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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0221
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III 4 a Kirchenordnung 1533

Deus Israel etc. [Luk.1,68-79]3 oder das gebet Mosi
Psalm am 89. [Psalm 90]: Domine, refugium factus
es nobis etc. Darnach ein antiphonam als Media vita
in morte sumus etc. oder Ego sum resurrectio et
vita4 oder ein teutsch gesang als Mitten unsers le-
bens zeit sein wir mit dem tod umfangen5 etc., nach-
dem es an einem jeden ort im gebrauch ist oder an-
gericht werden mag.
Man soll auch ein vermanung an das volk tun aus
dem heiligen Paulo [1. Thess. 4, 13-18], wie her-
nach folgt:
Ir andechtigen lieben brüder und schwestern in
dem Herrnb, dieweil der allmechtig Gott N., unsern
lieben freunde bruder und glid Christi, durch den
tod von disem elenden leben in dem rechten, chri-
stenlichen glauben (als wir hoffen) zu seiner ewigen
rue hat gefordert und hingenummen und wir dar-
durch zu trauern, klagen und laid zu tragen bewegt
werden, auf das wir uns christenlich darin halten,
wöllen wir hören die tröstlichen wort des heiligen
Pauli, der also spricht [1. Thess. 4, 13-18]:
Wir wöllen euch, lieben brüder, nit verhalten von
denen, die da schlafen, auf das ir nicht traurig seit

c-c 1591 : Weiln aber mittler zeit feine und gelegene
text üblich worden6, hat man sich auch noch und
fürtershin derselben nach gelegenheit der zeit und
personen zu gebrauchen.
Hierbei ist zu wissen, weil hiebevor im pabstum von
langen jahren her, viel unnötiger und seltzamer cere-
monien gehalten, auch bereits abgetan worden oder
teils von selbst.
3 Vgl.S. 45. 4 Joh. 11,25 f.
5 Nicht, wie Riederer, Einführung des deutschen
Gesangs 253 f. meinte, eine nur aus dem Gedächtnis
erfolgte, ungenaue Anführung von Luthers Überset-
zung von Media vita, sondern eine in der Markgraf-
schaft (Crailsheim) gebräuchliche mittelalterliche
Übersetzung (WA 35,127).
6 Gedacht ist wohl in erster Linie an die betreffenden
Abschnitte der Kirchenagende des Kurfürsten August
von Sachsen 1580 (Sehling 1,371-375).
7 Am Tag Johannes des Evangelisten (27.Dez.), aber
in Nürnberg z.B. auch am Tag Johannes des Täufers
(24.Juni) wurde beim Gottesdienst Wein gesegnet
und dann gleich in der Kirche zum Trinken gereicht,
aber auch zum Genuß zu Hause mitgegeben. Er
sollte nicht nur allerlei irdischen Segen vermitteln,
sondern auch die Gewinnung der ewigen Seligkeit
erleichtern(Agenda cij.—Wetzer 4,1484.- Smend,
Jul., Kelchspendung und Kelchversagung. Göttin-
gen 1898. 77-81. - Franz 1,286ff. - Braun 146

wie die andern, die kein hoffnung haben. Dann so
wir glauben, das Jesus gestorben und auferstanden
ist; so wird Gott auch die, da entschlafen sein, durch
Jesum mit ime füren; dann das sagen wir euch als
ein wort des Herrn, das wir, die wir leben und über-
bleiben werden in der zukunft des Herren, werden
denen nicht fürkummen, die da schlafen. Dann er
selbs der Herr, wird mit einem feldgeschrai und
stimm des erzengels, mit der pusaunen Gottes her-
niderkummen von himel, und die toten in Christo
werden aufersteen zuerst. Darnach wir, die wir leben
und überbleiben, werden zugleich mit denselben hin-
gezuckt werden in die wolken dem Herrn entgegen in
dem luft und werden also bei dem Herren sein allzeit.
So tröstet euch nun mit diesen worten untereinander!
c Soliche vermanung mag geschehen im haus, da
man die leich austregt, oder bei dem grabe, wo am
maisten volks darbei istc.
Und was mer anderer unnötiger und kindischer
ceremonien vor zeiten gehalten sein und vormals ab-
getan oder gleich von in selbs dahinc gefallen sein
als Sanct Johans segen7, wachs8, palm9, feuer10,
fladen11, salz12, wasser12, kreuter weihen13, mit den
[Johannisminne, -wein]. - Bächtold 2,805; 4,745
bis 760. 1006; 5,1702; 6,241f. 375-380. 1245f.).
8 Eigentlich Kerzenweihe am Lichtmeßtag (2.Febr.),
Aschermittwoch und Palmsonntag. Die Kerzen wer-
den zu mancherlei Zwecken (Abwehr von Gewitter-
schäden, Sterbekerzen usw.) verwendet. (Agenda
d-evj. liij — lv. — (Wetzer 7,1970f. - Hartmann
690-698. 593f. - LThK 5,935; 10,707).
9 Grüne Zweige werden am Palmsonntag zur Abwehr
von allerlei Schaden an Mensch und Tier, Haus und
Flur geweiht (Agenda fiij - ivj.— Hartmann 593f.—
702. LThK 7,908. - Franz 1,470-507. - Bächtold
6,1365-1386).
10 Am Karsarnstag wird durch Schlagen aus dem Stein
oder mit Hilfe eines Brennglases neues Feuer erzeugt,
das dann geweiht wird (LThK 3,1023. — Franz
1,507-518. — Hartmann 742f.).
11 = der Osterfladen, ein ohne Sauerteig hergestelltes
flaches Backwerk, ein Bestandteil des an Ostern ge-
weihten Speisekorbes (Schmeller 2,882. - LThK
7,814.- Franz 1,507-594. - Braun 323. — Bäch-
told 6,1311-1363).
12 Salz und Wasserweihe siehe S. 44.
13 Im Hochamt von Maria Himmelfahrt (15.Aug.) ge-
weihte Kräuter sollen vor allerlei Schäden bewahren
(Agenda pij. — Wetzer 4,1420f. — Franz 1,393
bis 421. - LThK 6,235. - Braun 181. - Bäch-
told 5,440-446).

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