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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0184
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

die leut unsinnig und sinnlos würden. Den würde
er auf dem weg irr machen, ein andern von einem
gaul, ein andern ins wasser, ein andern ein stieg abe
zu tod werfen. Den würde ein gebeu erschlagen, die-
sen ein wild tier zerreißen, den ein giftiger wurm
stechen. Da würde er feuer anzünden, dort ganze
wolkenprüch herabschütten. Da würde er ein trei-
ben, das er sich selbs erwürget, erhing, ersteche oder
zu tod fiele; dort würde er ein gar besitzen. Da würde
er einem ein böse, teuflische kunst eingeben, dar-
durch die menschen am leib und gemüt geschedigt
würden, als durch mancherlei zauberei beschicht.
Dort würde er allerlei sünde anrichten, die niemand
erzelen kann, da zwitracht und giftmord unter
eeleuten und hausgesinde, dort aufrur zwischen ober-
keit und untertanen. Da würde er einen die schrift
leren falsch auslegen, dort die recht und gesetz ver-
keren. Den würde er mit wollusten fangen, das er
ine umb leib und seel brecht, ein andern mit ver-
folgung müd machen, das er verwegen und roch
würde. In summa: es würde in der ganzen welt
nichts vor im bleiben, das er nicht in schand, scha-
den, tod, sünd, ergernus, irrtumb und verzweiflung
stürzet, wann im Got nicht weeret. Dann er ist ein
mechtiger herr und fürst der welt, der in der luft
herrschet, Ephe. am 2. [1], und kann solch irtumb
und unglück anrichten, wans müglich were, das auch
die auserwelten verfüret würden [Matth. 24, 24], wie
er dann am heiligen Hiob sunderlich wol bewisen
hat und Gott noch zu zeiten uns solche exempel
sehen lest, auf das wir dardurch erinnert werden sei-
nes götlichen schutzes und schirms, ime darumb
danken und herzlich bitten, das er uns für und für
also wöll behüten. Solicher haimlichen gefar sicht
das gemain volk gar wenig, und wenn es eußerlich
frid und ruhe hat, so geet es on alle forcht. dahin
und betet nichts. Darumb sollen die prediger sie
fleißig und beschaidenlich erinneren aller diser haim-
lichen gefar, auf das sie die großen not, die uns one
unterlaß zu beten billich treiben soll, lernen erken-
nen und nicht so sicher und forchtlos dahin geen.
Zum andern sollen sie mit fleiß warnemen der
götlichen zusagung, die uns hin und wider in der
heiligen schrift angezaigt werden, darin uns Gott.
zusagt, das er uns vor solichen geferhchen zufellen
behüten und, wann wir schon darin stehen, wider

daraus erretten wölle, und dieselbigen den leuten zu
gelegner zeit fürtragen und fleißig einbilden, auf das
sie Gott den Herren derselbigen zusagung erinnern
und ir gebet darauf gründen. Dann soll das gebet
erliört werden, so muß es aus dem glauben und im
namen Christi geschehen, wie Christus spricht.: Alles,
was ir bittet im gebet, so ir glaubt, so werdet irs
empfahen, Mathei am 21 [22], Und abermals: War-
lich, warlich sag ich euch, wann ir den Vater etwas
bitten werdet in meinem namen, so wird ers euch
geben, Johan. 16 [23],
Wann wir nun glauben sollen, das unser gebet er-
hört werde, so müssen wir ja Gottes wort und zu-
sagen haben, darauf wir glauben, es würde sunst ein
aberglaub und abgötterei, wann wir auf unser aigen
won und vermessenheit wolten glauben und bitten.
Darumb ist das zusagen, darauf wir bitten, ein nötig
ding, on weliche kein gebet christlich sein noch er-
hört werden mag. Uber das soll es auch im namen
Christi geschehen. Das haist aber recht im namen
Christi gebeten, wann man nicht allein spricht.: Wir
bitten dich, allmechtiger Gott, durch Jesum Chri-
stum, deinen Sun, unsern lieben Herrn etc., sunder
wann man eitel soliche ding bittet, die uns Christ.us
zu bitten befolhen hat, also das wir sprechen mö-
gen: Wir kummen nicht aus aigner vermessenheit,
dich zu bitten, lieber, himlischer Vater, sunder dein
ainiger Sun Jesus Christus hat uns das gehaißen und
befolhen und ist sein will und mainung, du solt uns
darin umb seinentwillen erhören. Wir bitten auch
nicht umb unser wirdigkeit und verdiensts willen;
dann wir wissen wol, das wir nur eitel zorn und straf
verdient hetten. Wir bitten aber im namen Christi,
das ist, das du uns umb seinen willen und in seinem
namen erhören wöllest. Das haist dann recht in Chri-
stus namen gebeten und ist unmüglich, das solich
gebet nicht solt erhöret werden, wann man glaubt
und nicht zweifelt , wie das der heilig Johannes in
seiner epistel am 5. cap. [1. Joh. 5, 14f.] sagt und
spricht: Das ist die fraidigkeit, die wir haben zu ime,
das, so wir etwas bitten nach seinem willen, so höret
er uns, und so wir wissen, das er uns höret, so wissen
wir, das wir die bitt haben.
Sie sollen auch den leuten ernstlich fürbilden, wie
ein große sünd es sei, wann man im gebet zweifelt.
Dann dieweil all unser gebet auf Gottes zusagen ge-

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