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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0201
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III 4 a Kirchenordnung 1533

und den artikel des glaubens vergebung der sünde.
Dann zu den Hebreern am 9. [12] steet also geschri-
ben; Christus ist durch sein aigen blut einmal in das
heilige eingangen und hat ein ewige erlösung gefun-
den, und bald darnach [22]: On blutvergießung ge-
schicht kein vergebung der sünde, und abermals
[25 f.]: Nicht das er sich oftmals opfere, gleich wie
der hohe priester geet alle jar in das heilige mit
frembdem blut; sunst het er oft müssen leiden von
anfang der welt here. Und am 10. capit. [14]: Dieser
aber, do er het ein opfer für die sünde geopfert, das
do ewiglich gilt, sitzt er zur rechten Gottes; dann
mit einem ainigen opfer hat er in ewigkeit volendet,
die da geheiligt werden, und abermals [18]: Wo ver-
gebung der sünde ist, da ist nicht mer opfer für die
sünde. Nun haben wir ja vergebung der sünde, wie
der artikel des glaubens ausweiset. Darum kann das
abentmal kein opfer sein. Ists aber ein opfer für die
sünd, so wird Christus wieder gekreuzigt und ge-
tötet; dann on blut vergießung wird kein sünde ver-
geben. Das ist aber greulich zu hören und sein on
zweifel solche meßopferer der art, von welchen in
der genannten epistel am 6. capitel [6] geschriben
ist, das sie widerumb inen selbs den Sun Gottes kreu-
zigen und für spot halten. Dann wer ine noch ein-
mal wil opfern umb vergebung der sünd, der zwei-
felt. Ja, er glaubt nit, das er vergebung der sünde
hab. So ist er auch vom glauben abgefallen, und so
vil an ime ist, kreuziget er Christum wider; dann
one blutvergießen kann kein opfer für die sünde sein.
c Und ob die papisten wölten sagen, wie sie dann

c-c Fehlt 1591.
5 In Te igitur:.. rogamus, ut accepta habeas... haec...
sacrificia..., quae tibi offerimus pro ecclesia tua
sancta catholica.
6 In Hanc igitur: Hanc igitur oblationem, quaesumus,
ut placatus accipias... atque ab aeterna damnatione
nos eripi... iubeas.
7 in Unde et memores:... offerimus praeclarae maie-
stati tuae...
8 Kilian, Colonat und Totnan waren irische Wander-
prediger in Würzburg und erlitten dort 689 den Mär-
tyrertod. Kilian wurde bevorzugter Patron und
Schutzpatron Ostfrankens bes.der Diözese Würz-
burg (Bigelmair, Andr., Die Passio des heiligen
Kilian und seiner Gefährten, in: Würzburger Diöze-
sangeschichtsblätter 14/15 (1952/53) 1-25; 16/17

durch anzaigte schrift gedrungen werden, wann sie
nit gar verstockt sein, sie opferten nicht, sunder mai-
neten nur ein gedechtnus und representation des er-
sten opfers zu machen, so sol man inen antworten:
Wann sie die wort fürnemlich diese: ,,die wir dir
opfern für dein heilige ckristliche kirchen“5 etc. und
,,Wir bitten dich, du wöllest dieses opfer gnediglich
annemen6 und ,,Wir opfern deiner herrlichen maie-
stat etc.“7 heraustun und setzen darfür: ,,Wir geden-
ken des opfers deines ainigen Suns“, so wöllen wir
glauben, das in ernst sei, und sie seins auch schuldig
zu tun und könnens on ergernus wol ausrichten. Dann
haben sie Kilianum und Totnanum umb gelts willen
hinein gesetzt8, das nichts nütz ist, so solten sie bil-
lich dise wort umbs glaubens und der warheit wil-
len endern, da es not ist.
Vom anrufen der heiligen ist unter dem titel vom
gebet gnug angezaigt.
Die andern zusetz eußerlicher, leiblicher ding als
meßgewand, altardeck, silbrein und güldein gefeß,
lichter etc. sein aller ding frei, geben und nemen
dem glauben und gewissen nichts. Darumb, dieweil
sie vorhin verhanden und gezeuget sein, soll man
sie behalten und brauchen, sunderlich die klaider
darumb, das die diener der kirchen nicht allweg in
iren aigen klaidern also gestalt sein, das sie darinnen
dapfer und eerlich der gemain möchten dienen.
Es ist auch das ein großer mißbrauch, das etliche
diener der kirchen allein aus gewonheit oder men-
schengepot zu bestimbter zeit meß halten, wann
gleich niemand verhanden ist, dem sie darmit die-
(1954/55) 104-130.- Dienemann, J., Der Kult des
heiligen Kilian im 8. und 9. Jahrhundert (= Quellen
und Forschungen zur Geschichte des Bistums und
Hochstifts Würzburg 10.Würzburg 1955). Im Embo-
lismus, dem aus einer Erweiterung der 7. Bitte des
Vaterunsers hervorgegangenem Gebet Libera des
Kanonteiles der Messe, fügte die würzburgische Diö-
zese nach den Aposteln Petrus, Paulus und Andreas
et omnibus sanctis tuis noch als Fürsprecher ein: nec
non et sanctis martiribus tuis Chiliano, Colanato,
Totnano sanctisque confessoribus tuis Martino, Nico-
lao, Burchardo, Benedicto cum istis (Speciale mis-
sarum secundum chorum Herbispolensem 1495). -
Zu solchen Erweiterungen der ursprünglichen Hei-
ligenreihe: Jungmann 2,353f. - Im früher gespro-
chenen Gebet Communicantes fehlt diese Beifügung
in Würzburg (aaO.; dazu Jungmann 2,18-222).

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