Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0232
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

umb verdambt werden. Dann der Herr Christus
spricht: Wer mich bekennet vor den menschen, den
wil ich auch bekennen vor meinem Vater im himel
(Luc. 12 [8]). Wer sich aber mein schemet vor den
menschen, des wil ich mich auch schemen vor mei-
nem Vater im himel (Mar. 8 [38]).
Zum dritten sollen wir den namen Gottis preisen
und ihm für alle woltat, die er uns erzeiget hat und
noch teglich erzeigt, lob und dank sagen, wie der
Herr spricht: Ruf mich an in der zeit der not, so wil
ich dich erhören, und so wirstu dann meinen namen
preisen. Da höret ihr, meine liebe kindlein, das unser
Herr uns darumb erhöret und alles guts tut, das wir
ihn darumb loben und preisen sollen. Darumb wann
wir beten wöllen, sollen wir Gott auch danken und
ihn loben und preisen für die güter, die er uns vor
hat geben. So erhört er uns dester lieber und wirt
auch unser glaub gesterkt, wann wir bedenken, wie
uns Gott vor oft erhört und geholfen hab, das wir
nicht zweifeln, er wert und jetz auch erhören. Dar-
umb spricht David Psal. 18 [4]): Ich wil der Herren
anruefen mit loben2, so wirt er mich von meinen fein-
den erlösen. Das solt nun ihr, meine liebe kindlein,
auch lernen und gewonen, das ir Got zum ersten lob
und preis sagt für alle seine woltat und darnach
betet und Gott anruft in euerem anligen, so wirt Gott
dester williger, zu erhören, und euer glaub dester
sterker. Dann wer peten wil, der sol glauben, das sein
gepet erhört werd.
Also solt ihr nun dis gepot verstehn, das ihr den
namen des Herrn nicht vergeblich füret, das ist, das
ihr in nicht zur abgötterei prauchet, nicht schweret,
nicht fluchet, nicht unnutze fabel von Got schwet-
zet, nicht zauberei treibet; dann Got lasts warlich
nicht ungestraft. Sonder ir solt den namen des Herrn
nutzlich prauchen zu der ehr Gottis und besserung
des nechsten mit anrufen und bekennen und prei-
sen; dann das ist die mainung und der recht ver-
stand dises andern gepots, das wir Gott den Herrn
uber alle ding sollen förchten und lieben das wir mit
seinem namen nicht abgötterei treiben noch schwe-
ren, fluchen, spoten, zaubern oder liegen und triegen,
sonder denselbigen in allen nöten anrufen, biten, be-
kennen, loben und danken.

2 nach der Lesart der Vulgata.

Darumb meine liebe kindlein, merkts mit fleis, und
wann man euch fraget:
Wie verstestu das ander gepot ?
so solt ihr also antworten:
Wir sollen Gott den Herrn uber alle ding förch-
ten und lieben, das wir mit seinem namen nicht ab-
göterei treiben noch schweren, fluchen, spotten,
zauberen oder liegen und triegen, sonder denselben
in allen nöten anrufen, biten, bekennen, loben und
danken.
Die dritt predig.
Auslegung des dritten gebots.
Nun habt ihr am nechsten gehört, wie ir das an-
der gepot verstehn solt, darin wir lernen, wie wir uns
mit den worten gegen Gott sollen halten. Darumb
volget jetzo hernach das drit gepot. Das lautet also:
Gedenk des sabbats, das du ihn heiligst!
Und das gepot, meine liebe kindlein, leret uns, wie
wir uns gegen Gott sollen halten mit den werken,
nemlich also: das, wann wir Got wöllen dienen und
ihm als unserm rechten Herrn den allerbesten ge-
horsam erzeigen, so sollen wir weder dis noch das
eußerlich werk fürnemen, sonder ein feirtag halten
und denselbigen heiligen, das ist: zu eitel heiligen
werken und götlichen sachen prauchen.
Und das solt ihr kindlein mit fleis merken, das den
Juden im alten testament gepoten ist gewest, das
sie allweg am sibenden tag musten halten ein sab-
bat, das ist ein feirtag, darumb man noch heitigs
tags denselben tag sabbatstag oder sambatstag nen-
net. Aber wir Christen im neuen testament sein sol-
chen gepoten von unterschied der zeit und speis und,
was mer der gleichen ist, nicht unterworfen, sonder
sein frei, mögen feirn, welchen tag wir wöllen, allein
das man den feirtag recht und wol brauch. Darumb,
das solch christliche freiheit bezeugt und erhalten
werd, feiren wir nicht mer den sambstag wie die
Juden, sonder nur den sontag und etliche tag mer,
wie es die obrigkeit für nutz und gut ansihet. Der
sol man hierin volgen.

214
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften