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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0233
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III 4b Kinderpredigten 1533

Auf das ihr aber das gepot recht und wol verstehet,
so merkt mit fleis, meine liebe kindlein, wie ein wun-
derlich gepot es ist. Dann wann wir einen menschen
zu einem Herrn haben und sollen ihm dienen, so
schafft er uns mancherlei werk, die wir ihm zu nutz
und zu gefallen tun sollen. Unser Hergot aber tut
ihm nicht also. Dann er haist uns weder dis noch
das werk tun. Er haist uns nicht opfern, nicht liecht-
lein anzünden nicht bilder schmucken, nicht wallen
gehn noch ander solche heuchlerische werk und fal-
schen gottisdienst treiben, wie man uns vor zeiten
bered und verfüret hat. Ja, er haist uns gar nichts
tun, wann wir ihm dienen wöllen, sonder spricht nur,
wir sollen feiern. Ist nicht das ein freundlicher und
wunderbarlicher herr, der seinen knechten, die ihm
dienen wöllen, kain andere arbait fürgibt, dann das
sie ihm ein feirtag sollen halten und denselben hei-
ligen ?
Es sein aber wol vil guter werk, damit man dem
nechsten dienen kan und sol als regirn, schutzen und
schirmen, predigen, leren, almusen geben und des
gleichen mer. Die gefallen alle Got dem Herrn ser
wol, wann sie dem nechsten zu gut aus christlicher
lieb geschehen. Darumb solt ihr, meine liebe kind-
lein, nicht gedenken, das man solche gute werk un-
terwegen sol lassen, wann ir von dem feirn sagen
höret; dann Gott der Herr hat uns solche gute werk
auch geboten und wil sie ernstich von uns haben.
Aber dannoch, wann wirs gleich tun, so dienen wir
doch nur dem nechsten mit denselben werken umb
des Herrn willen. Wann wir aber im selbs dienen wöl-
len mit einem solchen guten werk, das den nechsten
nicht angehe, sonder Gott den Herrn allein zugehöre,
so sollen wir, wie ihr gehört habt, kain eußerlich
werk fürnemen, sonder nur ein feirtag halten und
denselben heiligen. Dann das begert er allein von
uns in disem gepot.
Nun höret aber auch die ursach, meine liebe kind-
lein, warumb im Got also tut! Dann das ist die ur-
sach: Er ist so ein reicher, mechtiger Got, das er
unserer dienst und guttat für sich selbs nicht bedarf,
und ist darzu so freundlich und gnedig, das er jeder-
man selbs gern guts tut, auf das er darumb gelobt
und gepreist werd. Darumb wer ihm dienen wil, der
feire und halt stil und laß im unsern Herrgot guts
tun und sag ihm lob und dank darumb! Das ist dann

der best und höchst gottisdienst, den wir in disem
leben tun können.
Es ist aber nicht genug, das wir feiern, sonder der
Herr spricht, wir sollen die feire auch heiligen, das
ist: wir sollen am feirtag mit eitel heiligen, himeli-
schen und götlichen dingen umbgehen. So dienen wir
nicht unserm Herrgot, wann man aigentlich darvon
wil reden, sonder er dienet uns. Das wil ich euch fein
erkleren.
Zum ersten, wann wir den feirtag wöllen heiligen,
das ist, mit heiligen götlichen sachen zubringen, so
können wir nichts heiligers tun, dann das wir zur
predig gehn, hören Gottis wort und lernen, was wir
tun und glauben sollen, oder gehn zum heiligen sa-
crament, empfahen trost und sterkung unsers ge-
wissens und glaubens oder beten andechtiglich, das
uns Got wöl geben, was wir dörfen, und von allem
ubel erlösen. So erhört uns Got.
Nun hoff ich, ihr kindlein solt so klug sein, das
ir das wol versteht, wann uns unser lieber Herrgot
durch seine diener sein wort lest predigen, und die
heiligen sacrament reichen und erhört unser gepet,
das er uns dienet und guts tut und nicht wir ihm.
Darumb ist die mainung dises gepots gleich so vil,
als wenn Gott sprech: Wolan, liebe kindlein, wolt ir
mir dienen und tun, was mir wolgefelt, so last alle
arbait ligen, dann ich darf euer arbait und euer werk
nicht, und kombt her zu mir! Ich wil euch leren, was
ihr tun und glauben solt. Ich wil euch mit den hei-
ligen sacramenten trösten, und wil euer gepet er-
hören. Ihr könt mir kein größern dienst tun, dann
das ihr zu mir kombt und last euch guts tun, auf
das ihr erkent, das ich eur gnediger Vater bin, und
ihr mir vertrauet und mich lieb gewinnet, wie die
kinder ein vater lieb haben sollen. Und darvon wert
ihr hernach im glauben mer hören.
Zum andern ist das auch ein große woltat, dar-
mit uns Gott dienet, dieweil wir umb der narung
willen hart arbaiten müssen, das uns unser Herr-
gott dannoch auch feirtege gibt, daran wir mögen
ruhen und unser knecht und megd und vihe auch
ruhen lassen. Dann darmit zaigt er an, wann wir
schon nicht immerdar so hart arbaiten, das er uns
dannoch erneren und gnug geben will, wann wir uns
nur seins willen fleißen und nach demhimelreichfra-
gen. Darumb spricht der Herr Christus im evangelio:

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