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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0228
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

Etlich menschen die setzen all ir vertrauen auf
gut und gelt und mainen, wann sie reich seien, so
haben sie alles, was sie bedörfen. Darumb werden
sie geizig, reißen und kratzen, schinden und scha-
ben, wo sie können und mögen. Solche leut halten
das gelt für iren Gott. Der heilig Paulus aber warnet
uns davor und spricht (Kol. 3 [5]), wir sollen den
gaiz abtun, dann es sei ein abgötterei.
Desgleichen setzen etliche menschen all ir ver-
trauen auf ire aigne werk und mainen, sie wöllen ir
sund mit bezalen, Gottis zorn versonen, from, ge-
reeht, heilig und selig dardurch werden. Solche leut
halten ire aigne werk für iren Got (Hiob 31). Das
ist aber die gröst abgötterei auf erden, und ein ver-
laugnung des glaubens an Christum, wie ir dann her-
nach vom glauben fein werd hörn und lernen.
Etliche menschen haben iren pauch so lieb, das
sie fressen und saufen und alles, das dem leib wol
tut, für die größten seligkeit halten, also das sie umb
desselben willen Got verachten, und sein gar ver-
gessen. Solche leut halten den pauch für iren Got,
wie der heilig Paulus sagt von denen, die das evan-
gelion umb ires nutz willen unrecht predigten. Dann
er spricht (Phil. 3. [19]): Der pauch ist ir Gott und
ir ehr wirt zu schanden.
Aus disen exempeln kont ihr nun fein verstehn
und merken, meine liebe kindlein, wie man mit förch-
ten, vertrauen und lieben ein ding für ein Got helt,
das doch in der warheit kain Got ist, sonder man
macht ein falschen abgot daraus und sundigt also
schwerlich wider das erst gepot. Davor sollen wir
uns fleißig hüten.
Aber uber das alles, ist noch ein weis, da man auch
aus dem rechten, warn Gott ein falschen abgot
macht. Das geschicht, wann wir Gott anderst in
unsere herz bilden, dann er ist, oder anderst von ihm
halten, dann wie er uns durch sein wort gelert und
bevolhen hat, als wann wir glauben, er mach ein
menschen in der kutten lieber selig dann in einem
andern erbarn kleid oder laß im den gotsdienst wol
gefallen, den er doch selbs nicht gehaissen noch be-
volhen hat. Solcher abeglaub oder falscher won
macht auch aus dem rechten Got ein abgot und ist
auch ein greuliche sund wider dis erst gepot. Dar-
von aber werd ir in andern predigen zu seiner zeit
mehr hören.

Darumb, meine liebe kindlein, hüt euch mit allem
fleis, das ihr kein ander Got in eurem herzen habt,
sonder last den Herrn euern Got sein; dann er wils
auch gern tun. Darumb spricht er: Ich bin der Herr
dein Gott, das ist: Ich bin euer Herr und euer vater
und wils auch gern sein und wil euch alles guts tun.
Allein förchtet mich als ein Herrn und seid mir ge-
horsam! Vertrauet mir und rueft mich an und habt
mich lieb als ein vater!
Und wir solten zwar den Herren von herzen fleißig
darumb bitten, das er unser Got sein wolt. So ist er
so gnedig und freundlich, das er uns vorkompt, eh
wir in darumb bitten und spricht: Sihe, ich bin dein
Got und wils auch gern sein. Halt mich nur darfür!
Wann er aber spricht: Ich bin dein Got, so ists eben
so vil gesagt, als sprech er: Ich wil dir alles guts tun.
Was dir anligt, das klag mir, so wil ich dir helfen!
Und was du bedarfst, das pit und beger von mir,
so wil ich dirs geben! Das solt ir kindlein mit allem
fleis merken und in das herz bilden, so wert ihr Gott
den Herrn uber alle ding förchten, lieb haben und im
vertrauen. Dann das ist die mainung und der recht
verstand dieses ersten gepots, das man Gott den
Herrn uber alle ding sol förchten und lieb haben und
im vertrauen.
Darumb meine liebe kindlein, merkts mit fleis,
und wann man euch fraget:
Wie verstehstu das erst gepot ?
so solt ihr also antworten:
Wir sollen Gott den Herrn uber alle ding förchten
und lieb haben und im vertrauen.
Beschluß.
Also habt ihr, meine liebe kindlein, den rechten,
gemainen, ainfeltigen verstand dises ersten (oder
andern oder dritten oder, welches dann ausgelegt ist
worden) gepots. Den solt ihr mit allem fleis merken
und Gott den Herrn von herzen förchten, das ir dis
gepot nicht ubertretet; dann was er gepeut, das ist
recht, gut, und heilig. Was er aber verpeut, das ist
unrecht, sund und schand. Er wil aber ernstlich, das
man seine gepot halt und nicht veracht; dann er
spricht (Exo. 20 [5f.]: Ich der Herr dein Gott bin
ein starker, eiferiger Gott, der uber die, so mich has-
sen, die sund der väter haimsucht an den kindern

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