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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0218
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

was er für verstand im wort Gottes hab, auf das er
ine dester baß könne unterrichten. Und wann es die
zeit leidet, soll er ine mit kurzen und klaren sprü-
chen aus der heiligen schrift unterrichten, das wir
alle sünder sein, das uns die sünde durch den glau-
ben an Christum vergeben werden und warzu Chri-
stus sein heiligs abentmal hab aufgesetzt. Dasselb
soll er tun nach laut der vermanung, die vor dem
abentmal sunst getan wird, ime dieselbig auch vor-
sagen und dann sich halten, wie das abentmal ge-
ordent ist, nemlich: Der Herr Jesus etc. Darnach
Vater unser. Darauf raich er ime das heilig sacra-
ment und beschließ mit einem teutschen gebet. Nach
disem soll er ine unterrichten von der tauf, creuz
und leiden und zu gedult vermanen, wie Paulus zu
den Römern am sechsten [23] und achten [17-39],
[2.] Corinthiern am fünften [1-10] und Hebreern
am zwelften [4-11], das Exempel von Hiob und La-
zaro, Luce am achtzehenden [16, 19-31] anzaigen.
Darin kan man kein sundern form stellen, sunder
ein jeder muß sich selbs mit ernst fleißen, der sach
recht zu tun.
Und diese ordnung soll auch gehalten werden,
wann sich ein ainige person zur unzeit anzaigete,
also das man umb iren willen das abentmal mit fug
nicht wol halten könt und sie doch ursach hette,
nicht lenger zu verziehen. Dann mit einer solichen
person, soll man eben handeln in der kirchen, wie
man mit einem kranken handelt im hause.
Es sollen auch die kirchendiener, wann sie zu dem
kranken geordent werden, williglich kummen, sie
trösten und sterken und, sovil müglich und füglich
ist, sie selbs haimsuchen.
b
Von eeleuten, wie man die einleiten solle20.
Zum ersten soll man die leut darzu vermanen und
darob halten, das die, so sich eelich zusammen ver-
pflicht haben, sich gute zeit darvor, ehe dann sie zu
kirchen geen, irem pfarherr anzaigen, auf das man
sich mög erkundigen, ob solche leut nach götlichem
und natürlichen rechten one alle hindernus mögen
eelich beieinander wonen und nicht heut aus unwis-
senheit zusammengeben werden, die man darnach
b 1591 : + Das vierzehende capitul.

mit schand und ergernus wider von einander schai-
den müste. Darumb soll man fürohin nicht allein,
wo es vorhin der brauch ist, sunder auch an allen
andern orten (es were dann das die oberkeit ein an-
ders ordnete) ein jeglichs par eevolks in den stetten
und flecken einmal und in den dörfern dreimal zu-
vor offenlich in der kirchen also verkündigen:
Wie man verlobte eeleute verkünden soll.
Hans N. und Anna N. wöllen nach götlicher ord-
nung zum heiligen stand der ee greifen, begern zu
solichem ein gemain, christenlich gebet, auf das sie
disen christenlichen eelichen stand in Gottes namen
anfahen und seliglich zu Gottes lob vollenden mö-
gen, und hat jemands etwas dareinzusprechen, der
tue es bei zeit oder schweig darnach und enthalte
sich, etwas zu verhinderung da wider fürzunemen.
Gott geb inen seinen segen.
Das soll drei feiertag geschehen oder aufs wenigist
ein feiertag oder sunst zwen tag, daran ein groß tail
der gemain zusammenkumbt.
Wenn sie nun für die kirchen kummen, soll der
priester sie bede also fragen:
Wie haist du etc. ?
Darnach: N. N., wilt du N. N. zu einem eelichen
gemahel haben ?
Wann sie antworten ja, soll er in weiter sagen also:
Dieweil ir dann zum heiligen stand der ee wölt
greifen, auf das ir das nicht one verstand des wort
Gottes tut wie die unglaubigen, so hört zum ersten
das wort Gottes, wie der eelich stand von Gott ist
eingesetzt worden!
Gott der Herr sprach. Es ist nicht gut, das der
mensch allein sei. Ich wil ime ein gehilfen machen,
die umb in sei. Da ließ Gott der Herr ein tiefen schlaf
fallen auf den menschen, und er entschlief. Und nam
seiner rippen eine und schloß die stat zu mit flaisch.
Und Gott der Herr bauet ein weib aus der ribe, die
er von dem menschen name, und bracht sie zu ime.
Da sprach der mensch: Das ist einmal bain von mei-
nen bainen und flaisch von meinern flaisch. Man wird
sie mennin haißen, darumb das sie vom man ge-
nummen ist. Darumb wird ein man sein vater und
mutter lassen und an seinem weib hangen und wer-
den sein zwai ein flaisch [Gen. 2, 18-24],
20 In freier Anlehnung an Luthers Traubüchlein 1529
(WA 30 III 74-80. - Bekenntnisschriften 530-534).
 
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