III 4 a Kirchenordnung 1533
aus Syria wolt fahen lassen, 4. Regun 6 [2. Kön.
6, 16f.], und bezeugt auch David am 34. Psalm [8],
das solichs nicht allein dem Elisa, sunder allen de-
nen die Gott förchten, widerfare, und spricht: Der
engel des Herrn legert sich umb die here, die in
förchten und hilft ihn aus.Wo man sich aber legert, da
muß ein ganzes höer sein. So spricht Christus auch
von den jungen kindlein: Ire engel sehen on unter-
laß das angesicht ires Vaters im himel [Matth. 18,10].
Es gibts auch die täglich erfarung, wann wir nur
acht darauf hetten und der wunderwerk Gottes war-
nemen. Dann wieviel unglücks und böser anschleg
richtet der Teufel täglichs durch bös menschen an,
deren vil ans liecht kummen und offenbar werden,
und richtet doch nichts aus, sunder werden so wun-
derbarlich verhindert, das niemand laugnen kan, es
sei Gottes werk und nicht menschen klugheit. Dar-
umb sollen sie die leut aufs fleißigst dahin weisen,
das alles, das uns begegne, es sei gut oder bös (aus-
genummen die sünde), das kumme alles aus Gottes
rate und verhengnus und, ob es gleich durch den
Teufel oder böse menschen ausgerichtet wird, so ist
doch der Teufel oder der bös mensch im selben fall
Gottes werkzeug, gleich wie der henker des richters
werkzeug und diener ist.
Zum andern: Dieweil es nun Gott verordent oder
verhengt, so ist gewiß, das ers uns zu gut tut und
nicht zum argen, wie uns die epistel zu den He-
breern am 12. [5-11] leret und spricht: Mein sune,
acht nit gering die züchtigung des Herren und ver-
zage nit wann, du von ime gestraft wirst; dann wel-
chen der Herr lieb hat, den züchtiget er. Er gaiselt
aber einen jeglichen sun, den er aufnimbt. So ir nun
die züchtigung erduldet, so erpeut sich Gott gegen
euch als den kindern; dann wo ist ein sun, den der
vater nicht züchtiget ? Seit ir aber on züchtigung,
welcher sie alle tailhaftig sein worden, so seit ir past-
hart und nicht kinder. Auch so wir unsere leibliche
väter zu züchtigern haben gehabt und sie gescheuhet,
solten wir denn nicht vil mer gehorsam sein dem
gaistlichen vater, das wir leben ? Und jene zwar
haben uns gezüchtiget wenig tag nach irem gedun-
ken, dieser aber uns zu nutz, auf das wir sein heili-
gung erlangen. Alle züchtigung aber, wann sie da
ist, bedunkt sie uns nicht freude, sunder traurigkeit
sein. Aber darnach wird sie geben ein friedsame
frucht der gerechtigkeit denen, die dardurch geübet
sein. Desgleichen spricht Paulus, 1. Corinth. 11
[32]: Wann wir gerichtet werden, so werden wir vom
Herrn gezüchtiget, auf das wir nicht mit diser welt
verdambt werden, und zu den Römern am 8 [28]:
Wir wissen das denen, die Gott lieben, alle ding
zum besten dienen, die nach dem fürsatz berufen
sein.
Zum dritten sollen sie das volk auch fleißig leren,
das kreuz, leiden, trübsal und allerlei widerwertig-
keit die rechte schul ist, darin man Gottes willen
recht gründlich lernt erkennen; dann Christus spricht
Luce am 14. [27]: Wer nicht sein kreuz tregt und
mir nachfolgt,der kann nicht mein jünger sein. Nun
ist je Christus unser ainiger maister und außerhalb
sein sollen wir uns kein maister nennen auf erden,
so sollen wir auch seine jünger sein und von ime
lernen. Er spricht aber, niemand könn sein jünger
sein, er neme dann sein kreuz auf sich [Mt. 10, 38],
Darumb kann auch niemand von ime lernen, er leide
dann. Das bezeuget auch Paulus, da er uns bittet,
wir sollen unsere leib dargeben ins leiden zu einem
opfer etc. auf das wir mögen brüfen, weliches da sei
der gut, wolgefellig und volkummen wille Gottes,
Ro. 12 [2],
Man lernt aber manicherlei unter dem kreuz und
trübsal, weliches doch alles dahin dienet, das man
Gottes guten und gnedigen willen gegen uns erkenne.
Davon wöllen wir die fürnembsten stück anzaigen.
Dann etliche lernen ir sünde und geprechligkeit,
deren sie an in selbs vorhin nicht wissen oder war-
genummen haben, unter dem kreuz erkennen, wie
dem Hiob geschach; dann do er lang gedultig war
gewest, fing er zuletzt an und fluchet aus ungedult
dein tag, daran er geboren war [Hiob 31], welche
untugend er gewißlich vorhin an ime selbs nit ge-
wißt noch gemaint hat, das es im darzu solt kum-
men, das er ein soliche greuliche red tun solt. Aber
im leiden findet sichs alles, was guts oder böses in
uns ist, und wird des herzen grund und alles, was
darinnen verborgen ligt, an das licht gezogen und
uns selbs unter augen gestelt.
Also solten diejenen, so im leiden ungedultig, rach-
girig oder verzagt werden oder die zu den warsagern
laufen oder, so es umb worts Gottes willen ist, die
da widerrufen oder sunst unchristlich handeln, dar-
11 Sehling, Bd. XI, Franken
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aus Syria wolt fahen lassen, 4. Regun 6 [2. Kön.
6, 16f.], und bezeugt auch David am 34. Psalm [8],
das solichs nicht allein dem Elisa, sunder allen de-
nen die Gott förchten, widerfare, und spricht: Der
engel des Herrn legert sich umb die here, die in
förchten und hilft ihn aus.Wo man sich aber legert, da
muß ein ganzes höer sein. So spricht Christus auch
von den jungen kindlein: Ire engel sehen on unter-
laß das angesicht ires Vaters im himel [Matth. 18,10].
Es gibts auch die täglich erfarung, wann wir nur
acht darauf hetten und der wunderwerk Gottes war-
nemen. Dann wieviel unglücks und böser anschleg
richtet der Teufel täglichs durch bös menschen an,
deren vil ans liecht kummen und offenbar werden,
und richtet doch nichts aus, sunder werden so wun-
derbarlich verhindert, das niemand laugnen kan, es
sei Gottes werk und nicht menschen klugheit. Dar-
umb sollen sie die leut aufs fleißigst dahin weisen,
das alles, das uns begegne, es sei gut oder bös (aus-
genummen die sünde), das kumme alles aus Gottes
rate und verhengnus und, ob es gleich durch den
Teufel oder böse menschen ausgerichtet wird, so ist
doch der Teufel oder der bös mensch im selben fall
Gottes werkzeug, gleich wie der henker des richters
werkzeug und diener ist.
Zum andern: Dieweil es nun Gott verordent oder
verhengt, so ist gewiß, das ers uns zu gut tut und
nicht zum argen, wie uns die epistel zu den He-
breern am 12. [5-11] leret und spricht: Mein sune,
acht nit gering die züchtigung des Herren und ver-
zage nit wann, du von ime gestraft wirst; dann wel-
chen der Herr lieb hat, den züchtiget er. Er gaiselt
aber einen jeglichen sun, den er aufnimbt. So ir nun
die züchtigung erduldet, so erpeut sich Gott gegen
euch als den kindern; dann wo ist ein sun, den der
vater nicht züchtiget ? Seit ir aber on züchtigung,
welcher sie alle tailhaftig sein worden, so seit ir past-
hart und nicht kinder. Auch so wir unsere leibliche
väter zu züchtigern haben gehabt und sie gescheuhet,
solten wir denn nicht vil mer gehorsam sein dem
gaistlichen vater, das wir leben ? Und jene zwar
haben uns gezüchtiget wenig tag nach irem gedun-
ken, dieser aber uns zu nutz, auf das wir sein heili-
gung erlangen. Alle züchtigung aber, wann sie da
ist, bedunkt sie uns nicht freude, sunder traurigkeit
sein. Aber darnach wird sie geben ein friedsame
frucht der gerechtigkeit denen, die dardurch geübet
sein. Desgleichen spricht Paulus, 1. Corinth. 11
[32]: Wann wir gerichtet werden, so werden wir vom
Herrn gezüchtiget, auf das wir nicht mit diser welt
verdambt werden, und zu den Römern am 8 [28]:
Wir wissen das denen, die Gott lieben, alle ding
zum besten dienen, die nach dem fürsatz berufen
sein.
Zum dritten sollen sie das volk auch fleißig leren,
das kreuz, leiden, trübsal und allerlei widerwertig-
keit die rechte schul ist, darin man Gottes willen
recht gründlich lernt erkennen; dann Christus spricht
Luce am 14. [27]: Wer nicht sein kreuz tregt und
mir nachfolgt,der kann nicht mein jünger sein. Nun
ist je Christus unser ainiger maister und außerhalb
sein sollen wir uns kein maister nennen auf erden,
so sollen wir auch seine jünger sein und von ime
lernen. Er spricht aber, niemand könn sein jünger
sein, er neme dann sein kreuz auf sich [Mt. 10, 38],
Darumb kann auch niemand von ime lernen, er leide
dann. Das bezeuget auch Paulus, da er uns bittet,
wir sollen unsere leib dargeben ins leiden zu einem
opfer etc. auf das wir mögen brüfen, weliches da sei
der gut, wolgefellig und volkummen wille Gottes,
Ro. 12 [2],
Man lernt aber manicherlei unter dem kreuz und
trübsal, weliches doch alles dahin dienet, das man
Gottes guten und gnedigen willen gegen uns erkenne.
Davon wöllen wir die fürnembsten stück anzaigen.
Dann etliche lernen ir sünde und geprechligkeit,
deren sie an in selbs vorhin nicht wissen oder war-
genummen haben, unter dem kreuz erkennen, wie
dem Hiob geschach; dann do er lang gedultig war
gewest, fing er zuletzt an und fluchet aus ungedult
dein tag, daran er geboren war [Hiob 31], welche
untugend er gewißlich vorhin an ime selbs nit ge-
wißt noch gemaint hat, das es im darzu solt kum-
men, das er ein soliche greuliche red tun solt. Aber
im leiden findet sichs alles, was guts oder böses in
uns ist, und wird des herzen grund und alles, was
darinnen verborgen ligt, an das licht gezogen und
uns selbs unter augen gestelt.
Also solten diejenen, so im leiden ungedultig, rach-
girig oder verzagt werden oder die zu den warsagern
laufen oder, so es umb worts Gottes willen ist, die
da widerrufen oder sunst unchristlich handeln, dar-
11 Sehling, Bd. XI, Franken
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