Brandenburg und Nürnberg gemeinsam
Suchet zum ersten das reich Gottis, so wird euch das
ander alles zufallen (Matt. 6 [33])!
So bedenkt nun, meine liebe kindlein, wie ein
große sund es ist, wann man den feirtag nicht hei-
ligt, sonder unheiligt. Der feirtag aber wird ver-
unheiligt, wann man unheilige, sundliche werk dar-
an tut und treibt, als wann man nicht zur predig
geht, nichts petet, sonder schleft lang, geht darnach
spaciren, tanzet, spilet, trinket sich vol, treibt un-
zucht, hadert, schilt und schlecht einander.
Dann darumb zürnet Gott und straft uns, das
uns nicht wol geht zu der narung und werdet die
leut arm, müssen tag und nacht arbaiten, verderben
dannoch darbei. Und geschicht ihn recht; dann wann
ihn Got ein feirtag gibt, so heiligen sie ihn nicht,
gehn nicht zur predig, peten nichts, verachten Got
und allen gottisdienst, treiben eitel sund und laster
am feirtag mit fressen, saufen, tanzen, spilen, hurn,
hadern, fluchen und schlagen. So straft sie dann Gott,
das sie so arm werden, das sie vor armut nicht feiren
können; dann sie sein keins feirtags wert, dieweil
sie ihn so ubel anlegen. Etliche aber straft Gott nicht
in disem leben, sonder spart ihns, bis sie sterben.
So werden sie dann verdambt ewiglich.
Darumb hüt euch vor solchen lastern, meine liebe
kindlein! Heihgt den feirtag! Geht zur predig! Betet
und lobet Gott! So werd ihr Got wol gefallen, und
er wird euch glück und heil geben, das euch wol gehe
und genug habet, auf das ir wol und recht feirn mögt;
dann unser Herrgott vergönnet uns die feirtag wol,
wann wirs nur heiligen nnd recht anlegen.
Man sol aber nicht allein mit dem leib feiren, son-
der auch mit dem herzen. Das geschicht, wann wir
unsern aigen willen und alle böse begird hinlegen
und lassen uns Gottis willen wol gefallen, also, das
wir von ganzen herzen mögen sprechen: Dein wil
geschech als im himel auch auf erden! Dann also
spricht Gott der Herr durch den propheten Jesaia
(Esa. 58 [13]): Wann du nicht tust, was dir gefelt,
so wirds ein lustiger sabbat heißen1, den Herrn zu
preisen. Das ist: wann wir unsern aigen willen las-
sen farn, und uns Gottis willen und alle seine werk
lassen wolgefallen, so können wir recht feirn und Got
den Herrn loben und preisen damit. Dann das ist
1 = nach der Lesart der Vulgata.
nicht fein gefeiert, wann der leib ruhet, und das herz
dieweil tichtet, wie es die leut betriegen, allerlei wol-
lust uberkommen und sich an sein feinden rechen
wöl, oder wann das herz sonst unwillig ist und lest
im nichts gefallen, wie es Got macht, sonder mainet,
es wöls besser machen. Nun kan je ein solch herz
nicht feirn noch Got ernstlich loben und preisen.
Darumb sollen wir lernen, auch von bösen gedanken
feirn. Aber das ist euch kindlein noch zu hoch, und
wir haben unser leben lang genug daran zu lernen.
So merkt nun mit vleis, meine liebe kindlein, das
man unserm lieben Herrn, nicht mit eußerlichen
werken dienet, sonder wann man mit leib und ge-
müt feiret und höret Gottis wort, gepraucht seiner
heiligen sacrament und ruft ihn an, damit er uns
leret, vermanet, tröstet, sterket, erhöret und hilft
und sagt ihm darnach lob, dank und preis darumb.
Und das ist die mainung und der recht verstand
dises dritten gepots, das man Got den Herrn uber
alle ding sol förchten und lieben, das wir die predig
und sein wort nit verachten, sonder dasselbig heilig
halten, gern hören und vleißig lernen.
Darumb, meine liebe kindlein, merkts mit vleis
und, wann man euch fragt:
Wie verstestu das drit gepot ?
so solt ihr also antworten:
Wir sollen Got den Herrn uber alle ding förchten
und lieben, das wir die predig und sein wort nicht
verachten, sonder dasselbig heilig halten, gern hören
und vleißig lernen.
Die viert predig.
Auslegung des vierten gebots.
Nun habt ir am nechsten gehört, wie ihr das drit
gepot verstehn solt, darin wir lernen, wie wir uns
gegen Got sollen halten in den werken. Darumb vol-
get jetzo hernach das viert gepot, das lautet also:
Du solt dein vater und dein muter ehren, auf
das du lang lebest im land, das dir der Herr dein
Got geben wird,
Und das ist, meine liebe kindlein, das foderst ge-
pot in der andern tafeln, die uns leret, wie wir uns
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Suchet zum ersten das reich Gottis, so wird euch das
ander alles zufallen (Matt. 6 [33])!
So bedenkt nun, meine liebe kindlein, wie ein
große sund es ist, wann man den feirtag nicht hei-
ligt, sonder unheiligt. Der feirtag aber wird ver-
unheiligt, wann man unheilige, sundliche werk dar-
an tut und treibt, als wann man nicht zur predig
geht, nichts petet, sonder schleft lang, geht darnach
spaciren, tanzet, spilet, trinket sich vol, treibt un-
zucht, hadert, schilt und schlecht einander.
Dann darumb zürnet Gott und straft uns, das
uns nicht wol geht zu der narung und werdet die
leut arm, müssen tag und nacht arbaiten, verderben
dannoch darbei. Und geschicht ihn recht; dann wann
ihn Got ein feirtag gibt, so heiligen sie ihn nicht,
gehn nicht zur predig, peten nichts, verachten Got
und allen gottisdienst, treiben eitel sund und laster
am feirtag mit fressen, saufen, tanzen, spilen, hurn,
hadern, fluchen und schlagen. So straft sie dann Gott,
das sie so arm werden, das sie vor armut nicht feiren
können; dann sie sein keins feirtags wert, dieweil
sie ihn so ubel anlegen. Etliche aber straft Gott nicht
in disem leben, sonder spart ihns, bis sie sterben.
So werden sie dann verdambt ewiglich.
Darumb hüt euch vor solchen lastern, meine liebe
kindlein! Heihgt den feirtag! Geht zur predig! Betet
und lobet Gott! So werd ihr Got wol gefallen, und
er wird euch glück und heil geben, das euch wol gehe
und genug habet, auf das ir wol und recht feirn mögt;
dann unser Herrgott vergönnet uns die feirtag wol,
wann wirs nur heiligen nnd recht anlegen.
Man sol aber nicht allein mit dem leib feiren, son-
der auch mit dem herzen. Das geschicht, wann wir
unsern aigen willen und alle böse begird hinlegen
und lassen uns Gottis willen wol gefallen, also, das
wir von ganzen herzen mögen sprechen: Dein wil
geschech als im himel auch auf erden! Dann also
spricht Gott der Herr durch den propheten Jesaia
(Esa. 58 [13]): Wann du nicht tust, was dir gefelt,
so wirds ein lustiger sabbat heißen1, den Herrn zu
preisen. Das ist: wann wir unsern aigen willen las-
sen farn, und uns Gottis willen und alle seine werk
lassen wolgefallen, so können wir recht feirn und Got
den Herrn loben und preisen damit. Dann das ist
1 = nach der Lesart der Vulgata.
nicht fein gefeiert, wann der leib ruhet, und das herz
dieweil tichtet, wie es die leut betriegen, allerlei wol-
lust uberkommen und sich an sein feinden rechen
wöl, oder wann das herz sonst unwillig ist und lest
im nichts gefallen, wie es Got macht, sonder mainet,
es wöls besser machen. Nun kan je ein solch herz
nicht feirn noch Got ernstlich loben und preisen.
Darumb sollen wir lernen, auch von bösen gedanken
feirn. Aber das ist euch kindlein noch zu hoch, und
wir haben unser leben lang genug daran zu lernen.
So merkt nun mit vleis, meine liebe kindlein, das
man unserm lieben Herrn, nicht mit eußerlichen
werken dienet, sonder wann man mit leib und ge-
müt feiret und höret Gottis wort, gepraucht seiner
heiligen sacrament und ruft ihn an, damit er uns
leret, vermanet, tröstet, sterket, erhöret und hilft
und sagt ihm darnach lob, dank und preis darumb.
Und das ist die mainung und der recht verstand
dises dritten gepots, das man Got den Herrn uber
alle ding sol förchten und lieben, das wir die predig
und sein wort nit verachten, sonder dasselbig heilig
halten, gern hören und vleißig lernen.
Darumb, meine liebe kindlein, merkts mit vleis
und, wann man euch fragt:
Wie verstestu das drit gepot ?
so solt ihr also antworten:
Wir sollen Got den Herrn uber alle ding förchten
und lieben, das wir die predig und sein wort nicht
verachten, sonder dasselbig heilig halten, gern hören
und vleißig lernen.
Die viert predig.
Auslegung des vierten gebots.
Nun habt ir am nechsten gehört, wie ihr das drit
gepot verstehn solt, darin wir lernen, wie wir uns
gegen Got sollen halten in den werken. Darumb vol-
get jetzo hernach das viert gepot, das lautet also:
Du solt dein vater und dein muter ehren, auf
das du lang lebest im land, das dir der Herr dein
Got geben wird,
Und das ist, meine liebe kindlein, das foderst ge-
pot in der andern tafeln, die uns leret, wie wir uns
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