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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0266
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

zum ewigen leben. Und solt nicht zweifeln, er wirds
alles tun und ausrichten, wie er angefangen hat,
wann wir nur gehorsam sein und im glauben ver-
harren bis ans end; dann wer verharret bis ans end,
der wird selig.
Und das ist die mainung und der recht, einfeltig
verstand dises dritten haubtstucks von der heili-
gung. das ich glaub, das ich nicht aus aigner vernunft
noch kraft an Jesum Christ.um meinen Herren glau-
ben oder zu ihm konnnen kan, sonder der Heilig
Gaist hat mich durchs evangelion berufen, mit sei-
nen gaben erleuchtet, in rechtem glauben geheiligt
und erhalten, gleich wie er die ganz christenheit auf
erden beruft, samelt, erleucht, heiligt und bei Christo
erhelt in rechtem einigen glauben, in welcher chri-
stenheit er mir und allen glaubigen teglich alle sund
reichlich vergibt und am jüngsten tag mich und alle
toten auferwecken wird und mir sambt allen glau-
bigen in Christo ein ewigs leben geben. Das ist ge-
wißlich war.
Darumb meine liebe kindlein, merkts mit fleis,
und wann man euch fraget:
Wie verstestu das dritt haubtstuck des glaubens ?
So solt ihr also antworten:
Ich glaub, das ich [genau wie so eben, daher nicht
wieder abgedruckt], Das ist gewißlich war.
Vom gepet.
Gemainer anfang zu allen predigen, so lang
man vom Vater unser predigt.
Meine liebe kindlein! Es spricht unser lieber Herr
Christus im evangelio (Mar. 11 [24]): Alles, was ihr
bittet im gepet, so ihr glaubet, so werd ihrs emp-
fangen. Und (Joh. 13 [14, 14]): Was ihr bittet den
Vater in meinem namen, das wil ich tun.
Nun habt ir bisher fein gehört in den zehen ge-
poten, was wir sollen tun, und das darbei, das wirs
nicht tun können, es geb uns dann Gott seinen
Hailigen Gaist, der es in uns würk. Ihr habt auch
gehört, das uns Gott den Heiligen Gaist nicht gibt,
wir glauben dann, und habt fein gelernet, was wir
sollen glauben, und das darbei, das wirs nicht glau-
1 = Frische, Unverzagtheit, Munterkeit (Schmeller
1,807).

ben können, es tue uns dann Gott unsere herzen auf
und gebe uns den glauben. Dann der glaub ist ein
werk Gottis in uns.
Darumb ist auch hoch von nöten, dieweil wir wis-
sen, was wir tun und glauben sollen, das wir nun
Gott den Herrn mit allem fleis darumb bitten; dann
er spricht (Mat. 7 [7]: Bittet, so wirt euch geben!
Klopft an, so wird euch aufgeton! Wann wir aber
bitten wöllen, so müssen wir in seinen namen bit-
ten, sollen wir anderst erhört werden; dann er hat
uns zugesagt, was wir in seinem namen bitten, das
wöll er tun. Und was wir nicht in seinem namen
bitten, das wirt er wol lassen. Das haist aber in sei-
nem namen bitten, wann wir nach seinem willen bit-
ten, das ist: wann wir bitten das, das er uns hat
haißen bitten, also das wir vor Gott möchten also
sprechen: Lieber Gott, ich bitt dich umb das oder
das und tu es nicht von mir selbs, sonder dein lieber
Son Jesus Christus unser Herr, der hat michs gehai-
ßen und ich tue es aus seinem befelh und in seinem
namen. Darumb, erhörestu mich, so erhörstu auch
deinen lieben Son Jesum Christum, unsern Herrn.
Erhörestu mich aber nicht, so erhörest auch Chri-
stum, nicht, der mich her geschickt und solchs hat
haißen bitten.
Von einem solchen gepet spricht Joannes in sei-
ner epistel [1. Joh. 5, 14f.]: Das ist die fraidigkeit1,
die wir haben zu ihm, das, so wir etwas bitten nach
seinem willen, so höret er uns, und so wir wissen,
das er uns höret, so wissen wir, das wir die bitt haben,
die wir von ihm gepeten haben.
Darzu sollen wir auch glauben, das unser gepet
erhöret werd; dann wer nicht glaubt, der erlangt
nichts. Darumb spricht er: So ihr glaubet, so wert
ihrs empfangen.
Auf das wir nun möchten glauben, das unser ge-
pet erhört werde, so hat er uns zugesagt, er wöls
tun, was wir in seinem namen bitten. Und auf das
wir auch wüsten, das wir nach seinem willen bitten,
so hat er uns selbs gelert, wie wir peten sollen.
Wir sein auch schuldig zu peten, wie ihr, meine
liebe kindlein, im andern gepot habt gehört. Dar-
umb lernet mit fleis das heilig gepet, das uns Chri-
stus unser lieber Herr selbs gelert hat, und sprecht

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