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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0294
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

aUnd ob wir durch sund und unglauben wider
von Christo abfielen oder durch offenliche laster von
der christlichen gemain abgesondert und aus-
geschlossen wurden, so habt ir auch fein gehört, wie
man durch den brauch der schlüssel oder durch die
absolution wider angenommen und eingeleibt wird;
dann sollen wir from sein und selig werden, so müssen
wir je in den Herrn Christum eingepflanzt sein und
in ihm bleibena.
Darumb volget nun auch billich die leer, darin
wir lernen, wann wir in Christo sein, wie wir uns
sollen halten, das wir in ihm bleiben und zunemen,
und das ist die einsatzung und der geprauch des
heiligen abendmals unsers Herrn Jesu Christi. Dann
durch die tauf werden wir neu geporn, durch die
buß und schlüssel oder entpindung werden wir wider
aufgericht, wann wir nach der tauf widerumb in
sund sein gefallen, und durch das heilig abendmal
werden wir erhalten und gesterkt, wann wir stehn
und wider die sunde und des Teufels reich fechten.
Darumb, meine liebe kindlein, dieweil ir durch die
tauf in Christum seid eingepflanzt, auf das ir in ihm
möcht bestendig bleiben, so lernet jetzo mit allem
fleiß die wort, damit der Herr Christus sein heiligs
abendmal hat eingesetzt, und sprecht mir die sel-
bigen fein gemach und haimlich nach, das irs mer-
ken und dahaim auch fein nachsagen könnt. Dann
die wort lauten also:
Der Herr Jesus in der nacht, do er verraten
ward, nam er das brot, danket und prachs und
gabs seinen jungern und sprach: Nembt hin und
esset! Das ist mein leib, der für euch gegeben
wirt. Solchs tut zu meinem gedechtnus!
Desselben gleichen nam er auch den kelch nach
dem abendmal und danket und gab ihn den und
sprach: Trinkt alle daraus! Das ist mein blut des
neuen testamentis, welchs für euch und für vil
vergossen wirt zur vergebung der sunden. Solchs
tut, so oft irs trinkt, zu meinem gedechtnus!
Ir solt aber auch allen fleis ankeren, meine liebe
kindlein, das ihr dise wort des Herrn nicht allain
sprechen könt, sonder auch das irs fein versteht,

a—a: Fehlt 1591.

wie sie der Herr Christus gemaint hat, und, wann
man euch darumb fraget, das ihr kont antwort ge-
ben und zu seiner zeit euere kindlein auch leren, wie
man jetzo euch leret. Dann es ist ein große schand
vor Gott und der welt, wann sich ein mensch für
ein christen dargibt und braucht alle christliche
sacrament und waißt doch nicht, was sie sein oder
warzu sie aufgesetzt sein; dann der heilig Paulus
spricht (1. Co. 11 [29]): Wer unwirdiglich isset und
trinket, der ißt und trinkt ihm das gericht.
Wolan, meine liebe kindlein, auf das ihr die wort
des abendmals ja recht und wol verstehn lernet und
es nicht unwirdiglich zum gericht empfahet, so merkt
mit fleis, das der recht verstand und brauch des
abendmals des Herrn in zwaien stucken steht, nem-
lich: das wir tun, was er uns haißt, und darnach
glauben, was er uns sagt. Das solt ihr fein ordenlich
hören und mit fleis merken.
Dann zum ersten nimbt der Herr Jesus das brot
in die hand, dankt und prichts und gibts seinen jun-
gern und spricht: Nembt hin und esset! Desgleichen
auch den kelch und spricht: Trinkt alle daraus etc.!
Darumb sollen wir disen worten gehorsam sein und
tun, was uns der Herr Christus haißt und befilhet.
Dann wiewol uns Christus der Herr kain zeit stimbt,
wann wir zu seinem heiligen abendmal sollen gehn,
auch kain zal setzt, wie oft wir das im jar tun sol-
len, so ist es doch sein heiliger göttlicher will, das
wirs etlich mal tun sollen. Es ist auch unser nutz,
das wirs tun; dann sonst het ers uns gewißlich nicht
gehaißen; dann er waißt baß, was wir für trost und
hilf bedörfen, dann wir selbs. Darumb, wöllen wir
recht seine jungern sein, so sollen wir tun, wie er
seinen jungern befilhet, das ist: wir sollen hinzu-
gehn und essen und trinken und nicht on redliche
ursach alzulang darvon bleiben.
Zum andern spricht er vom brot: Das ist mein
leib, und vom kelch: Das ist mein blut. Darumb sol-
len wir glauben, das es warlich sein leib und sein
blut sei. Dann Gott ist almechtig, wie ihr im glau-
ben gelernet habt. Darumb kan er alles tun, was er
wil, und er ruft oder nennet ein ding, das nicht ist,
auf das es sei, wie Paulus sagt (Rom. 3 [4, 17]), das
ist: Wann er ein ding nennet, das vor nicht war, so

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