III 4 b Kinderpredigten 1533
geschickligkeit sein eigen leben mög erhalten oder
sein narung gewinnen, sonder er sol Gott dem
Vater darumb vertrauen. Der will uns erhalten und
erneren, so lang es sein götlicher will und unser nutz
ist. Dargegen sollen wir arbaiten und tun ein jed-
licher das, darzu er berufen ist; dann Gott will es
also haben, das wir nicht sollen müßig gehn, sonder
arbaiten und in lassen sorgen, wie er uns die narung
geben und ersprößen2 wöl.
Und das ist nun, meine liebe kindlein, der ein-
feltig und recht verstand des ersten stücks unsers
glaubens von der erschaffung, wann wir sprechen:
Ich glaub in Got, Vater almechtigen, schöpfer himels
und der erden, das ist: Ich glaub, das mich Gott er-
schaffen hat sampt allen creaturen, mir leib und seel,
augen, oren und alle glider, vernunft und alle sin
gegeben hat und noch erhelt, darzu klaider und
schuch, essen und trinken, haus und hof, weib und
kind, äcker, vihe und alle güter, mit aller notdurft
und narung dis leibs und lebens reichlich und teg-
lich versorgt, wider alle ferhgkeit beschirmbt und
vor allem ubel behüt und bewart und das alles aus
lauter götlicher güte und barmherzigkeit, on all mein
verdienst und wirdigkeit. Des alles ich ihm zu dan-
ken, zu loben und dafür zu dienen und ihm gehor-
sam zu sein schuldig bin. Das ist gewißlich war.
Darumb, meine liebe kindlein, merkts mit fleis
und wann man euch fraget:
Was ist die mainung des ersten stucks im glauben ?
so solt ihr also antworten:
Ich glaub, das mich [wie so eben, daher nicht ab-
gedruckt], Das ist gewißlich war.
Diser nachvolgender gemainer beschluß, sol zu
ende aller predig vom glauben gelesen werden:
Also habt ihr, meine liebe kindlein, den rechten
gemainen, ainfeltigen verstand dises ersten stucks
des heiligen christlichen glaubens. Den solt ihr mit
allem fleis merken, und Got dem Herrn von herzen
glauben und trauen. Und dieweil der glaub ein werk
Gottis ist, das er durch sein wort und Gaist in uns
würken mus also, das wir on geschickte prediger
zum glauben nicht mögen komen, so solt ihr Gottis
wort gern und fleißig hören, bis er euch dardurch
zum glauben bewegt. Und darnach solt ihr ihn auch
2 = ersprießen machen ( Schmeller 2,706. - Grimm
3,990).
ernstlich bitten, das er euch den rechten glauben
erhalten und mehren wöll. Dann wer da glaubt, der
wirt Gottis kind und erbet das ewig leben. Wan
wir aber Gottis kinder sein, so gibt er uns seinen
Heiligen Gaist. Der selbig geust dann die rechte gött-
liche lieb in unsere herzen, das wir Gott und unseren
nechsten von herzen lieben und also die gepot Got-
tis erfüllen. Das alles widerferet uns durch den glau-
ben. Darumb wer darin verharret bis ans ende, der
wirt selig. Das verleihe uns Gott allen! Amen.
Die ander predig.
Von der erlösung.
Nun habt ihr am nechsten gehört, das erst haubt-
stuck des glaubens von der erschöpfung, darin wir
Gott den Vater und alle seine woltat erlernet haben,
nemlich: das er uns erschaffen, leib, seel und ver-
nunft hat geben, darzu mit narung reichlich ver-
sorget und behüt und beschutzet uns vor allem ubel
und erhelt uns nach seinem göttlichen willen. Dar-
umb volget nun hernach das ander haubtstuck von
der erlösung, darin wir Gott den Son, das ist; Jesum
Christum unsern Herrn und seine woltat, lernen
erkennen. Das lautet also:
Und in Jesum Christum seinen einigen Son, un-
sern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen
Gaist, geporn aus Maria der junkfrauen, gelitten
hat unter Pontio Pilato, gecreuziget, gestorben
und begraben, ist nidergefarn zu helle, am dritten
tag wider auf erstanden von den toten, aufgefaren
gen himel, sitzt zur rechten hand Gottis, des al-
mechtigen Vaters, von dannen er kunftig ist, zu
richten die lebendigen und die toten.
Und in disem andern haubtstuck, meine liebe
kindlein, lernen wir die ander person in der Got-
heit, das ist Gottis Son, Jesum Christum unsern
Herrn, und alle seine güter und woltat erkennen,
auf das wir wissen, was wir uber die vorigen zeit-
lichen güter von Got haben, dardurch wir zum
ewigen leben kommen.
Ir solt aber mit allem fleis merken, meine liebe
kindlein, wie ubel es umb uns ist gestanden, dieweil
16 Sehling, Bd. XI, Franken
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geschickligkeit sein eigen leben mög erhalten oder
sein narung gewinnen, sonder er sol Gott dem
Vater darumb vertrauen. Der will uns erhalten und
erneren, so lang es sein götlicher will und unser nutz
ist. Dargegen sollen wir arbaiten und tun ein jed-
licher das, darzu er berufen ist; dann Gott will es
also haben, das wir nicht sollen müßig gehn, sonder
arbaiten und in lassen sorgen, wie er uns die narung
geben und ersprößen2 wöl.
Und das ist nun, meine liebe kindlein, der ein-
feltig und recht verstand des ersten stücks unsers
glaubens von der erschaffung, wann wir sprechen:
Ich glaub in Got, Vater almechtigen, schöpfer himels
und der erden, das ist: Ich glaub, das mich Gott er-
schaffen hat sampt allen creaturen, mir leib und seel,
augen, oren und alle glider, vernunft und alle sin
gegeben hat und noch erhelt, darzu klaider und
schuch, essen und trinken, haus und hof, weib und
kind, äcker, vihe und alle güter, mit aller notdurft
und narung dis leibs und lebens reichlich und teg-
lich versorgt, wider alle ferhgkeit beschirmbt und
vor allem ubel behüt und bewart und das alles aus
lauter götlicher güte und barmherzigkeit, on all mein
verdienst und wirdigkeit. Des alles ich ihm zu dan-
ken, zu loben und dafür zu dienen und ihm gehor-
sam zu sein schuldig bin. Das ist gewißlich war.
Darumb, meine liebe kindlein, merkts mit fleis
und wann man euch fraget:
Was ist die mainung des ersten stucks im glauben ?
so solt ihr also antworten:
Ich glaub, das mich [wie so eben, daher nicht ab-
gedruckt], Das ist gewißlich war.
Diser nachvolgender gemainer beschluß, sol zu
ende aller predig vom glauben gelesen werden:
Also habt ihr, meine liebe kindlein, den rechten
gemainen, ainfeltigen verstand dises ersten stucks
des heiligen christlichen glaubens. Den solt ihr mit
allem fleis merken, und Got dem Herrn von herzen
glauben und trauen. Und dieweil der glaub ein werk
Gottis ist, das er durch sein wort und Gaist in uns
würken mus also, das wir on geschickte prediger
zum glauben nicht mögen komen, so solt ihr Gottis
wort gern und fleißig hören, bis er euch dardurch
zum glauben bewegt. Und darnach solt ihr ihn auch
2 = ersprießen machen ( Schmeller 2,706. - Grimm
3,990).
ernstlich bitten, das er euch den rechten glauben
erhalten und mehren wöll. Dann wer da glaubt, der
wirt Gottis kind und erbet das ewig leben. Wan
wir aber Gottis kinder sein, so gibt er uns seinen
Heiligen Gaist. Der selbig geust dann die rechte gött-
liche lieb in unsere herzen, das wir Gott und unseren
nechsten von herzen lieben und also die gepot Got-
tis erfüllen. Das alles widerferet uns durch den glau-
ben. Darumb wer darin verharret bis ans ende, der
wirt selig. Das verleihe uns Gott allen! Amen.
Die ander predig.
Von der erlösung.
Nun habt ihr am nechsten gehört, das erst haubt-
stuck des glaubens von der erschöpfung, darin wir
Gott den Vater und alle seine woltat erlernet haben,
nemlich: das er uns erschaffen, leib, seel und ver-
nunft hat geben, darzu mit narung reichlich ver-
sorget und behüt und beschutzet uns vor allem ubel
und erhelt uns nach seinem göttlichen willen. Dar-
umb volget nun hernach das ander haubtstuck von
der erlösung, darin wir Gott den Son, das ist; Jesum
Christum unsern Herrn und seine woltat, lernen
erkennen. Das lautet also:
Und in Jesum Christum seinen einigen Son, un-
sern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen
Gaist, geporn aus Maria der junkfrauen, gelitten
hat unter Pontio Pilato, gecreuziget, gestorben
und begraben, ist nidergefarn zu helle, am dritten
tag wider auf erstanden von den toten, aufgefaren
gen himel, sitzt zur rechten hand Gottis, des al-
mechtigen Vaters, von dannen er kunftig ist, zu
richten die lebendigen und die toten.
Und in disem andern haubtstuck, meine liebe
kindlein, lernen wir die ander person in der Got-
heit, das ist Gottis Son, Jesum Christum unsern
Herrn, und alle seine güter und woltat erkennen,
auf das wir wissen, was wir uber die vorigen zeit-
lichen güter von Got haben, dardurch wir zum
ewigen leben kommen.
Ir solt aber mit allem fleis merken, meine liebe
kindlein, wie ubel es umb uns ist gestanden, dieweil
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