III 4 b Kinderpredigten 1533
das schwert nicht umbsonst. Sie ist Gottis dienerin,
ein racherin zur straf uber den, der böses tut. So seit
nun aus not untertan, nicht allein umb der straf wil-
len, sonder auch umb des gewissens willen!
Aus disen worten kont ihr nun wol verstehn, meine
liebe kindlein, das Got der Herr wil ein feines, frid-
lichs und guts regiment auf erden haben, und hat
die gepot darzu geben: Du solt vater und muter
ehren! Du solt nicht töten! Du solt nicht eheprechen!
Du solt. nicht stelen! Du solt nicht falsch zeugnus
geben! Du solt dich nicht lassen gelusten!
Er hat auch der obrigkeit bevolhen, das sie die
strafen sollen, die solche gepot nicht halten, und
wann sie es tun, so tun sie im ein dienst daran, wie-
wol er selbs auch straft. Darumb, wer ungehorsam
ist, muß nicht allein die straf vor der welt förchten,
sonder auch vor Gott ein bös gewissen haben.
Und das weltlich regiment oder den zeitlichen frid
hat Gott darumb verordent, das man dester leicht-
licher die warheit des heiligen evangelions mög er-
lernen und erkennen und also selig werden; dann
wa kein frid noch rue ist, da kan man auch Gottis
wort nicht predigen mit nutz und pesserung.
Darumb spricht der heilig Paulus [1. Tim. 2, 1]:
Man sol vor allen dingen bitt, gepet, fürbit und dank-
sagung tun für allen menschen, für die könig und
alle obrigkeit, auf das wir ein geruhigs und stilles
leben mögen füren in aller gotseligkeit und erbar-
kait; dann solches ist gut, darzu auch angenem vor
Gott unserm Heiland, welcher wil, das allen men-
schen geholfen werd und zur erkantnus der warheit
kommen.
Dieweil wir dann disen willen Gottis aus seinen
heiligen gepoten wissen, so sollen wir allen fleis an-
keren, das wirs tun, und Gott mit fleis und ernst
darumb bitten, das er uns die gnade und hilf geb,
das wirs zu tun vermögen. Darumb hat uns Chri-
stus unser lieber Herr also leren beten: Dein will
geschehe als im himel auch auf erden!
Sein will aber, der hie auf erden im irdischen regi-
ment geschehen sol, der ist uns fein angezeigt in den
siben letsten gepoten, die ihr vor gehört habt. Dar-
umb, meine liebe kindlein, solt ir dieselben gepot mit
irer auslegung fleißig bedenken, wann ihr dise wort
petet: Dein wil geschech als im himel auch auf
erden; dann es ist eben so vil gesagt, als sprechen
wir: Lieber Vater im himel, gib uns dein götlich
gnad und hilf, das wir vater und muter und aller
obrigkeit gehorsam seien und sie von herzen ehren!
Gib uns, das wir niemand feind werden, mit nie-
mand zürnen, niemand schmehen, niemand schla-
gen, niemand töten, sonder jederman guts gonnen
von herzen und erzeigen in worten und werken! Gib
uns, das wir züchtig und keusch leben, niemand er-
gern oder zur unzucht. raizen, sonder jederman sein
zucht und ehr helfen bewarn! Gib uns, das wir nie-
mand sein gut weder mit listen noch lügen, weder
mit stelen noch rauben entfrembden, sonder jeder-
man das sein helfen bewarn, pessern und meren
und von dem unsern gern almusen geben! Gib uns,
das wir niemand mit. lügen und falscher zeugnus be-
schweren, sonder zu allen dingen das beste reden!
Erlöse uns von aller böse begird, das wir niemand
nach seinem stand oder nach seinem gut trachten!
Dann das alles ist dein guter götlicher will, den wir
hie auf erden fleißig tun sollen.
Und sonderlich, solt ir das mit allem fleis wol be-
denken, das wir sprechen: Dein will geschech als im
himel! Dann die lieben engel im kimel, die tun den
willen Gottis im himel aufs allerfleißigst mit großer
lieb und gehorsam und kompt ir keinem nimmermer
in sinn, das er etwas anders tun solt dann, was der
wille Gottis ist. Also solten wir auch hie auf erden
tun. Wir sein aber vil zu bös und zu schwach dar-
zu; dann etwa tun wirs gar nicht, etwa tun wirs un-
fleißig und ungern. Das ist dann alles ein großer ge-
prech und sund und kan niemand hie auf erden so
from werden, er bedarf wol, das er noch frommer
werde. Darumb sollen wir Got immerdar bitten, das
er uns die gnad geb, das wir seinen willen tun, bis
das wir so from, gehorsam und freiwillig werden, als
die engel im himel sein.
Weiter solt ir das auch aufs aller fleißigst merken,
meine liebe kindlein, das wir nicht allein bitten für
uns, sonder auch für ander leut, wann wir sprechen-
Dein wil geschech! Dann wir bitten, das ander leut
auch Gottis willen tun sollen als wol als wir, und
wann ein mensch etwas wider den willen Gottis tun
wil, so bitten wir, das im sein wil nicht. für sich gehe,
sonder das allein der will Gottis geschehe. Daraus
volget dan, das wir auch wider den Satan und wider
die bösen welt pitten, das ir will auch nicht für sich
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das schwert nicht umbsonst. Sie ist Gottis dienerin,
ein racherin zur straf uber den, der böses tut. So seit
nun aus not untertan, nicht allein umb der straf wil-
len, sonder auch umb des gewissens willen!
Aus disen worten kont ihr nun wol verstehn, meine
liebe kindlein, das Got der Herr wil ein feines, frid-
lichs und guts regiment auf erden haben, und hat
die gepot darzu geben: Du solt vater und muter
ehren! Du solt nicht töten! Du solt nicht eheprechen!
Du solt. nicht stelen! Du solt nicht falsch zeugnus
geben! Du solt dich nicht lassen gelusten!
Er hat auch der obrigkeit bevolhen, das sie die
strafen sollen, die solche gepot nicht halten, und
wann sie es tun, so tun sie im ein dienst daran, wie-
wol er selbs auch straft. Darumb, wer ungehorsam
ist, muß nicht allein die straf vor der welt förchten,
sonder auch vor Gott ein bös gewissen haben.
Und das weltlich regiment oder den zeitlichen frid
hat Gott darumb verordent, das man dester leicht-
licher die warheit des heiligen evangelions mög er-
lernen und erkennen und also selig werden; dann
wa kein frid noch rue ist, da kan man auch Gottis
wort nicht predigen mit nutz und pesserung.
Darumb spricht der heilig Paulus [1. Tim. 2, 1]:
Man sol vor allen dingen bitt, gepet, fürbit und dank-
sagung tun für allen menschen, für die könig und
alle obrigkeit, auf das wir ein geruhigs und stilles
leben mögen füren in aller gotseligkeit und erbar-
kait; dann solches ist gut, darzu auch angenem vor
Gott unserm Heiland, welcher wil, das allen men-
schen geholfen werd und zur erkantnus der warheit
kommen.
Dieweil wir dann disen willen Gottis aus seinen
heiligen gepoten wissen, so sollen wir allen fleis an-
keren, das wirs tun, und Gott mit fleis und ernst
darumb bitten, das er uns die gnade und hilf geb,
das wirs zu tun vermögen. Darumb hat uns Chri-
stus unser lieber Herr also leren beten: Dein will
geschehe als im himel auch auf erden!
Sein will aber, der hie auf erden im irdischen regi-
ment geschehen sol, der ist uns fein angezeigt in den
siben letsten gepoten, die ihr vor gehört habt. Dar-
umb, meine liebe kindlein, solt ir dieselben gepot mit
irer auslegung fleißig bedenken, wann ihr dise wort
petet: Dein wil geschech als im himel auch auf
erden; dann es ist eben so vil gesagt, als sprechen
wir: Lieber Vater im himel, gib uns dein götlich
gnad und hilf, das wir vater und muter und aller
obrigkeit gehorsam seien und sie von herzen ehren!
Gib uns, das wir niemand feind werden, mit nie-
mand zürnen, niemand schmehen, niemand schla-
gen, niemand töten, sonder jederman guts gonnen
von herzen und erzeigen in worten und werken! Gib
uns, das wir züchtig und keusch leben, niemand er-
gern oder zur unzucht. raizen, sonder jederman sein
zucht und ehr helfen bewarn! Gib uns, das wir nie-
mand sein gut weder mit listen noch lügen, weder
mit stelen noch rauben entfrembden, sonder jeder-
man das sein helfen bewarn, pessern und meren
und von dem unsern gern almusen geben! Gib uns,
das wir niemand mit. lügen und falscher zeugnus be-
schweren, sonder zu allen dingen das beste reden!
Erlöse uns von aller böse begird, das wir niemand
nach seinem stand oder nach seinem gut trachten!
Dann das alles ist dein guter götlicher will, den wir
hie auf erden fleißig tun sollen.
Und sonderlich, solt ir das mit allem fleis wol be-
denken, das wir sprechen: Dein will geschech als im
himel! Dann die lieben engel im kimel, die tun den
willen Gottis im himel aufs allerfleißigst mit großer
lieb und gehorsam und kompt ir keinem nimmermer
in sinn, das er etwas anders tun solt dann, was der
wille Gottis ist. Also solten wir auch hie auf erden
tun. Wir sein aber vil zu bös und zu schwach dar-
zu; dann etwa tun wirs gar nicht, etwa tun wirs un-
fleißig und ungern. Das ist dann alles ein großer ge-
prech und sund und kan niemand hie auf erden so
from werden, er bedarf wol, das er noch frommer
werde. Darumb sollen wir Got immerdar bitten, das
er uns die gnad geb, das wir seinen willen tun, bis
das wir so from, gehorsam und freiwillig werden, als
die engel im himel sein.
Weiter solt ir das auch aufs aller fleißigst merken,
meine liebe kindlein, das wir nicht allein bitten für
uns, sonder auch für ander leut, wann wir sprechen-
Dein wil geschech! Dann wir bitten, das ander leut
auch Gottis willen tun sollen als wol als wir, und
wann ein mensch etwas wider den willen Gottis tun
wil, so bitten wir, das im sein wil nicht. für sich gehe,
sonder das allein der will Gottis geschehe. Daraus
volget dan, das wir auch wider den Satan und wider
die bösen welt pitten, das ir will auch nicht für sich
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