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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0175
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III 4 a Kirchenordnung 1533

del im himel, Philipp. am 3. [20]; dann, wo unser
schatz ist, da ist auch das herz.
Und soliche gerechtigkeit Gottes oder die vor Gott
gilt, sollen die diener des worts fleißig treiben und
eben verhüten, das sie nit verfelscht und die leut
wider auf ir aigne werk zu vertrauen beredt wer-
den; dann die sophisten fahen jetzo hin und wieder
auch an, von der rechtfertigung des glaubens zu
reden1, dieweil sie mit heiliger schrift so hart ge-
drungen werden, verstehen aber noch kein wort dar-
von, sunder mainen unsere gute werk, die aus dem
glauben folgen, sollen die gerechtigkeitt sein, dar-
mit uns der glaub recht fertige, und klügeln dann,
der glaub tue es allein nicht, sunder die lieb muß
darbei sein, glauben aber und versteen noch kein
wort darvon, das Christus unser gerechtigkeit sei,
sunder gaukeln noch mit irer aigen gerechtigkeit
umb, welche Paulus für kot achtet, auf das er die
gerechtigkeit Christi gewünne, Philip. 3 [8]. Und vor
solchem irrtumb sol man die leut warnen; dann wie-
wol wir wissen, das der ware glaub an Christum nim-
mer one lieb und gute werk ist, so sein doch soliche
gute werk nicht unser gerechtigkeit, die vor Gott
gilt, sunder die gerechtigkeit Christi, uns geschenkt.
Zum dritten bringt das evangelion Christum selbs
warhaftiglich in des glaubigen herz und nicht allein
Christum, sunder auch den Vater und den Heiligen
Gaist, wie Christus spricht, Johan. 14 [23] :Wer mich
liebt, der wird meine wort behalten, und mein Vater
wird in lieben und wir werden zu ime kummen und
wonung bei ime machen, und Paulus 2. Corinth. 13
[3]: Ir suchet, das ir gewar werdt des, der in mir
redet, nemlich Christus, und abermals am selbigen
ort [2. Kor. 13, 5]: Brüfet euch selbs! Oder erkennet
ihr nicht, das Jesus Christus in euch ist ? Und Johan.
am 17. [21ff.]: Ich hab in geben, spricht Christus
zum Vater, die herrligkeit, die du mir geben hast,
das sie eins seien, gleich wie wir eins seien. Ich bin
in inen und du in mir, auf das sie volkummen seien
in uns und die welt erkenne, das du mich gesandt
hast und liebest sie, gleich wie du mich liebest, und
Paulus zu den Galatern am 2. [19f.]: Ich bin mit
Christo gekreuzigt; ich lebe aber, doch nun nicht
ich, sunder Christus lebet in mir, und Joha. am 7.

1 Wie z.B. Georg Witzel 1532 (RE 21,404).

[38] spricht Christus:Wer an mich glaubt, wie die
schrift sagt, von des leibe werden strome des leben-
digen wassers fließen. Das sagt er aber vom gaist,
welichen empfahen solten, die an ihm glaubten, und
die Galater haben den Heiligen Gaist empfangen
durch die predig vom glauben, Galat. am 3. [14], des-
gleichen Cornelius und alle, die bei im waren, Act.
am 10. [47], und Paulus 1. Corinth. 3. [16f.]: Wißt ir
nicht, das ir Gottes tempel seit und der Gaist Gottes
wonet in euch ? und abermals: Der tempel Gottes
ist heilig. Der seit ir, und aber am 6. [19]: Wißt ir
nit, das euer leib ein tempel des Heiligen Gaists ist,
der in euch ist, welichen ir habt von Gott und seit
nicht euer selbs ? und 2. Corinth. 6 [16]: Ir seit der
tempel des lebendigen Gottes, wie dann Gott spricht:
Ich will in ine wonen und in ine wandeln und wil ir
Gott sein und sie sollen mein vlok sein, und zu den
Römern am 8.[9]:Wer den Gaist Christi nicht hat,
der ist nicht sein, und Christus: Ir seit nicht, die da
reden, sunder der Geist. euers Vaters im himel redet
in euch etc. [Matth. 10, 20]. Wann nun Gott in uns
wonet durch den glauben, so wird er gewißlich auch
in uns herschen und regieren nach seinem göttlichen
willen, wie hernach volget.
Zum vierten werden wir durch das evangelion neu
geboren; dann wann wir Gott durch unsern herren
Jesum Christum im glauben also ansehen und erken-
nen und er in uns wonet als in seinem tempel, so wer-
den wir durch soliche sein gegenwertigkeit verneuet
und verendert, und gleich wie ein spiegel von der
gegenwertigkeit eines menschen ein menschen bild
empfahet, also empfahen auch wir die klarheit und
herligkeit Gottes und werden im gleich nach dem in-
wendigen menschen, wie Paulus bezeugt 2. Corinth 3
[18]: Nun aber spiegelt sich in uns des Herren klar-
heit mit aufgedecktem angesicht und wir werden
verklärt in dasselbig bilde von einer klarheit zu der
andern als vom Gaist des Herrn. Von diser neuen
geburt spricht der Herr Johann. 3 [5]: Es sei dann,
das der mensch neu geboren werde etc., so kann er
das reich Gottes nicht sehen, und Petrus 1. Petri 1
(22 f.]: Habt einander brünstig lieb als, die da wi-
der geboren sein, nicht aus vergenglichem, sunder
aus unvergenglichem samen, nemlich aus dem leben-

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