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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0347
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IV 4 Auctuarium 1548

schuldigt, welches dann neben den merern feirtagen
und anderm von obrigkeit wegen angekundet und
geboten werden soll.
Daneben werden die herrn theologi aus heiliger
gottlicher schrift und derselben bewerten lehrern
dem volk wol wissen furzusagen, wie sie stetigs fasten
und nuchtern sein sollen und zugleich auch, war-
umb die sondern fasttege zu merer zuberaitung und
volbringung des diensts Gottes, zu anhörung gott-
lichs worts und entpfahung des heiligen sacraments,
auch etwa zu abwendung der christlichen kirchen
obliegen32 neben dem glauben, herzlichem ver-
trauen, gebet und litanien in der kirchen aufkom-
men sind, auch zu solchen furfahenden obligen als
da, die mit verfolgung, teurung, pestilenz, krieg,
falschen rotten und secten wolt angefochten wer-
den, noch ferners anzusetzen und zu halten sein
mochten, wie des exempel aus der schrift und den
bewerten kirchenhistorien zu befinden sind.
Beschließlich, so ist auch fur christenlich und not-
wendig bedacht, das dem bevelch Christi und apo-
stolischen gebrauch nach durch die herrn theologos
nochmals ufs furderlichst von einem christenlichen
bann geratschlagt und geschlossen werde, damit die
unchristlichen laster zu verhuetung der straf gott-
lichs zorns, auch weiterer ergernus gestraft und da-
gegen christenliche disciplin erhalten werde.
Bei solchem allem, auch anderm in mehrbemelter
marggrafischer kirchenordnung verleibt, so in dieser
jetzigen verfaßten ordnung nit geendert oder ge-
mehret, noch derselben entgegen oder zuwider ist,
soll es dismals bleiben. Doch behalten inen die herrn
regenten und rete anstatt hochgedachts ires gne-
digen herrn marggrave Georg Friderichs zu fur-
falender notturft mit stattlichem rat ferner christen-
liche enderung, mehrung und besserung zu tun und
verordnen, in allwege bevor, welchs dann jederzeit
den kirchendienern unverhalten bleiben soll.
Die herrn regenten und rete, haben sich uff die
drei nota bei der gemehrten kirchenordnung, in mar-
gine mit A, B, und C verzaichent, nach rat der herrn

32 = womitmansichbeschäftigt (Schmeller 1,1460).
1 Daß dieses Lutherhed keine mittelalterliche Sequenz
ist, ist selbstverständlich. Aber auch die Vorlage
(Nunc dimittis aus Lukas 2, 29-33) ist keine Se-

theologen und superattendenten alhie zu Onoltz-
bach, nachvolgender gestalt verglichen, wöllen auch,
das demselben genzlich also nachgangen und gelebt
werde.
Auf das erst nota, init A verzaichent.
Die fürnembsten fest, haben ir raine und gute se-
quenz. Bei den soll man bleiben, als nemblich:
Nativitatis Domini:
Grates nunc omnes reddamus Domino.
Purificationis:
Mit frid und freud ich far dahin 1.
Pascha:
Victime paschali laudes.
De Trinitate:
Benedicta semper sancta sit Trinitas.
De Spiritu Sancto:
Veni, Sancte Spiritus, oder Sancti Spiritus adsit
nobis gratia.
An den andern feirtagen und festen, die nit raine
oder keine sequenz haben, sol man das gradual oder
Alleluia singen.
Wo aber die nit rain weren, als gemainlich de
sanctis, an dero stat sing man dieser psalm einen:
Ein feste burg ist unser Gott etc.
Wer Gott nit mit uns diese zeit etc.
Wol dem, der in Gottes forcht steht etc.
Aus tiefer not etc.
Mensch, wilt du leben seliglich etc.
Dan mag auch die gradualia und alleluia abwech-
seln an sontagen und gemelter psalmen ainen an dero
stat singen von des volks wegen.
Auf das ander nota, mit B verzaichent.
Wo nit schulen oder leut vorhanden, die lateinisch
singen konten, sollen die pfarhern anstad des introi-
tus mit dem volk singen:
Nun freud euch, lieben Christen gemain etc.
Dis sind die heiligen zehen gebot etc.
Erbarm, dich mein, o Herr Gott etc,
quenz. So gewiß sie bei Lichtmeßgottesdiensten (bei
der Kerzenweihe) verwendet wurde, so fehlt sie doch
als Sequenz sowohl im Würzburger (f. 74) als Bam-
berger Missale (f. 79); beide haben Consentu parili
(Wackernagel 1, Nr. 144).

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