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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0285
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III 4b Kinderpredigten 1533

ja allen fleiß ankeren, das wir in das reich Gottis
kommen; dann der Herr spricht (Mat. 6 [33]): Suchet
zum ersten das reich Gottis! Und er haist uns auch
darumb bitten und sprechen: Zukom dein reich!
Darumb ist uns hoch von nöten, das wir der neuen
gepurt fleißig warnemen; dann on dieselben können
wir nicht in Gottis reich kommen.
Ir solt aber nicht gedenken, meine liebe kindlein,
wann wir von der neuen gepurt reden, das wir es
also mainen, das ein mensch widerumb in seiner
mutter leib sol kriechen und also noch einmal geporn
werden, wie er vor geporn ist; dann das were ner-
risch zu gedenken. Sonder wir mainen ein gaistliche
gepurt, das ist: ein inwenige verenderung und ver-
neuerung des gemüts durch den Heiligen Gaist, also
das ein mensch ein ganz neuen, guten, christlichen
sin gewinne, den er vor von natur nicht gehabt hat,
und solche neue gepurt mus geschehen durch das
wasser der taufe, welche der heilig Paulus nennet
ein pad der widergepurt, darumb das uns in der
taufe die sund vergeben und der Heilig Gaist als
den lieben kindern Gottis eingegossen wird, auf das
wir also in der tauf durch die würkung des Heiligen
Gaists widergeporn werden und ein neu wesen und
leben uberkommen, dardurch wir, wann wir anders
darin bestehn und bleiben, in das reich Gottis kom-
men und ewiglich selig werden.
Darumb, meine liebe kindlein, solt ihr mit allem
fleiß warnemen euer tauf und fleißig lernen, was ihr
für große gabe und woltat von dem Herrn Christo
in der tauf habt empfangen, auf das ihr ihm dar-
umb danket, euch selbs in aller not damit tröstet
und fleiß ankeret, das ihr im nachkommet und tut
alles, was ihr in der tauf bewilligt und zugesagt habt.
Auf das ihr aber das dester paß kont tun, so hört
und lernet mit fleiß die wort des Herrn Christi, mit
den er die tauf bevolhen und eingesetzt hat, und
sprecht mir die selbigen fein gemach und haimlich
nach, das ihrs merken und dahaim auch fein nach-
sagen könt.
Das seint die wort des Herrn zu seinen jungern:
Geht hin und leret alle volker und tauft sie im
namen des Vaters und des Sons und des Heiligen

a-a: Fehlt 1591.

Gaists. Wer da glaubt und getauft wirt, der wirt
selig werden. Wer aber nicht glaubt, wirt verdampt
werden.
Mit disen worten hat unser lieber Herr Christus
die taufe bevolhen und eingesetzt, dardurch wir sol-
len zum reich Gottis neu geporn werden.
Ihr solt aber allen fleis ankeren, das ihr dise wort
nicht allein sprechen könt, sonder auch das irs fein
versteht, wie sie Christus der Herr gemaint hat und,
wann man euch darumb fraget, das ihr kont ant-
wort geben und zu seiner zeit euere kindlein auch
leren, wie man euch jetzo leret. Dann es ist ein große
schand vor Got und der welt, wann sich jemand
rümet, er sei ein christ, darumb, das er getauft ist,
und waist noch nicht, was die taufe ist oder bedeu-
tet, so doch all unser glaub und leben sich nach der
tauf richten sol.
Wolan, meine liebe kindlein, auf das ihr ja die
tauf recht und wol verstehn lernet, so solt ihr zum
ersten fleißig merken, das uns unser lieber Herr
Jesus Christus neben der predig des evangelions drei
besondere und unterschiedliche sacrament oder
heilige pundszeichen hat. eingesetzt und verordnet,
durch welche er mit uns in seinem namen lest han-
deln, auf das wir mögen festiglich glauben und ge-
wis sein, das wir die seien, den das evangelion ver-
maint und geschickt ist, und das wir das alles ge-
wißlich haben, darvon das evangelion sagt. Das erst
ist die taufe, dardurch wir zum neuen himelischen
leben neu geporn und in die christenheit angenom-
men werden. Das ander aist der gewalt der schlüs-
sel, dardurch wir von sunden, darein wir nach der
taufe fallen, wider entpunden werden. Das dritta ist
das heilig abendmal des Herren, dardurch wir teg-
lich gespeist, getröst und im evangelio gesterkt wer-
den, auf das wir im neuen leben aufwachsen und zu-
nemen, bis wir ein volkommen man werden, der da
sei in der maße des volkommen alters Christi (Eph.
4 [13]).
Dann das solt ihr, meine liebe kindlein, wissen,
das es gar nicht taug, wann einer das evangelion
gehört und glaubt hat, das er wolt dahin gehn und
sich lassen bedunken, er were ein christ und hette

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