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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0231
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III 4 b Kinderpredigten 1533

daraus macht; dann es wirt Got dardurch geunehret
und kompt sein wort in verachtung. Das bringt dann
ergernus und schaden am glauben.
Zum fünften nennet man Gottis namen unnutz-
lich und vergeblich, wann man zauberei damit trei-
ben wil. Und ist das nicht allein sund, sonder auch
ein große mechtige torheit. Dann das solt ihr, kind-
lein, für gewiß halten, daß es nichts mit der zauberei
ist, sonder ist eitel betrug und lügen, von bösen
buben erdacht, die ainfeltigen leut zu narren und zu
äffen, wie das vil leut mit irem schaden erfarn ha-
ben. Darumb hüt euch darvor! Glaubt nicht daran!
Lernets nicht und förchtet euch nichts darvor! Es
ist nichts dann das der teufel dardurch große sund
anricht, das man Gottis namen mißbraucht, in man-
cherlei abeglauben felt und eins dem andern ver-
dechtig wirt, daraus dann feindschaft, zorn, neid,
haß, afterred und alles ubel entsteht. Das gefelt
dann dem Teufel wol. Aber Got hat es verpoten und
gesprochen, man sol die zauberer nit leben lassen
(Exo. 22 [17]).
So förchtet nun den Herrn, meine liebe kindlein,
und mißbraucht seinen heiligen göttlichen namen
nicht! Treibt nicht abgöterei! Schweret nicht felsch-
lich! Schelt und flucht nicht! Schwatzt nicht leicht-
fertiglich von götlichen dingen! Treibt kein zauberei!
Dann Gott der Herr hat bei dem gepot sonderlich
getroet, er wöls nicht ungestraft lassen. Darumb hat
Mosis hinzu gesetzt: Der Herr wirt den nicht un-
schuldig halten, der seinen namen vergeblich füret.
Das solt ihr, kindlein, nicht verachten! Ir solt auch
nicht gedenken: ei es schadet nicht, es sein nur wort,
es ist mein ernst nicht, es geht nicht von herzen und
der gleichen! Nain, bei leib, gedenk nicht also! Son-
der hütet euch mit fleis, das ihr den namen Gottis
nit unnutzlich prauchet weder in schimpf noch in
ernst; dann er ist heilig und sol aufs allerehrlichst
und heiligst gehalten werden. Wers aber nicht tut,
den wil der Herr nicht unschuldig halten oder sein
lassen, sonder er wil ihn ernstlich strafen. Wann aber
der Herr strafet, so schickt er krankheit, sterben,
teurung, armut, krieg, böse, schedliche wilde tier,
rauberei und morderei und der gleichen. Damit be-
zalt er unser sund. Darumb sollen wir sein zorn förch-
ten und sein namen nicht mißbrauchen.
Wir mügen aber sein namen wol geprauchen zum

guten; wir seins auch schuldig zu tun. Das solt ir,
meine liebe kindlein, fleißig merken. Es wirt aber sein
name fürnemlich in dreien stueken wol gebraucht,
nemlich im anrufen, bekennen und danksagen. Dar-
umb sein wir auch schuldig, den namen Gottis in
disen dreien stucken immerdar zu geprauchen.
Zum ersten sollen wir ihn anrufen in allerlei not
und anligen und unser zuflucht nicht haben zur zau-
berei und andern unordenlichen dingen. Dann es
spricht der Herr (Psal. 50 [15]): Ruf mich an zur
zeit der not, so wil ich dich erhören und du wirst
meinen namen preisen. Da hört ihr, kindlein, das
es Gott der Herr von uns wil haben, das wir ihn an-
rufen sollen und sonst niemand, und sollen das tun
in der zeit der not, wann es uns ubel geht. Darumb
sol auch niemand verzagen oder verzweifeln, es gehe
ihm als ubel, als es immer wöll, sonder sol den Herrn
anrufen. Der kan und wil ihm helfen, es sei die not
als gros, als sie immer wöl. Darumb spricht er auch:
Ich wil dich erhören.
Und da solt ihr, kindlein, fleißig merken, das ihr
schuldig seid zu peten, und tut sund, wann ihr nicht
petet. Darumb solt ihr das Vaterunser lernen und teg-
lich peten; dann das gepot leret und treibt uns zu
peten, dieweil es bevilhet man sol Gottis namen nit
unnutzlich, sonder nutzlich prauchen. Es wirt aber
der name Gottis nirgen nutzlicher gepraucht dann,
wann man petet. Darumb wer nichts petet, der helt
das ander gepot nit. Das wirt dann der Herr nicht
ungestraft lassen.
Zum andern sollen wir den namen Gottis beken-
nen, das ist: wir sollen unsern glauben und alles, was
wir von Gott und unserm Herrn Jesu Christo guts
wissen, frei bekennen und nicht verlaugnen, wann
man uns schon darumb feind wirt und vervolgen
wil. Dann es hat uns Christus im evangelio getröst,
und gesprochen (Mat. 10 [28]): Förchtet die nicht, die
den leib können töten und die seel nicht. Und aber-
mals spricht er (Luc. 21 [18]): Es wirt nicht ein
har von eurem haubt fallen on den wilien euers Vaters
im himel. Darumb sollen wir keck sein und uns nicht
erschrecken lassen, sonder Gottis wort und unsern
glauben bekennen und ander leut auch unterrichten
und leren ein jeder nach seinem beruf, auf das alle
menschen zu erkantnus der warheit kommen. Und
wann wirs nit tun, so tun wir sund und werden dar-

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