Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0288
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

er aber in der tauf zu gleichem tod mit Christo be-
graben ist und hat das zusagen, das ihm kainerlei
leiden sol schaden, als wenig es Christo geschadet
hat, sonder sol ihm nutz, gut und dienstlich sein zur
ausreutung der sunde und zum eingang in die ewi-
gen herlichait, so wirt er gedultig und frölich im
leiden, ja er rümbt sich auch des leidens. Das ist
dann abermals ein große verenderung und ver-
neuerung des inwendigen menschen.
Une wann er also in disem glauben verharrt bis
ans end, so wirt ihn Gott vom tod wider aufwecken
und unsterblich machen, das er mit Christo ewig-
lich lebe, und alsdann so ist der mensch ganz und
gar neu worden an seel und leib. Darumb nennet
der Herr Christus im evangelio die auferstehung von
tode auch ein neue gepurt. Das alles würkt die taufe
an uns, wann wir nur glauben. Darumb hat Chri-
stus gesprochen: Wer glaubt und tauft wird, der
wird selig werden. Wer aber nicht glaubt, der wird
verdampt werden.
Darumb, meine liebe kindlein, merkt mit vleiß
die frücht der taufe! Dann sie würkt vergebung der
sunden, erlöst vom tod und Teufel und gibt die
ewige seligkait allen, die es glauben, wie die wort
und verhaißung Gottis lauten.
Wann aber jemand wolt sprechen: Wie kan das
wasser solche große ding thun ? so ist das die ant-
wort: Das wasser tuts freilich nicht, sonder das
wort Gottis, so mit und bei dem wasser ist, und der
glaube, der solchem wort Gottis trauet; dann on
Gottis wort ist das wasser schlecht wasser und kain
taufe. Aber mit dem wort Gottis ist es ein tauf, das
ist: ein gnaden reich wasser des lebens und ein pad
der neuen gepurt im Heiligen Gaist, wie Sanct Pau-
lus sagt zum Tito am dritten Capitel [5 ff]: Gott
macht uns selig durch das pad der widergepurt und
erneuerung des Hailigen Gaists, welchen er ausgos-
sen hat uber uns reichlich durch Jesum Christ unsern
Hailand, auf das wir durch desselbigen gnad gerecht-
fertigt erben seien des ewigen lebens nach der hoff-
nung. Das ist gewißlich war.
Ir solt euch auch fleißen, meine liebe kindlein, das
ihr also lebet, wie ir in der taufe habt zugesagt und
wie die taufe bedeutet. Dann die taufe bedeut, das
der alt Adam in uns durch tegliche reu und buß sol
erseuft werden und sterben mit allen sunden und

bösen lüsten und widerumb teglich herauskommen
und auferstehn ein neuer mensch, der in gerechtig-
kait und rainigkeit vor Got ewiglich lebe, wie der
heilige Paulus zun Römern am sechsten [4] anzeigt
und spricht:Wir sein mit Christo durch die taufe be-
graben in tod, auf das, gleich wie Christus ist von
toten auferweckt durch die herrlichait des Vaters,
also sollen auch wir in einem neuen leben wandeln.
Und das ist die mainung und der recht ainfeltig
verstand der heiligen taufe, nemlich: das wir uns
für sunder erkennen, vergebung der sund bitten, in
allerlei leiden und in den tod bewilligen, auf das wir
der sund ledig werden. Darumb sollen wir der sund
feind sein und darwider fechten. Gott aber vergibt
uns die sund, gibt uns den Heiligen Gaist, schenkt
uns die gerechtigkait Christi und legt uns das leiden
Christi auf zu einer abtötung des alten, sundigen
Adams. Das sollen wir festiglich glauben und gedul-
tiglich leiden. So werden wir selig.
Darumb, meine liebe kindlein, merkts mit fleis
und wann man euch fraget:
Was ist die taufe ?
so solt ihr also antworten:
Die taufe ist nicht allein schlecht wasser, sonder
sie ist das wasser in Gottes gepot gefasset und mit
Gottis wort verpunden. Und das sein die wort Got-
tis: Da unser Herr Christus spricht, Matthei am
letzten [19 f.]: Geht hin in alle welt, leret alle hai-
den und taufet sie im namen des Vaters und des Sons
und des Heiligen Geists!
Zum andern, wann man fragt:
Was gibt oder nützt die taufe ?
so solt ihr antworten:
Sie würkt vergebung der sunden, erlöset vom tod
und Teufel und gibt die ewige seligkait allen, die es
glauben, wie die wort und verhaißung Gottis lau-
ten, und lauten nemlich also: Do unser Herr Chri-
stus spricht, Marci am letzten [16, 16] :Wer da glaubt
und getauft wird, der wird selig. Wer aber nicht
glaubt, der wird verdampt.
Zum dritten so gefragt wird:
Wie kan wasser solche große ding thun ?
antwort:
Wasser tuts freilich nicht, sonder das wort Got-
tis, so mit und bei dem wasser ist, und der glaube,
so solchem wort trauet; dann on Gottis wort ist das

270
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften