Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0174
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

chen: Eere sei Gott in der höhe und den menschen
frid auf erden, Luce am 2 [14], und Jesaias am 53
[5]: Die straf liegt auf ime, das wir frid hetten, und
Paulus zu den Römern am 5. [1]: Nun wir sein ge-
recht worden durch den glauben, so haben wir frid
mit Gott durch Jesum Christum, und zu den Ephe-
siern am 2. [14]: Er ist unser frid, der aus baiden
eins gemacht hat, und Jesaie am 52. [7], auch zu den
Römern am 10. [15]: Wie lieblich sein die füß deren,
die den frid verkündigen, die das gut verkündigen;
dann wo das evangelion nicht gehört oder nicht ge-
glaubt würdet, da kann kein frid im gewissen sein,
wie auch David klagt am 38. Psalm [4] und spricht:
Es ist nichts gesunds an meinem leibe vor deinem
troen und ist kein frid in meinen bainen vor meiner
sünde; dann meine missetat sind uber mein haubt
gangen, und wie ein schwerer last sein si mir zu
schwer worden.
Zum andern bringt es uns die gerechtigkeit Chri-
sti und gibt uns dieselben zu aigen, das wir uns der-
selben annemen und trösten mögen, als die für uns
geschehen und uns geschenkt ist, ja als hetten wirs
selbs getan, wie Paulus bezeugt und spricht 1. Co-
rinth. 1 [30]: Christus Jesus ist uns gemacht von
Gott zur weisheit und zur gerechtigkeit, zur heili-
gung und zur erlösung etc., und zu den Philippern
am 3. [9], wie vor gemeldet ist, spricht er, er wöll
nicht sein aigne gerechtigkeit, sunder die gerechtig-
keit Christi haben, nemlich die Gott dem glauben
zurechent, und das ist die recht, war und ewig ge-
rechtigkeit, da Daniel [9, 24] von sagt. Dann unser
aigne gerechtigkeit, wann sie schon ganz were, so
wer sie doch ungewiß, wie Paulus spricht [1. Kor.
10,12]: Wer steet, der sehe zu, das er nicht falle! Nun
ist sie aber weder ganz noch bestendig, wie Jesaias
am 64. [5] sagt:Wir sein alle sambt wie die unrainen
und all unser gerechtigkeit ist wie ein unfletig klaid,
und David am 143. [2] Psalm spricht: Gee nicht in
das gericht mit deinem knecht; dann vor dir wirdet
kein lebendiger rechtfertig sein! Darumb, soll unser
seligkeit gewiß sein, so muß sie auf einer andern ge-
rechtigkeit stehen dann auf der unsern. Das ist dann
die gerechtigkeit Christi, die uns geschenkt ist, wie
Paulus zeuget Roma. 8 [32]: Gott hat seines ainigen
Suns nicht verschonet, sunder für uns alle dahin
geben. Wie solt er uns mit ime nicht alles schenken ?

Dann solts auf unser aigen gerechtigkeit steen, so
müsten wir förchten, sie blieb nit bestendig, wir
möchten fallen und also wider in tod und ewige ver-
damnus gedeien, Soliche forcht aber macht uns un-
glaubig und zu knechten, und all unser tun, das aus
solcher forcht geschehe, were ein knechtschaft und
eitel sünde. Der knecht aber bleibt nicht ewiglich
im haus, sunder der sun bleibt ewiglich, Johannis am
8. [35], das ist: wir könnten nicht erben Gottes und
miterben Christi sein bei solicher knechtlichen, fal-
schen gerechtigkeit; dann sie gieng aus forcht und
zweifel. Was aber nicht aus dem glauben ist, das ist
sünde [Röm. 14, 23], und geet also wunderbarlich
zu, das unser aigne gerechtigkeit, wann sie schon
ware gerechtigkeit ist gegen den menschen, kann sie
doch nicht gerechtigkeit bleiben, wann man darmit
für Gottes gericht will; dann da höret alsbald der
glaub auf. Wo aber kein glaub ist, da ist auch kein
gerechtigkeit mer, sunder eitel sünde, wie zu den
Hebreern gesagt ist [11, 6]: Es ist unmüglich Gott
zu gefallen on den glauben. Wann wir aber durch
den glauben die gerechtigkeit Christi ergreifen und
dieselben gegen Gottes gericht setzen, so können wir
on forcht sein und alsdann auch gegen den menschen
gerecht leben. Darumb war von nöten, das uns Chri-
stus durch sein aigne gerechtigkeit von diser sorg
und forcht erlediget, wie zu den Hebreern am 2. ca-
pitel [14f.] geschriben ist: Nach dem wir flaisch und
blut haben, ist ers gleichermaß tailhaftig worden,
auf das er durch den tod die macht neme dem, der
des tods gewalt hette, das ist dem Teufel, und er-
löste die, so durch forcht des tods im ganzen leben
knecht sein müssen.
Und an diesen zweien haubtpuncten, nemlich an
der vergebung der sünde und schenke der gerechtig-
keit Christi, durch den glauben empfangen, ist die
ainig, warhaftig rechtfertigung und gerechtigkeit die
vor Gott gilt, gelegen, davon Paulus und alle apostel
predigen. Die ist auch allein gewiß, bestendig und
ewig, als die Christus mit ime gen himel gefürt und
zur gerechten Gottes wol versichert hat; dann da-
selbst kan sie weder angefochten noch gestürzt wer-
den wie unser aigne gerechtigkeit hie auf erden. Dar-
umb ist auch unser leben mit Christo in Got ver-
borgen, Collos. 3 [3], und dieweil wir uns sein und
seiner gerechtigkeit trösten, so ist auch unser wan-

156
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften