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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0199
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III 4 a Kirchenordnung 1533

a

Von demb abentmal.
Gleich wie bei der tauf also auch bei dem heiligen
abentmal des Herren soll man fleißig warnemen, was
Christus aufgesetzt und was menschen darzu gesetzt
haben.
Die einsatzung Christi ist lauter und klar durch
die heiligen evangelisten Sanct Matheus am 26.
[26ff.], Sanct Marcus am 14. [22ff.], Sanct Luca am
22. [19f.] und Sanct Paulus in der ersten epistel zu

1. Ob das kind vollkommlich geboren und ganz ledig
von der mutter gewesen19, als man es getaufet ? Dann
man kein kind jächtaufen soll, so nicht ganz auf die
welt geboren. Und weil die tauf ein sacrament der
widergeburt ist, so muß das kind vorher völlig geboren
sein.
2. Was für personen bei der jachtauf gewesen, die da-
von können zeugnus geben ?
3. Wie man das kind getauft und ob die wort aus-
drücklich gesprochen worden: Ich taufe dich im namen
Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Gei-
stes ?
4. Ob man das kind mit rechtem natürlichen wasser
getauft ?
5. Ob dem kind ein gewieser nam gegeben worden
und wie solcher nam heiße ?
So nun dis alles geschehen, kan der kirchendiener bei
der christlichen versammlung sprechen, wie folget:
Lection oder vortrag.
Ihr allerliebsten! Das hieher gebrachte kind ist be-
sorglicher schwachheit halber zu haus im namen Got-
tes des Vaters und des Sohns und des Heiligen Geistes
nach Christi ordnung getauft worden. Damit nun das
hochwürdige sacrament der tauf nicht verunehret noch
das darbei geführte wort Gottes für ein spott gehalten
werde, soll es bei der empfangenen taufe verbleiben
und nicht wider getauft werden, wollen es auch als ein
glied unsers Herrn Jesu Christi und seiner h[eiligen]
kirchen willig und gerne annehmen. Sintemal solche
kinder göttlicher gnade bedürfen, auch unser Heiland
Christus dieselbe ihnen nicht versaget, sondern sie aufs
allerfreundlichste zu sich kommen heißet, wie das h[ei-
ligen] evangelium ausweiset, da Marc. am 10. stehet:
[... wie S. 179, daher nicht abgedruckt]
Dieweil wir nun aus jetzt gehörten worten unsers
Herrn Jesu dessen gewiß und versichert sind, daß auch
dis kindlein zum reich der gnaden an- und aufgenom-
men worden, als danken wir dem grundgütigen Gott
und bitten ihn um fernere gnad und wohltat für das
getaufte kindlein.

den Corinthiern am 11. [23 (f.] beschrieben und an-
gezaigt worden, nemlich also:
Der Herr Jesus in der nacht, do er verraten ward,
nam er das brot danket und brachs und gabs seinen
Jüngern und sprach: Nemet hin und esset! Das ist
mein leib, der für euch gegeben wird; das tut zu
meinem gedechtnus!
Desselben gleichen nam er auch den kelch nach
dem abentmal und danket und gab in den und
sprach: Trinket alle daraus! Das ist mein blut des
neuen testaments, das für euch und für vil vergossen
wird zur vergebung der sünden. Solchs tut, so oft
irs trinkt, zu meinem gedechtnus!
Dankgebet.
Barmherziger Gott und Vater unsers Herrn Jesu Chri-
sti, wir danken dir, daß du deine kirche noch täglich
mehrest und dis kindlein zur h[eiligen] tauf hast kom-
men lassen, wodurch es von sünden abgewaschen und
dem göttlichen gnadenbund einverleibet worden ist,
und bitten dich, du wollest solches angefangene werk
vollbringen, auch an uns und allen denen, so zur christ-
lichen tauf berufen und gebracht worden, sonderlich
an diesem kind N., welches empfangen die seelige tauf,
damit es das versprochene erbe im himmel mit allen
heiligen dermaleins erlangen möge, durch Jesum Chri-
stum deinen Sohn in kraft des Heiligen Geistes. Amen.
Betet darauf aus herzlicher andacht, wie uns Chri-
stus gelehret:
Vater unser etc.
Der Herr behüte deinen eingang und ausgang von
nun an bis zu ewigen zeiten! Amen.
Der fried des Herrn sei mit dir. Amen.
Darauf folget die bei der ordentlichen tauf angezeigte
erinnerung des kirchendieners an die gevattern und
paten:
Ich ermahne euch in kraft der christlichen liebe etc.20.
a 1591 : + Das zwölfte capitul.
b 1591: + h[eiligen]
18 = noch einmal (Schmeller 2,855).
19 Damit ein Kind nicht ohne Taufe des ewigen Heiles
verlustig gehe, erklärt es die katholische Kirche für
schwere Pflicht, ein Kind notfalls auch vor vollende-
ter Geburt noch im Mutterleibe zu taufen (Wetzer
11,1270). Dieses Verfahren hatten schon das Agend-
büchlein Veit Dietrichs 1543 (unsere Nr.V 1, S. 506)
und die Vereinbarung der brandenburgischen Theo-
logen 1556 (unsere Nr. IV 6, S. 336) verboten.
20 Siehe S. 180.

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