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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0181
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III 4 a Kirchenordnung 1533

ner des worts hierzu stetigs vermanen, bis doch der
glaub und das anrufen, das so gar in der Christen-
heit erloschen ist, widerumb angericht werden.
Etliche aber lernen nicht allein Gottes güte, sun-
der auch ir selbs sterke im glauben und inbrünstig-
keit in der liebe durchs leiden erkennen, als die lie-
ben aposteln Christi, unsers Herrn, teten, Actorum
am 5. [41]; dann da sie umb der predig willen ge-
steubt waren, gingen sie frölich von dem angesicht
des rats, darumb das sie wirdig gewest waren, umb
seines namens willen schmach zu leiden. Nun ist es
ja ein große güte Gottes, wann er uns wirdig achtet,
umb Christus willen zu leiden; dann wer mit ime
leidet, der wird auch mit ime zur herrligkeit erhaben
werden, Roma. am 8, [17]. So ist das ja auch ein groß
gezeugnus ires glaubens und irer liebe, das sie sich
des gefreut haben, dardurch sie on zweifel seer in in
selbs getröst worden sein. Und dahm solten alle
Christen arbeiten, das sie zu solicher volkummen-
heit möchten kummen, wie auch vil heilige merte-
rer, man und weiber, jung und alt, gelerte und un-
gelerte, geton haben, auf das wir mit Paulo möch-
ten sprechen: Es sei ferne von mir, das ich mich solt
rümen dann allein vom kreuz unsers Herrn Jesu
Christi, durch welchen mir die welt gekreuzigt ist
und ich der welt [Gal. 6, 14].
Und hierbei sollen die diener des worts fleißig und
treulich warnen vor dem irrtumb der widertaufer
und anderer schwermer, die kein leiden wöllen gelten
lassen, dann das umb des glaubens willen kumbt,
darzu niemand keinen Christen wöllen sein lassen,
er trage dann solichs leiden und werde umbs glau-
bens willen verfolget, darinen sie den Donatisten,
weliche auch widertaufer waren, fast gleich sein, von
welichen der heilig Augustinus schreibt, das sie die
leut nöteten, sie zu erwürgen und zuletzt sich selbs
umbrachten, wie irs gaists art war3.
Es ist aber dreierlei kreuz und leiden. Das erst,

3 Eine in der diokletianischen Verfolgung um 310 ent-
standene schismatische Bewegung in Nordafrika, die
bald in Bischof Donatus von Karthago († 360) ihren
Führer fand und mit brennendem Märtyrerenthusias-
mus für eine Kirche der Heiligen kämpfte. Sie fand
trotz schwerer Verfolgungen erst beim Einbruch der
Sarazenen ihr volles Ende. Die Donatisten erkannten
die Taufe in der Großkirche nicht an und tauften
daher Übertretende noch einmal. Einer der bedeu-

wann man umb Gottes worts und der gerechtigkeit
willen verfolget wird, und das ist gar ein seligs lei-
den, wie Christus bezeuget, Mathei am 5 [10f.]: Selig
sein, die umb der gerechtigkeit willen verfolget wer-
den; denn das himelreich ist ir. Selig seit ir, wann
euch die menschen umb meinen willen schmehen
und verfolgen etc.
Das ander, wann uns Gott selbs ein creuz zur
züchtigung auflegt als krankheit, armut, teuerung,
pestilenz und was dergleichen mer ist, und in soli-
chem leiden, wann mans gedultig tregt, gefelt man
Gott auch wol, wie das Christus zu verstehen gibt
im gleichnus vom herrlichen abentmal, darzu die
geladen nicht kamen; es kamen aber darzu die ar-
men, lamen, krüppel und blinden, Luce am 14 [21],
Das dritt ist, wann man von der welt und übel-
tat willen verfolget und gestraft wird als dieb, rau-
ber, mörder etc., und das leiden steet einem Chri-
sten übel an. Darumb soll er sich aufs höchst dar-
vor hüten, das ers nicht verschulde, 1.Petri 4 [15],
Wann es aber je ubersehen ist,so soll man nicht verza-
gen, sunder bekennen, das mans wol verdient hab, und
geduldig leiden, darzu gnad bitten. So wird es auch
ein heiligs leiden, wie man bei dem einen schächer
am creuz neben Christo mag lernen [Luk. 23, 29-32].
Es steet auch nit in unser macht, das wir für ein
creuz haben, was wir wöllen, sunder ein jeder muß
das kreuz tragen, das im Gott zuaigent und auflegt.
Darumb spricht auch Christus, wer sein jünger sein
wöll, der soll sein kreuz auf sich nemen [Matth.
16, 24], nicht das creuz Christi, auch nicht das kreuz
Petri oder Pauli, sunder sein aigen kreuz. Darumb
sol im ein jeder sein kreuz gefallen lassen und sich
desselbigen auch rümen, allein das man das kreuz
der übelteter nicht verdiene.
Das nun nicht ein jeder christ umb glaubens willen
muß leiden, beweiset die tat mit Johanne dem evan-
gelisten, welichen der Herr sunderlich lieb hette und
tendsten Bekämpfer des Donatismus war der Kir-
chenvater Augustinus († 430 als Bischof von Hippo)
(Bonwetsch, Donatismus in: RE 4,788-798. —
RGGr 23, 239ff.). - Zu den Wiedertäufern in Fran-
ken: Schornbaum, Karl, Quellen zur Geschichte
der Wiedertäufer. II, Markgraftum Brandenburg.
Leipzig 1934 ;V.Bayern II. Gütersloh 1951.-Simon,
EKGB 191. 185 ff.

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