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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0257
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III 4 b Kinderpredigten 1533

tun wil; dann in dem erkantnus steht das ewig
leben.
Nun aber hat Got der Herr dreierlei werk, die er
an uns ubet und treibet, bis er uns selig macht und
zum ewigen leben bringt, gleich wie er auch drifeltig
ist, nemlich Vater, Son und Heiliger Gaist.
Dann zum ersten, so hat uns Got der Vater er-
schaffen, leib und seel, auch die narung und uns alle
irdische creatur geben und untertenig gemacht.
Zum andern, dieweil Adam gesundigt hat und wir
alle von ihm in sunden geporn sein, so hat uns Got
der Son, nemlich Christus unser Herr, von der sun-
den wider erlöset, das sie uns vergeben wirt.
Zum dritten, dieweil uns die sund durch den glau-
ben vergeben ist, so kompt der Heilig Gaist und
heiligt uns, hilft uns der sunden ab und macht, das
wir from, heilig und Gottis tempel werden.
Und darumb ist das kurzlich die mainung unsers
glaubens, als sprechen wir: Ich glaub in Got den
Vater, der mich erschaffen hat. Ich glaub in Gott
den Son, der mich erlöset hat. Ich glaub auch in
Gott den Heiligen Gaist, der mich rain und heilig
machet. Es ist zwar nur ein Got und ein glaub, wie
ihr jetzo gehört habt. Aber in Got sein drei per-
son, nemlich Vater, Son und Heiliger Gaist. Dar-
umb wöllen wir die ler vom glauben auch in drei tail
tailen. Der erst sol sein von der erschaffung, der
ander von der erlösung, der dritt, von der heiligung.
Nun wöllen wir jetzo das erst stuck von der er-
schaffung für uns nemen und die auslegung hören,
wie man es verstehn sol. Das lautet also:
Ich glaub in Gott, Vater allmechtigen, schepfer
himels und der erden.
Und in disem ersten stuck, meine liebe kindlein,
solt ihr mit fleis merken das wörtlein glauben. Das
ist als vil als vertrauen oder sich alles guts zu
ihm versehen. Und ist das die mainung. Wir sollen
unsern glauben und trauen auf kein creatur stellen,
sonder allein auf Gott; dann kein creatur kan uns
weder guts noch böses tun, es sei dann Gottis wil.
Wir selbs konnen uns auch nicht helfen. Darumb sol-
len wir uns allein zu Gott alles guten versehen und in
ihn glauben, in ihn vertrauen und alles guts von ihm
gewarten.

Und wer sich verlest auf menschengunst und
-sterk oder auf menschenkunst und -weisheit oder
auf gut, gewalt, freundschaft und was mer derglei-
chen ist, derselbig glaubt nicht recht in Gott, ver-
traut ihm auch nicht recht und gewartet nicht alles
guts von ihm, sonder er verachtet ihn vil mer und
helt das, darauf er sich verlest, für ein abgot und
tut ein große greuliche sund. Darumb muß er auch
gewißlich darob zu schanden werden und erfarn, das
im die ding nicht helfen können, darauf er sich ver-
lassen hat.
Aber Got der Herr, der gibt uns alles das, das wir
bedörfen zu leib und seel, reichlich und behütet und
errettet uns vor allem dem, das uns mag schaden
an leib und seel. Das ist sein guter und gnediger will
gegen uns, den er uns on all unser verdienst bewei-
set. Und darumb sollen wir in ihn glauben und
trauen, von ihm alles guts gewarten und uns frölich
auf sein göttliche güte verlassen in allen sachen. Das
gefelt Gott dem Herrn wol und alle, die es tun, die
helt er für seine liebe kinder und erzeiget sich gegen
ihn in allen dingen wie ein freundlicher vater.
Darumb, meine liebe kindlein, sollen wir uns nicht
auf zeitliche und zergenkliche ding verlassen, sonder
wir sollen in allen dingen Got dem Herrn vertrauen,
so werden wir Gottis kinder sein und das ewig leben
erlangen.
Nun, was ist es aber für ein Gott, in den wir glau-
ben und trauen sollen ? Es ist Gott der Vater, der
almechtig, ein schöpfer himels und der erden.
Und dise wort, meine liebe kindlein, solt ihr mit
allem fleis merken und wol verstehn lernen; dann
es ist eitel große, wunderbarliche und himelische
weisheit darinnen.
Zum ersten so leret uns der glaube, das Got der
Vater sei allmechtig, das ist: das er vermög und könn
tun alles, was er nur will. Es ist ihm nichts unmög-
lich. Und das ist der recht grund und anfang zum
christlichen glauben, das wir glauben, Gott sei al-
mechtig, welches vil leut nit glauben, die dannoch
gute christen und dazu hochgelert sein wöllen, wie
man bei den schwürmern wol spürt, die nicht glau-
ben, das der leib Christi im abendmal warhaftig allen
den geben werd, die das abendmal empfangen, wie-
wol Christus klarlich spricht: Nemet und esset! Das
ist mein leib, der für euch geben wird, das macht,

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