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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0263
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III 4 b Kinderpredigten 1533

menschen erlöset hat von allen sunden, vom tod und
gewalt des teufels mit seinem heiligen teuren blut
und mit seim unschuldigen leiden, auf das ich sein
aigen sei und in seinen reich unter ihm lebe und ihm
diene in ewiger gerechtigkeit, unschuld und seligkeit,
gleich wie er ist auferstanden vom tod, lebt und re-
girt in ewigkeit. Das ist gewis war.
Darumb meine liebe kindlein, merkts mit fleis,
und wann man euch fraget:
Wie verstestu das ander haubtstuck des glaubens ?
so solt ihr also antworten:
Ich glaub, das Jesus Christus [genau wie so eben,
daher nicht wieder abgedruckt]. Das ist gewis war.
Oder wann euch dise wort zu schwer sein, so
sprecht:
Ich glaub, daß Jesus Christus sei umb unser sund
willen dahin geben und umb unser gerechtigkeit wil-
len wider auferstanden.
Die dritt predig.
Von der heiligung.
Nun habt ihr am nechsten gehört, daß ander
haubtstuck des glaubens von der erlösung, darin wir
Gott den Son, Jesum Christum unser Herrn, und alle
seine woltat erlernet haben, nemlich: das er umb
unsern willen ist mensch worden und hat unser sund,
tod und hell auf sich genommen in seinem leiden
und sterben als ein warer mensch und hats auch uber-
wunden und abgetilget in seiner auferstehung als
ein warer Got. Darumb sitzt er zu der gerechten Got-
tis und ist unser Herr, und wir sind sein aigen.
Nun volget hernach das drit haubtstuck, von der
heiligung, darin wir Gott den Heiligen Gaist, und
seine woltat lernen erkennen. Das lautet also:
Ich glaub in den Heiligen Gaist, ein heilige,
christliche kirchen, gemainschaft der heiligen,
vergebung der sunden, auferstehung des flaischs,
und ein ewigs leben. A[men].
Und in disem dritten haubtstuck, meine liebe
kindlein, lernen wir die dritten person in der Gott-
hait, das ist den Heiligen Gaist und alle seine güter
und woltat erkennen, auf das wir wissen, was wir
nach der erlösung, von Got empfangen, dardurch

wir zum ewigen leben, das Christus erworben hat,
tuglich wern.
Dann wiewol uns Christus unser lieber Her, von
der sünd tod und hell erlöset und mit Got wider
versönet hat, so wusten wir doch nichts darumb,
hetten auch kein trost noch frid in unserem gewissen
darvon, wann man uns nichts darvon prediget, son-
der bliben also für und für mit bösem gewissen in
der forcht des tods und allerlei bösen begirden, wie
sie uns angeporn sein. Darumb weren wir auch nicht
tuglich zum reich Gottis und zum ewigen leben, wann
wir also bliben, wie wir geporn sein. Dann sollen wir
Gottis reich, das uns Christus erworben hat, ererben
und einnemen, so müssen wir neu geporn und heilig
werden, wie Gottis kindern zugehört. Dasselbig aber
mus der Heilig Gaist in uns würken und volpringen.
Dann darumb wirt er der Heilig Gaist genennet,
das er alles heilig macht, was heilig ist oder heilig
wirt. Und wann der Heilig Gaist nicht in einem men-
schen ist, so kan und mag er nicht heilig sein, er tu
gleich, was er wölle. Darumb nennet ihn auch der
heilig Paulus (Rom. 1 [4]) ein Gaist der da heiliget
oder heilig machet.
So merket nun mit allem fleis, meine liebe kind-
lein, das wir alle durch den Heiligen Gaist müssen
geheiligt werden und konnen kein heiligkeit durch
unsere aigne kreft und werk erlangen, sonder wir
müssen Got, dem Heiligen Gaist, darumb glauben
und trauen, das er uns heilig machen werd, wann
und wie er wölle, allein, das wir gehorsam und ge-
volgig seien und ihm nicht widerstreben. Darumb
sprechen wir: Ich glaub in den Heiligen Gaist.
Es ist aber not, meine liebe kindlein, das wir auch
ein wenig darvon wissen, wie es zugehe, wann uns
der Heilig Gaist wil heilig machen, auf das wir uns
dester baß darzu schicken und im stat geben, das er
sein werk in uns mög ausrichten. Darum vernembt es
mit fleiß und merkets eben! Dann es gehet also zu.
Da unser lieber Herr Jesus Christus durch sein
leiden, sterben und auferstehung uns erlöset und
umb Got erworben hat, das er uns unser sund ver-
geben und uns wider für seine liebe kinder annemen
wil, da hat er bald darnach am heiligen Pfingstag
den Heiligen Gaist vom himel herab geschickt auf
alle seine apostel in der gestalt der feurin zungen.
Der hat in verstand und weisheit geben, darzu auch

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