III 4 a Kirchenordnung 1533
ferren12 er selber will und wie ihn sein gewissen leret,
und begere, das er ine mit Gottes wort wölle trösten
und in kraft des befolhen ampts und gewalts, den
Christus darzu geben hat, von seinen sünden ent-
pinden und ledig sprechen, und sol gar nicht zwei-
feln, ime seien seine sünde als gewißlich vergeben
als, wann Christus die wort ime selbs in aigner per-
son gesagt hette. Dann Christus, der uns das zu-
gesagt hat, der kann je weder liegen noch triegen.
Darumb soll man sichs solichs teuren schatz ge-
brauchen und sich darmit wider die großen sturm-
winde des Satans rüsten und sterken und sich nicht
zu vil trösten, das uns bedunkt, wir dörfen sein jetzo
nicht; dann wann die rechten, ernstlichen und höch-
sten anfechtung des Teufels daher fallen, geschicht
uns dises und anders mer not, dann wir jetz
mainen.
Und sollen die pfarherr alhie fleißig gewarnet sein,
das sie niemand kein puß auflegen, für die sünde da-
mit gnug zu tun; dann das were wider den glauben
und das leiden Christi dardurch geschmecht. Sie sol-
len aber ein jede person nach irer gelegenheit unter-
richten, wie sie füran ir leben zur besserung mit beten
und lernen und andern irem tun und lassen ungefer-
lich anrichten mögen mit dem anzaigen, wo sie sich
nicht vor sünden hüten und täglich besseren wür-
den, das das letzte (wie Christus sagt, Mathei am
12. [45]) erger würde dann das erste. Und Johannis
am fünften [14] spricht er auch zu dem, den er ge-
sund gemacht hette: Sihe zu, du bist gesund wor-
den; sündige fort nicht mer, das dir nicht etwas er-
gers widerfare! Dann solichs alles soll geschehen umb
des künftigen lebens willen und nicht der mainung,
das es ein gnugtuung sein solle für die vergangen
sünde; dann dieselbig ist vergeben durch die er-
lösung, so von Christo geschehen ist, welichen Gott
hat fürgestelt zu einem gnadenstul durch den glau-
ben in seinem blut, damit er die gerechtigkeit, die
vor im gilt, beweise in dem, das er vergibt die sünde,
die zuvor sind geschehen unter götlicher gedult, die
er trug, das er zu disen zeiten beweise die gerechtig-
keit, die vor im gilt, auf das er allein gerecht sei und
12 = ferne, weit (Schmeller 1,742).
13 von Osiander (NStA ARA 9f. 214).
14 Diese Form in engem Anschluß an die Messe des
Kaspar Kantz 1522 (Smend 74), aber wohl nicht
rechtfertige den, der da ist des glaubens an Jesum;
Rom.3 (25f.].
Nach solicher unterricht, so er die absolution be-
gert, so sprech er zu ime wie folgt.
Form der Absolution.
Der allmechtig Gott hat sich dein erbarmt und
durch verdienst des allerheiligsten leidens, sterbens
und auferstehens unsers Herren Jesu Christi, seines
geliebten Suns, vergibt er dir all dein sünde und ich
als ein berufner diener der christlichen kirchen, aus
befelch unsers Herren Jesu Christi, verkündige dir
soliche vergebung aller deiner sünde im namen des
Vaters und des Suns des Heiligen Gaists Amen. Gee
hin im frid! Dir geschehe, wie du glaubst!13
Oder also.
Der allmechtig und barmherzig Gott vergibt dir
deine sünde und ich aus befelch unsers Herrn Jesu
Christi anstat der heiligen kirchen sag dich frei, ledig
und los aller deiner sünde im namen des Vaters und
des Suns und des Heiligen Gaists. Amen. Gee hin und
sündige nicht mer, sunder besser dich one unterlaß!
Das helf dir Gott! Amen14.
Auch sollen sie acht haben, wann sich unter an-
dern soliche leut anzaigten, die in einem wissent-
lichen irtumb und ketzerei verwandt weren oder
sunst das gewiß, unwidersprechlich wort Gottes ver-
lesterten, wie laider etlich zu tun sich nicht schemen,
oder in wissenlichen, unlaugenbaren lastern lägen,
weliche Paulus, 1. Corinth. am 5. [11] und anderst-
wo mer erzelt, oder unsinnige und narren oder ganz
unverstendige kinder oder sunst grobe leut, die noch
die zehen gepot, den glauben und das Vater unser
nicht könten und nicht lernen wolten. Dieselbigen
sollen sie keinswegs zum heiligen sacrament zulas-
sen, sunder sollen den irrigen und offenliehen sün-
dern, Gottes gericht und ungewißheit dises vergeng-
lichen lebens statlich einpilden, auf das sie zur puß
getriben werden. Wann sie sich aber pesseren, und
desselbigen ansehenliche zaichen bei inen erscheinen
lassen, so soll man sie annemen, trösten, absolviren
und zu der gemainschaft des leibs und bluts Christi
wie ander Christen widerumb zulassen.
unmittelbar, sondern über eine in Kursachsen übliche
Form bei Krankenkommunionen (Drews in:
Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst 3
(1898/99) 311ff. - Sehling 1, 49. 178).
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ferren12 er selber will und wie ihn sein gewissen leret,
und begere, das er ine mit Gottes wort wölle trösten
und in kraft des befolhen ampts und gewalts, den
Christus darzu geben hat, von seinen sünden ent-
pinden und ledig sprechen, und sol gar nicht zwei-
feln, ime seien seine sünde als gewißlich vergeben
als, wann Christus die wort ime selbs in aigner per-
son gesagt hette. Dann Christus, der uns das zu-
gesagt hat, der kann je weder liegen noch triegen.
Darumb soll man sichs solichs teuren schatz ge-
brauchen und sich darmit wider die großen sturm-
winde des Satans rüsten und sterken und sich nicht
zu vil trösten, das uns bedunkt, wir dörfen sein jetzo
nicht; dann wann die rechten, ernstlichen und höch-
sten anfechtung des Teufels daher fallen, geschicht
uns dises und anders mer not, dann wir jetz
mainen.
Und sollen die pfarherr alhie fleißig gewarnet sein,
das sie niemand kein puß auflegen, für die sünde da-
mit gnug zu tun; dann das were wider den glauben
und das leiden Christi dardurch geschmecht. Sie sol-
len aber ein jede person nach irer gelegenheit unter-
richten, wie sie füran ir leben zur besserung mit beten
und lernen und andern irem tun und lassen ungefer-
lich anrichten mögen mit dem anzaigen, wo sie sich
nicht vor sünden hüten und täglich besseren wür-
den, das das letzte (wie Christus sagt, Mathei am
12. [45]) erger würde dann das erste. Und Johannis
am fünften [14] spricht er auch zu dem, den er ge-
sund gemacht hette: Sihe zu, du bist gesund wor-
den; sündige fort nicht mer, das dir nicht etwas er-
gers widerfare! Dann solichs alles soll geschehen umb
des künftigen lebens willen und nicht der mainung,
das es ein gnugtuung sein solle für die vergangen
sünde; dann dieselbig ist vergeben durch die er-
lösung, so von Christo geschehen ist, welichen Gott
hat fürgestelt zu einem gnadenstul durch den glau-
ben in seinem blut, damit er die gerechtigkeit, die
vor im gilt, beweise in dem, das er vergibt die sünde,
die zuvor sind geschehen unter götlicher gedult, die
er trug, das er zu disen zeiten beweise die gerechtig-
keit, die vor im gilt, auf das er allein gerecht sei und
12 = ferne, weit (Schmeller 1,742).
13 von Osiander (NStA ARA 9f. 214).
14 Diese Form in engem Anschluß an die Messe des
Kaspar Kantz 1522 (Smend 74), aber wohl nicht
rechtfertige den, der da ist des glaubens an Jesum;
Rom.3 (25f.].
Nach solicher unterricht, so er die absolution be-
gert, so sprech er zu ime wie folgt.
Form der Absolution.
Der allmechtig Gott hat sich dein erbarmt und
durch verdienst des allerheiligsten leidens, sterbens
und auferstehens unsers Herren Jesu Christi, seines
geliebten Suns, vergibt er dir all dein sünde und ich
als ein berufner diener der christlichen kirchen, aus
befelch unsers Herren Jesu Christi, verkündige dir
soliche vergebung aller deiner sünde im namen des
Vaters und des Suns des Heiligen Gaists Amen. Gee
hin im frid! Dir geschehe, wie du glaubst!13
Oder also.
Der allmechtig und barmherzig Gott vergibt dir
deine sünde und ich aus befelch unsers Herrn Jesu
Christi anstat der heiligen kirchen sag dich frei, ledig
und los aller deiner sünde im namen des Vaters und
des Suns und des Heiligen Gaists. Amen. Gee hin und
sündige nicht mer, sunder besser dich one unterlaß!
Das helf dir Gott! Amen14.
Auch sollen sie acht haben, wann sich unter an-
dern soliche leut anzaigten, die in einem wissent-
lichen irtumb und ketzerei verwandt weren oder
sunst das gewiß, unwidersprechlich wort Gottes ver-
lesterten, wie laider etlich zu tun sich nicht schemen,
oder in wissenlichen, unlaugenbaren lastern lägen,
weliche Paulus, 1. Corinth. am 5. [11] und anderst-
wo mer erzelt, oder unsinnige und narren oder ganz
unverstendige kinder oder sunst grobe leut, die noch
die zehen gepot, den glauben und das Vater unser
nicht könten und nicht lernen wolten. Dieselbigen
sollen sie keinswegs zum heiligen sacrament zulas-
sen, sunder sollen den irrigen und offenliehen sün-
dern, Gottes gericht und ungewißheit dises vergeng-
lichen lebens statlich einpilden, auf das sie zur puß
getriben werden. Wann sie sich aber pesseren, und
desselbigen ansehenliche zaichen bei inen erscheinen
lassen, so soll man sie annemen, trösten, absolviren
und zu der gemainschaft des leibs und bluts Christi
wie ander Christen widerumb zulassen.
unmittelbar, sondern über eine in Kursachsen übliche
Form bei Krankenkommunionen (Drews in:
Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst 3
(1898/99) 311ff. - Sehling 1, 49. 178).
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