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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0227
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III 4 b Kinderpredigten 1533

Got den Herrn also ubel förchtet, das er gedenkt:
Wann mir das widerwertig und feind ist oder wann
ich dem nicht entfliehen kan, so ist es alles verlorn
mit mir, so wais ich nicht, wo ich bleiben sol, so kan
mir niemand helfen und dergleichen. So helt er ge-
wißhch dasselbig für einen Got in seinem herzen,
wann ers gleich mit dem mund nicht also nennet,
ja, wann ers gleich selbs nicht bedenkt oder versteht.
Es sol aber nicht sein, sondern wir sollen also geden-
ken: Wolan,wann mir gleich dis oder das widerwertig
und feind ist oder wann ich diesem oder jenem un-
gluck schon nicht entrinnen kan, ich wil darumb
nicht verzagen oder von forcht wegen unrecht tun.
Ist es doch kein Gott, und kan mich nicht verdam-
men. Ja, es kan mir auch nicht ein har von meinem
haubt nemen on den willen des Herrn, der da ainig
recht und war Got ist. Derselbig ist auch mein Got;
den wil ich förchten mer dann die creatur und wil
recht tun. Mus ich etwas umb der gerechtigkait wil-
len oder umb unschuld leiden, so wirt er mich wol
erretten. Ja er kan mich auch wol behüten, das es
darzu nicht kompt.
Zum andern, wann ein mensch sein vertrauen auf
etwas anders dann auf Got den Herren also gar setzt,
das er gedenkt: Wann ich das hab oder wann mir
das wol wil, so hat es kein not mer umb mich, so
darf ich nichts mer, so bin ich reich und selig, und
der gleichen, so helt er gewißlich dasselbig für ein
Got in seinem herzen, wann ers gleich mit dem mund
nicht also nennet, ja wann ers gleich selbs nicht ver-
steht. Das sol aber auch nicht sein, sonder wir sollen
also gedenken: Wolan, wann mir das gleich wol wil
oder wann ich gleich dis und das uberkomen hab,
so ist mir darumb noch nicht geholfen. Ist es doch
kein Got, kann mich auch nicht selig machen noch
aus Gottis zorn erretten. Sonder der Herr allein ist
Gott. Wann ich den erzürn, so kan er mirs wol wider
nemen und entziehen oder kan sonst wol machen,
das es mir nichts nütz ist, sonder nur schaden bringt.
Darumb sol man Gott den Herren förchten und auf
ihn allein vertrauen.
Zum dritten, wann ein mensch etwas anders dann
Got den Herrn also herzlich lieb hat, das er umb des-
selbigen willen alles gern und williglich tut, was er
nur tun kan, Got geb, es sei recht oder unrecht, so
helt er gewißlich dasselbig auch für ein Got, wann

ers gleich mit dem mund nicht also nennet. Das sol
aber auch nicht sein, sonder wir sollen also geden-
ken: Ei, warumb wolt ich umb des dings willen un-
recht tun ? Ist es doch kein Got, hat mich auch nicht
erschaffen, kan mich auch nicht selig machen oder
von keinerlei unglück erretten. Darumb wil ich Got
mer lieb haben und auf seinen götlichen willen allein
sehen und ihm gehorsam sein.
Da sehet ir nun fein, meine liebe kindlein, wie man
auf diese dreierlei weis, nemlich mit förchten, ver-
trauen und lieben, ein ding für ein Got helt und zu
einem falschen abgot macht, das doch an ihm selbs
kein Got ist. Das ist aber ein große, schwere und
greuliche sund wider dis erst gepot des Herrn. Das
solt ir mit allem fleiß merken und euch davor hüten.
Und damit irs dester baß verstehn kont, wil ich euch
auch etliche exempel darzu geben.
Etliche menschen förchten das gestirn so ser. Wann
sie bedunt oder wann sie von andern leuten hörn,
es zaig oder troe ein künftig unglück, so haben sie
kain hoffnung, das sie Got davor behüten und er-
retten werd, sein so verzagt, das sie nit wissen,
was sie tun sollen. Etlich halten dafür, wann die
sonn oder der mond oder ein ander planet in disem
oder jenem zaichen ist, so sol man dis oder das nicht
anfahen, es sei unglückhaft, fahen nichts neues an;
dann sie glauben, es werd nicht wol hinaus gehn.
Und ist solchis aberglaubens vil unter den leuten.
Dise leut halten alle das gestirn und die zaichen am
himel für götter, gleich wie vor zeiten die haiden
auch teten. Aber der heilig prophet, Jeremias der
warnet uns davor und verpeuts uns; dann er spricht
(Jere. 10 [2f.]): Ihr solt euch vor des himels zaichen
nicht förchten, wie die haiden sich förchten; dann
der haiden götter sein lauter nichts.
Des gleichen förchten sich etlich so ubel vor den
tyrannen, das sie umb iren willen Gottis wort und
die warheit nicht bekennen, sonder verlaugnen und
verlestern dieselbigen. Solche leut halten die tyran-
nen für ire götter; dann sie mainen, wann sie ir gonst
haben, so stehe ir sach uberal recht. Aber David war-
net uns davor und spricht (Psal. 146 [3f.]): Verlast
euch nicht auf fürsten, auf ein menschen kind! Er
kan doch nicht helfen; dann sein gaist mus ausfaren
und er wider zu seiner erden komen; als dann sein
verlorn alle sein anschleg.

14 Sehling, Bd. XI, Franken

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