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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0229
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III 4b Kinderpredigten 1533

bis ins dritt und vierde gelide. Aber denen, so mich
lieben und meine gepot halten, tue ich wol in tau-
send gehde. Das ist: Got troet zu strafen alle, die
dise gepot ubertreten. Darumb sollen wir uns förch-
ten vor seinem zorn und nicht wider solche gepot
tun. Er verhaist aber genad und alles guts allen, die
solche genot halten. Darumb sollen wir in auch lie-
ben und im vertrauen und gern tun nach seinen ge-
poten.
Darumb meine liebe kindlein, solt ir Got förchten
und seine gepot mit fleis halten, und in um gnad und
hilf bitten, das irs auch tun könt. Dann die forcht
des Herrn ist ein anfang aller weisheit und macht
fromme, geschickte leut, die Got wolgefaflen und
andern leuten auch nutz sein können. Daraus vol-
get dann frid und ruhe, ehr und gut und gute tage,
wie ihr am anfang gehört habt. Und wann wir also
in Gottis gehorsam und rechtem glauben verharren
bis an das end, so gibt uns Gott das ewig leben dar-
zu. Das verleihe uns Gott allen! Amen.
Diser obgeschribner gemainer beschlus sol zu einer
jeden predigin sonderheit nach der frag und ant-
wort am end gelesen werden, so lang man von den
zehen gepoten predigt.
Und wie die erst predig von den zehen gepoten
angefangen und beschlossen ist, also sollen die an-
dern auch angefangen und beschlossen werden.
Die ander predig
Auslegung des andern gebots.
Nun habt ihr am nechsten gehört, wie ihr das erst
gepot verstehn solt, darin wir lernen, wie unser herz
gegen Gott stehn sol. Darumb volget jetz hernach
das ander gepot, das lauter also:
Du solt den namen des Herrn deines Gottis
nicht vergeblich furen; dann der Herr wird den
nicht unschuldig halten, der seinen namen ver-
geblich furet.
Und das gepot, meine liebe kindlein, das leret
uns, wie wir uns mit den worten gegen Got halten
sollen, nemlich also, das wir den namen des Herrn,
und alles, was man von Gott guts sagt, nit vergeb-
lich oder zu unnutzen dingen prauchen sollen, son-

der allein, wann es Got zu lob und ehr und unserm
nechsten zu nutz kombt, auf das jederman an unsern
worten merk, das wir Got in unserm herzen herlich
und gros halten, förchten und lieb haben; dan da-
durch werden ander leut auch geraizt, den namen
Gottes zu ehren. Wann wir aber leichtfertiglich mit
dem namen Gottis umbgehn, so ergern sich ander
leut darab, lernens von uns, und werden auch bös.
So sein wir dann an ihrer sund schuldig. Nun spricht
aber Christus im evangelio (Mat. 18 [6]), es wer bes-
ser, das ein mensch ertrenkt wurde, dann das er erger-
nus gibt. Darumb, meine liebe kindlein, nembts zu
herzen, merkts und mißbraucht den namen Gottis
nicht!
Es heist aber nicht allein das der name Gottis,
wann man Got den Vater oder den Herren Christum
nennet, sonder alles das, was man von Got guts sagt
und sagen sol. Gleich wie man sonst in der gemain
zu reden pflegt und spricht: Der man hat ein guten
namen, das ist: man sagt vil guts von ihm, oder:
Der hat ein bösen namen, das ist: es geht ein bös
geschrei uber ihn. AIso auch haist das Gottis namen,
was man von ihm guts sagt, als das er gerecht, war-
haftig, barmherzig und gütig sei.
Nun merkt mit vleis, meine liebe kindlein, das der
Herr nicht spricht: Du solt den namen des Herrn
deines Gottis ganz und gar nicht fürn, geprauchen
oder nennen, sonder er spricht allain: Du solt in
nicht vergeblich fürn; dann der Her kans wol leiden
und sichts gern, das wir seinen namen fürn und nen-
nen, wann es nur nicht unnutzlich und vergeblich
geschicht, sonder Got zu ehren und uns oder unsern
nechsten zu gut kompt.
Darumb solt ir auch vleißig lernen und merken, in
welchen stucken man Gottis namen vergeblich füret,
auf das ir euch könt darvor hüten und nicht sun-
diget. Es wird aber der nam Gottis in vil stucken
unnutzlich und vergeblich genennet.
Zum ersten, wann man etwas ein Got nennet oder
wie ein Got ehret, lobt und preiset, das doch nicht
Got ist, als die haiden vor zeiten geton haben, die
da die sonnen, den mon, und die stern, auch etliche
menschen, als könig und tyrannen götter nenneten;
auch wie die Juden teten, die das gulden kalb an-
peteten und sprachen: Das ist der Got, der uns aus
dem Egyptenland gefürt hat (Exo. 32 [4]). Und das

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