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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0335
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IV 3. Kirchenvisitation im Markgraftum Brandenburg
unter dem Gebirg 1536.

a) Gewaltbrief für die Visitation.
Von Gottes gnaden wir Georg, marggrave zu Bran-
denburg, zu Stettin, Pommern, der Cassuben und
Wenden, auch in Schlesien zu Jegerndorf und etc.
herzog, herr der furstentumb Oppeln, Rattibarn,
Burggrave zu Nurmberg und furst zu Ruegen, fur
uns selbst und anstatt des hochgebornen fursten,
unsers freuntlichen lieben jungen vettern und pfleg-
sons marggraf Albrecht etc.
embieten allen und jeden unsern verwandten und
untertanen, in was stand, wirden und wesen die
seien, unsern gunstlichen grues, gnad und alles guets
zuvor und fügen euch zu wissen: Wiewol wir hie-
vor aus notwendigen, erhaischenden ursachen zu ab-
schneidung und kunftiger verhuetung allerlei mis-
breuche und beschwerung, so sich in sachen, die refl-
gion betreffend und was derselben anhangen mag,
gehalten und zum teil wiederumb von neuem ein-
brechen wöllen, bewegt worden sind, auf unsere ne-
ben etzlichen churfursten und anderen unsern mit-
verwanten stenden getone und auf Gottes wort ge-
grundte confession ein kirchenordnung verfassen und
ausgeen zu lassen, damit beede durch einhelligkait
der leere und ceremonien allerlei irtumb und verfue-
rung gemeins volks und ander unrat im land verhue-
tet wurde, mit gnediger vermanung, auch ernstlichem
bevelich, das man darob und, was nach ausweisung
derselben zu Gottes lobe, eher und preis durch un-
sern ainichen erlöser und hailand Hiesum Christum,
auch christlichem, erbarn wesen und wandel und
demnach unser aller wolfart furderlich sei, mit emb-
sigem und geburlichem vleis halten wollt,
das uns doch in erfarung furkommen ist und an-
gelangt hat, wie sich dem zuwider zum tail aus ver-
achtung und frevel und dann auch etwo aus hin-
lessigkeit und andern unzimblichen handlungen
allerlei beschwerung und unrichtigkait zutragen, da-
Druckvorlage: Original, Pergamenturkunde mit
anhängendem Siegel (NStA ARA 2a Pr. 1). - Druck:
Schornbaum, Kirchenvisitation 1536, 10ff.
1 = zulassen, gestatten (Schmeller 1, 1131).

durch, wo man solichem in die lenge verhengen 1 und
nit geburlich einsehen tet, Gottes zorn zuvorderst
verursacht wurde und demnach umb unser sunde
und ubertrettung willen, so kein reue und besse-
rung ervolgen sollt, allerlei unfall und jamer zu be-
sorgen stunde. So aber nun Gott, unser gnediger und
himblischer, barmherziger lieber Vater, unser aller
verderbens nit begert, sondern vil mer will, das wir
bekeret werden und leben, und, so es beede umb
haubt und glider, das ist umb obrigkeit und under-
tane, recht und wolferig zusteen sölle, zum höchsten
von nöten sein will, das Got vor allen dingen vor
augen gehalten, gesuecht und geeret und seinem wil-
len und bevelich nachgetrachtet werde, wie dann
sein göttliche verhaißung lautet, wo sein reich zu-
vörderst gesuecht werde, das uns alles andere, so
wir bedurfen, zufallen söll [Matth.6,33], haben wir
fur notwendig geachtet, durch ein visitation den
ereugenden gebrechen, mengeln und beschwerun-
gen, in was stucken die allenthalben befunden wer-
den möchten, so vil an uns und mit Gottes gnedigen
willen und beistand gescheen mag, zu helfen und
helfen zu lassen, und demnach verordnet die wir-
digen, hochgelärten, unsere rete und liebe getreue
Hannsen von Neunstetten, oberstattvogt2, doctor
Valentin Kifer3, herrn Andreen Allthaimer4, pfarr-
her, herr Jokann Rurer5 und herr Martin Menin-
ger6, beede prediger des stifts und unsers hofs zu
Onoltzbach, sambtlich und sönderlich und inen ge-
walt und bevelich geben,
in unsern ambten unsers furstentumbs hienieden
unterhalb des gebirgs vermöge unser inen mitge-
geben instruction und unterricht visitation furzu-
nemen und aller sachen gelegenhait vleißig zu er-
faren, auch, was sie unser getanen christenlichen
confession, auch darauf ausgangen kirchenordnung
in leeren, predigen, ceremonien und anderm wider-
wertig befinden, dasselb abzustellen und zu endern,
2 Siehe S. 289 Anm. 12! 3 Siehe S. 289 Anm. 13!
4 Siehe S. 71 Anm. 80! 5 Siehe S. 64 Anm. 10!
6 Monninger. - Siehe S. 289 Anm. 14!

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