
den und bitten gegen Gott für uns gehandelt und uns
versönet und ist darzu ein herr über alles worden,
wie Paulus zu den Philippern am 2 [6-11] sagt: Da
er in götlicher gestalt war, hielt ers nicht für ein
raub, Gott gleich sein, sunder eußert sich selbs und
name knechtsgestalt an, ward gleich wie ein ander
mensch und an geperden wie ein mensch erfunden;
er nidriget sich selbs und ward gehorsam bis zum
tode, ja zum tode des creuzes. Darumb hat in auch
Gott erhöhet und hat ime einen namen geben, der
über alle namen ist, das in dem namen Jesu sich
piegen sollen alle der knie, die im himel, auf erden
und unter der erden sein, und alle zungen sollen be-
kennen, das Jesus der Herr sei zur eere Gottes des
Vaters.
So nun Christus, unser Herr, mit Gott dem Vater
gehandelt und sein zorn gestillet hat, tut er wie ein
getreuer mitler, wendet sich zu uns herumb und han-
delt nun auch mit uns, auf das er unser sünde und
gebrechlichkeit hinwegneme und derselben ein ende
mach, und spricht zu seinen aposteln [Mt. 28,18-20]:
Mir ist aller gewalt geben im himel und auf erden.
Darumb geet hin und leret alle völker, predigt das
evangelion aller creature und taufet sie in dem na-
men des Vaters und des Suns und des Heiligen Gaists!
Wer glaubt undta uft wird, der wird selig. Wer aber
nicht glaubt, der wird verdambt werden. Und leret
sie halten alles, was ich euch befolhen hab.
Und durch solche schlechte, kurze und einfeltige
predig des evangelions richtet er wunderbarlich aus
das werk unserer recktfertigung. Darumb, gleich
wie wir vor von der kraft und würkung des gesetz
geredt haben, also wöllen wir jetzo auch die fürnemb-
sten kraft und würkung des evangelions anzaigen;
dann es ist ja ein kraft Gottes zum hail allen, die
daran glauben [Röm. 3, 16].
Zum ersten, bringt es uns vergebung der sünden
und richtet dardurch in unsern gewissen, die umb
der sünden willen blöd und erschrocken sein, ein be-
stendigen frid an, wie das die engel zur zeit der ge-
burt Christi in irem lobgesang anzaigen und spre-

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